Urteil des VG Minden vom 23.11.2009

VG Minden (anwaltliche vertretung, verwaltungsgericht, oldenburg, aufgabe, prozess, anrechnung, hamburg, höhe, aufwand, verwaltungsverfahren)

Verwaltungsgericht Minden, 8 K 7/08.A
Datum:
23.11.2009
Gericht:
Verwaltungsgericht Minden
Spruchkörper:
UdG
Entscheidungsart:
Beschluss
Aktenzeichen:
8 K 7/08.A
Tenor:
Auf die Anträge 783/07HP05 pm vom 23.10.2009 werden die nach dem
Beschluss des Oberverwaltungsgerichts für das Land Nordrhein-
Westfalen in Münster vom 09.10.2009 von der Beklagten an die
Klägerinnen zu erstattenden und bereits mitgeteilten Kosten auf
insgesamt 1054,04 EUR (in Worten: Eintausendvierundfünfzig 04/100
EUR) nebst Zinsen in Höhe von fünf Prozentpunkten über dem
Basiszinssatz nach § 247 des Bürgerlichen Gesetzbuches ab
23.10.2009 festgesetzt.
Der weiter gehende Antrag wird zurückgewiesen.
Gründe:
1
Die Festsetzung erfolgt gemäß § 164 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO).
2
Abgesetzt werden von den für die anwaltliche Vertretung im erstinstanzlich Verfahren
geltend gemachten Vergütung: 0,75 Gebühren von der Verfahrensgebühr (183,75 EUR)
sowie 50 % der Reisekostenan-sätze (25,00 EUR) nebst anteiliger Mehrwertsteuer.
3
Nach Vorbemerkung 3 Abs. 4 VV RVG ist die vorgerichtlich wegen desselben
Gegenstandes entstandene Geschäftsgebühr nach Nr. 2300 VV RVG zur Hälfte auf die
Verfahrensgebühr anzurechnen.
4
An diesem zuletzt mit Beschluss des BVerwG vom 22.07.2009 in 9 KSt. 4.08, juris;
bestätigten Umstand hat sich sowohl in der verwaltungsgerichtlichen Kostenfest-
setzung als auch in der verwaltungsgerichtlichen Vergütungsfestsetzung für den hier zu
beurteilenden Altfall auch nach dem Inkrafttreten des § 15a RVG am 05.08.2009 nichts
geändert - vgl.:
5
* VG Oldenburg, Beschluss vom 22.7.2009 in 3 A 4771/05 -juris-
6
* OVG Hamburg, Beschluss vom 20.8.2009 in 4 So 79/09 (Prozesskostenhilfe)
7
* VG Minden, Beschluss vom 25.8.2009 in 9 K 2844/08 -juris-
8
* VG Hamburg, Beschluss vom 26.8.2009 in 15 K 4248/06 (Prozesskostenhilfe)
9
* Bayer. VG Ansbach, Beschluss vom 26.8.2009 in AN 1 M 09.01358 -juris-
10
* Bayer. VG Ansbach, Beschluss vom 27.8.2009 in AN 19 M 07.03209 -juris-
11
* Bayer. VG Ansbach, Beschluss vom 2.9.2009 in AN 19 M 08.01175 -juris-
12
* VG Göttingen, Beschluss vom 4.9.2009 in 4 A 15/09
13
* Bayer. VG Ansbach, Beschluss vom 18.9.2009 in AN 19 M 08.30390 -juris-
14
* Bayer. VG Ansbach, Beschluss vom 18.9.2009 in AN 19 M 08.30362 -juris-
15
* Bayer. VG Ansbach, Beschluss vom 18.9.2009 in AN 19 M 08.30391 -juris-
16
* Bayer. VG Ansbach, Beschluss vom 23.9.2009 in AN 19 M 08.30446 -juris-
17
* Bayer. VG Ansbach, Beschluss vom 23.9.2009 in AN 19 M 08.30392 -juris-
18
* Bayer. VG Ansbach, Beschluss vom 23.9.2009 in AN 19 M 08.30397-juris-
19
* VG Minden, Beschluss vom 5.10.2009 in 7 K 1156/08 (Prozesskostenhilfe) -juris-;
20
* Bayer. VG Ansbach, Beschluss vom 5.10.2009 in AN 19 M 08.30474 -juris-
21
* VG Minden, Beschluss vom 7.10.2009 in 7 K 960/08 (Prozesskostenhilfe) -juris-
22
* Bayer. VGH München, Beschluss vom 21.10.2009 in 19 C 09.2395 -juris-
23
* VG Lüneburg, Beschluss vom 22.10.2009 in 6 A 139/09
24
* OVG Lüneburg, Beschluss vom 27.10.2009 in 13 OA 134/09 (Prozesskostenhilfe) -
juris-
25
* VG Frankfurt a. M., Beschluss vom 29.10.2009 in 5 O 1665/09.F.A (2)
26
* VG Minden, Beschluss vom 5.11.2009 in 8 K 2538/08.A -juris-
27
* VG Braunschweig, Beschluss vom 9.11.2009 in 5 A 159/08
28
* Bayer. VG Ansbach, Beschluss vom 11.11.2009 in AN 1 M 09.01885
29
* OVG Lüneburg, Beschluss vom 17.11.2009 in 10 OA 166/09 -
http://www.dbovg.niedersachsen.de/Find.asp-
30
- a.A.:
31
* VG Frankfurt a.M., Beschluss vom 10.7.2009 in 5 O 1522/09.F.A (1)
32
- Aufgabe der Rechtsprechung mit Beschluss vom 29.10.2009 in 5 O 1665/09.F.A (2)
33
* VG Frankfurt a.M., Beschluss vom 16.7.2009 in 5 O 1659/09.F.A (V) -juris-
34
Aufgabe der Rechtsprechung mit Beschluss vom 29.10.2009 in 5 O 1665/09.F.A (2)
35
* VG Frankfurt a.M., Beschluss vom 10.8.2009 in 8 O 1870/09.F.A(3)
36
* OVG Münster, Beschluss vom 11.8.2009 in 4 E 1609/08 (Prozesskostenhilfe) -juris-
37
* OVG Münster, Beschluss vom 31.8.2009 in 2 E 1133/08
38
* VG Osnabrück, Beschluss vom 3.9.2009 in 5 A 273/08 (Prozesskostenhilfe) -juris-
aufgehoben durch OVG Lüneburg, Beschluss vom 27.10.2009 in 13 OA 134/09
39
* VG Darmstadt, Beschluss vom 4.11.2009 in 7 O 944/09.DA.A (3)
40
Aus den Gründen des Beschlusses des BVerwG vom 22.07.2009 in 9 KSt. 4.08 zur
bisherigen Rechtslage:
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"Der Einwand der Gegenmeinung, die Anrechnung im Kostenfestsetzungs-verfahren
führe zu einer nicht zu rechtfertigenden Privilegierung solcher unterlegener
Prozessgegner, die bereits im Verwaltungsverfahren einen Rechtsanwalt eingeschaltet
haben, gegenüber solchen, die sich erst im gerichtlichen Verfahren anwaltlicher Hilfe
bedient haben (vgl. VGH Mannheim a.a.O. Rn. 8 m.w.N.), vermag nicht zu überzeugen.
Angesichts des in § 162 Abs. 1 und 2 VwGO zum Ausdruck gekommenen Willens, die
Erstattungs-fähigkeit von Rechtsanwaltsgebühren grundsätzlich auf die im Prozess
entstandenen Gebühren zu beschränken, stellt es eine sachlich begründete und daher
auch vor dem Gleichheitssatz zu rechtfertigende gesetzgeberische Entscheidung dar,
durch die Anrechnung die Erstattungsfähigkeit auf den Gebührensatz zu begrenzen, der
auf den Aufwand des Rechtsanwalts im Prozess zugeschnitten ist. Rechtspolitisch
lassen sich Sachgründe freilich auch für eine abweichende Lösung anführen. Um ihnen
Geltung zu verschaffen, bedarf es aber einer Entscheidung des Gesetzgebers (vgl.
hierzu den Entwurf eines § 15a RVG, BTDrucks 16/12717 S. 55, 67 f.)."
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Eine bis dahin in der Verwaltungsgerichtsbarkeit streitige Auffassung (vgl. nur OVG
Münster, Beschluss vom 25.04.2006 in 7 E 410/06, juris), die neben anderen auch das
OVG Münster erstmals im Beschluss vom 09.06.2009 in 18 E 587/09, juris; vertritt.
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Soweit der 2. Zivilsenat des BGH im Beschluss vom 02.09.2009 in II ZB 35/07 mit Blick
auf § 15a RVG für die Kostenfestsetzung in sogenannten Altfällen eine hiervon
abweichende Auffassung vertritt, ist diese Auffassung rechtlich umstritten. Der auf einer
mittelbaren Abweichung von der Rechtsprechung des BGH und des BVerwG zu
Vorbemerkung 3 Abs. 4 VV RVG beruhenden Auffassung sind inzwischen u.a. der 10.
Zivilsenat des BGH im Beschluss vom 29.09.2009 in X ZB 1/09, juris; weitere Senate
der OLG's (Bamberg, Düsseldorf, Frankfurt/M., Hamm, Celle, Oldenburg), des KG Berlin
und der Bayerische VGH im Beschluss vom 21.10.2009 in 19 C 09.2395, juris;
argumentativ entgegengetreten. Letzterer tat dies mit dem Bemerken, dass eine
unmittelbare Anwendung der zivilgerichtlichen Rechtsprechung auf das
verwaltungsgerichtliche Verfahren zudem nicht ohne weiteres möglich wäre.
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Die Klägerinnen wurden von ihren Anwälten wegen desselben Gegenstandes bereits
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im behördlichen Verfahren vertreten. Wegen fehlender Angaben zur Höhe der
Geschäftsgebühr ist eine höhere als die nach Maximalanrechnung verbleibende 0,55
Verfahrensgebühr derzeit nicht glaubhaft. Zum Erfordernis der Glaubhaftmachung und
zur Maximalanrechnung vgl. u.a. VG Minden, Kostenfestsetzungsbeschlüsse vom
09.11.2005 in 7 L 382/05, vom 03.08.2007 in 9 K 1968/06.A, juris (bestätigt durch
Beschluss vom 02.10.2007, nrwe; mit einem Hinweis auf BGH, Beschluss vom
04.04.2007 in III ZB 79/06, juris) vom 06.02.2008 in 7 K 2953/05.A, juris; Beschluss vom
27.10.2008 in 9 K 504/08, juris; VG Ansbach, Beschluss vom 19.11.2008 in AN 1 M
08.30408, juris; sowie OVG Lüneburg, Beschluss vom 25.04.2008 in 13 OA 63/08, juris.
Die Reisekosten sind nach Vorbemerkung 7 Abs. 3 VV RVG wegen der Wahr-nehmung
eines weiteren Termins zu reduzieren.
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