Urteil des SozG Bremen vom 10.12.2009

SozG Bremen: haus, pflegeheim, stadt, miete, umwandlung, investitionsförderung, rechtsverordnung, berufungsschrift, ermächtigung, niedersachsen

Sozialgericht Bremen
Urteil vom 10.12.2009 (nicht rechtskräftig)
Sozialgericht Bremen S 25 P 32/06
1) Folgende Bescheide werden aufgehoben: a) Bescheid vom 23. Dezember 2003 i.d.F. des Widerspruchsbescheides
vom 08. August 2006 betreffend das P.-Haus, Dauerpflege, für das Jahr 2004; b) Bescheid vom 23. Dezember 2003
i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 08. August 2006 betreffend das P.-Haus, Kurzzeitpflege, für das Jahr 2004;
c) Bescheid vom 24. Mai 2005 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 08. August 2006 betreffend das P.-Haus,
Dauerpflege, für die Zeit vom 01. Juli 2005 bis 31. Dezember 2005; d) Bescheid vom 24. Mai 2005 i.d.F. des
Widerspruchsbescheides vom 08. August 2006 betreffend das P.-Haus, Kurzzeitpflege, für die Zeit vom 01. Juli 2005
bis 31. Dezember 2005; e) Bescheid vom 03. Februar 2006 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 08. August 2006
betreffend das P.-Haus, Dauerpflege, für die Zeit vom 01. Januar 2006 bis zum 31. März 2006; f) Bescheid vom 03.
Februar 2006 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 08. August 2006 betreffend das P.-Haus, Kurzzeitpflege, für
die Zeit vom 01. Januar 2006 bis zum 31. März 2006; g) Bescheid vom 19. April 2006 i.d.F. des
Widerspruchsbescheides vom 08. August 2006 betreffend das P.-Haus, Dauerpflege, für die Zeit vom 01. April 2006
bis zum 31. Dezember 2006; h) Bescheid vom 19. April 2006 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 08. August
2006 betreffend das P.-Haus, Kurzzeitpflege, für die Zeit vom 01. April 2006 bis zum 31. Dezember 2006; i) Bescheid
vom 17. Dezember 2003 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17. August 2006 betreffend das Sozialzentrum D.,
Dauerpflege, für das Jahr 2004; j) Bescheid vom 17. Dezember 2003 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17.
August 2006 betreffend das Sozialzentrum D., Junge Pflegebedürftige, für das Jahr 2004; k) Bescheid vom 24. Mai
2005 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17. August 2006 betreffend das Sozialzentrum D., Dauerpflege, für die
Zeit vom 01. Juli 2005 bis zum 31. Dezember 2005; l) Bescheid vom 24. Mai 2005 i.d.F. des
Widerspruchsbescheides vom 17. August 2006 betreffend das Sozialzentrum D., Junge Pflegebedürftige, für die Zeit
vom 01. Juli 2005 bis zum 31. Dezember 2005; m) Bescheid vom 03. Februar 2006 i.d.F. des
Widerspruchsbescheides vom 17. August 2006 betreffend das Sozialzentrum D., Dauerpflege, für die Zeit vom 01.
Januar 2006 bis zum 31. März 2006; n) Bescheid vom 03. Februar 2006 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17.
August 2006 betreffend das Sozialzentrum D., Junge Pflegebedürftige, für die Zeit vom 01. Januar 2006 bis zum 31.
März 2006; o) Bescheid vom 19. April 2006 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17. August 2006 betreffend das
Sozialzentrum D., Dauerpflege, für die Zeit vom 01.April 2006 bis zum 31. Dezember 2006; p) Bescheid vom 19. April
2006 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17. August 2006 betreffend das Sozialzentrum D., Junge
Pflegebedürftige, für die Zeit vom 01.April 2006 bis zum 31. Dezember 2006; q) Bescheid vom 15. Dezember 2003
i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17. Juli 2006 betreffend das "Altenwohn- und Pflegeheim W." für das Jahr
2004; r) Bescheid vom 24. Mai 2005 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17. Juli 2006 betreffend das
"Altenwohn- und Pflegeheim W." für die Zeit vom 01. Juli 2005 bis zum 31. Dezember 2005; s) Bescheid vom 03.
Februar 2006 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17. Juli 2006 betreffend das Altenwohn- und Pflegeheim W. für
die Zeit vom 01. Januar 2006 bis zum 31. März 2006; t) Bescheid vom 19. April 2006 i.d.F. des
Widerspruchsbescheides vom 13. Juli 2006 betreffend das Altenwohn- und Pflegeheim W. für die Zeit vom 01. April
2006 bis zum 31. Dezember 2006; 2) Die Beklagte wird verurteilt, jeweils für die in den vorstehend aufgeführten
Bescheiden genannten Pflegeeinrichtungen und Zeiträume Investitionsförderung ohne Kürzung bei den Aufwendungen
für Miete zu gewähren; 3) Die Beklagte hat die außergerichtlichen Kosten der Klägerin zu erstatten.
Tatbestand:
Streitig ist die Höhe der Gewährung von Investitionsförderung.
Bis zum 31. Dezember 2002 betrieb der X.-verband A-Stadt e.V. folgende in seinem Eigentum stehende vollstationäre
Pflegeeinrichtungen, die von der Beklagten als förderfähig nach § 6 der Verordnung zur Durchführung des Bremischen
Ausführungsgesetzes zum Pflege-Versicherungsgesetz (BremAGPflegeVGV) anerkannt waren: 2. Pflegeeinrichtung
"P.-Haus", X.-str., A-Stadt (Dauerpflege und Kurzzeitpflege); 3. Sozialzentrum D., Y.-str. , A-Stadt (Dauerpflege und
Junge Pflegebedürftige); 4. Pflegeeinrichtung "Altenwohn- und Pflegeheim W.", SY.-AJQ.-Str., A-Stadt.
Zum 01. Januar 2003 vermietete der X.-verband A-Stadt e.V. die genannten Einrichtungen an die Klägerin. Diese
beantragte im Rahmen der Finanzierung der investitionsbedingten Folgekosten die Berücksichtigung der von ihr an die
Klägerin zu entrichtenden Miete. Mit den angefochtenen Bescheiden gewährte die Beklagte Investitionsfolgekosten,
wobei sie Aufwendungen für Miete nur teilweise anerkannte. Im Einzelnen handelt es sich um folgende Bescheide: 1.
Bescheid vom 23. Dezember 2003 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 08. August 2006 betreffend das P.-Haus,
Bescheid vom 23. Dezember 2003 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 08. August 2006 betreffend das P.-Haus,
Dauerpflege, für das Jahr 2004; 2. Bescheid vom 23. Dezember 2003 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 08.
August 2006 betreffend das P.-Haus, Kurzzeitpflege, für das Jahr 2004; 3. Bescheid vom 24. Mai 2005 i.d.F. des
Widerspruchsbescheides vom 08. August 2006 betreffend das P.-Haus, Dauerpflege, für die Zeit vom 01. Juli 2005
bis 31. Dezember 2005; 4. Bescheid vom 24. Mai 2005 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 08. August 2006
betreffend das P.-Haus, Kurzzeitpflege, für die Zeit vom 01. Juli 2005 bis 31. Dezember 2005; 5. Bescheid vom 03.
Februar 2006 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 08. August 2006 betreffend das P.-Haus, Dauerpflege, für die
Zeit vom 01. Januar 2006 bis zum 31. März 2006; 6. Bescheid vom 03. Februar 2006 i.d.F. des
Widerspruchsbescheides vom 08. August 2006 betreffend das P.-Haus, Kurzzeitpflege, für die Zeit vom 01. Januar
2006 bis zum 31. März 2006; 7. Bescheid vom 19. April 2006 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 08. August
2006 betreffend das P.-Haus, Dauerpflege, für die Zeit vom 01. April 2006 bis zum 31. Dezember 2006; 8. Bescheid
vom 19. April 2006 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 08. August 2006 betreffend das P.-Haus, Kurzzeitpflege,
für die Zeit vom 01. April 2006 bis zum 31. Dezember 2006; 9. Bescheid vom 17. Dezember 2003 i.d.F. des
Widerspruchsbescheides vom 17. August 2006 betreffend das Sozialzentrum D., Dauerpflege, für das Jahr 2004; 10.
Bescheid vom 17. Dezember 2003 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17. August 2006 betreffend das
Sozialzentrum D., Junge Pflegebedürftige, für das Jahr 2004; 11. Bescheid vom 24. Mai 2005 i.d.F. des
Widerspruchsbescheides vom 17. August 2006 betreffend das Sozialzentrum D., Dauerpflege, für die Zeit vom 01.
Juli 2005 bis zum 31. Dezember 2005; 12. Bescheid vom 24. Mai 2005 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17.
August 2006 betreffend das Sozialzentrum D., Junge Pflegebedürftige, für die Zeit vom 01. Juli 2005 bis zum 31.
Dezember 2005; 13. Bescheid vom 03. Februar 2006 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17. August 2006
betreffend das Sozialzentrum D., Dauerpflege, für die Zeit vom 01. Januar 2006 bis zum 31. März 2006; 14. Bescheid
vom 03. Februar 2006 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17. August 2006 betreffend das Sozialzentrum D.,
Junge Pflegebedürftige, für die Zeit vom 01. Januar 2006 bis zum 31. März 2006; 15. Bescheid vom 19. April 2006
i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17. August 2006 betreffend das Sozialzentrum D., Dauerpflege, für die Zeit
vom 01.April 2006 bis zum 31. Dezember 2006; 16. Bescheid vom 19. April 2006 i.d.F. des Widerspruchsbescheides
vom 17. August 2006 betreffend das Sozialzentrum D., Junge Pflegebedürftige, für die Zeit vom 01.April 2006 bis
zum 31. Dezember 2006; 17. Bescheid vom 15. Dezember 2003 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17. Juli
2006 betreffend das "Altenwohn- und Pflegeheim W." für das Jahr 2004; 18. Bescheid vom 24. Mai 2005 i.d.F. des
Widerspruchsbescheides vom 17. Juli 2006 betreffend das "Altenwohn- und Pflegeheim W." für die Zeit vom 01. Juli
2005 bis zum 31. Dezember 2005; 19. Bescheid vom 03. Februar 2006 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17.
Juli 2006 betreffend das Altenwohn- und Pflegeheim W. für die Zeit vom 01. Januar 2006 bis zum 31. März 2006; 20.
Bescheid vom 19. April 2006 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 13. Juli 2006 betreffend das Altenwohn- und
Pflegeheim W. für die Zeit vom 01. April 2006 bis zum 31. Dezember 2006. Die Beklagte begründete ihre Bescheide
jeweils damit, dass eine bloße Umwandlung von Eigentumsrechten vorliege, durch die keine zusätzlichen
Finanzierungsansprüche begründet werden könnten.
Dagegen richten sich die vorliegenden Klagen, welche durch Beschluss vom 22. November 2006 zur gemeinsamen
Verhandlung und Entscheidung verbunden worden sind, und mit denen die Klägerin jeweils die Gewährung einer
vollen, ungekürzten Investitionsförderung begehrt. Die Klägerin ist der Auffassung, dass die vorgenommen Kürzungen
bei den Aufwendungen für Miete rechtswidrig seien. Mieten, Pachten und sonstige Nutzungsentgelte seien nach § 5
Abs. 1 Nr. 5 BremAGPflegeVGV förderungsfähige Folgekosten. Allerdings enthalte die genannte Vorschrift in Satz 2
die Einschränkung, dass die bloße Umwandlung von Eigentumsrechten am Anlagevermögen oder an Teilen des
Anlagevermögens einer Pflegeeinrichtung in entgeltliche Nutzungsrechte keine zusätzlichen Finanzierungsansprüche
begründe. Zum einen seien aber im vorliegenden Fall keine Eigentumsrechte umgewandelt worden, da der X.-verband
A-Stadt e.V. nach wie vor Eigentümer des Vermögens und des Grundbesitzes mit den Pflegeeinrichtungen sei. Zum
anderen sei die genannte Ausschlussregelung in der BremAGPflegeVGV nicht von einer hinreichenden Ermächtigung
gedeckt. In § 7 Abs. 2 des Gesetzes zur Ausführung des Pflege-Versicherungsgesetzes im Lande A-Stadt
(BremAGPflegeVG) sei die Beklagte nur ermächtigt worden, durch Rechtsverordnung das Nähere zur Förderung,
insbesondere zum Verfahren der Beantragung, Ermittlung, Bewilligung und Abrechnung der Förderbeträge zu regeln. §
5 Abs. 1 Nr. 5 Satz 2 BremAGPflegeVGV enthalte jedoch keinen Bewertungsmaßstab, sondern schränke
grundsätzlich einen Anspruch auf Förderung ein. Dies sei von der Ermächtigungsgrundlage nicht gedeckt.
Die Klägerin beantragt,
1) folgende Bescheide aufzuheben: a) Bescheid vom 23. Dezember 2003 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 08.
August 2006 betreffend das P.-Haus, Dauerpflege, für das Jahr 2004; b) Bescheid vom 23. Dezember 2003 i.d.F. des
Widerspruchsbescheides vom 08. August 2006 betreffend das P.-Haus, Kurzzeitpflege, für das Jahr 2004; c)
Bescheid vom 24. Mai 2005 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 08. August 2006 betreffend das P.-Haus,
Dauerpflege, für die Zeit vom 01. Juli 2005 bis 31. Dezember 2005; d) Bescheid vom 24. Mai 2005 i.d.F. des
Widerspruchsbescheides vom 08. August 2006 betreffend das P.-Haus, Kurzzeitpflege, für die Zeit vom 01. Juli 2005
bis 31. Dezember 2005; e) Bescheid vom 03. Februar 2006 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 08. August 2006
betreffend das P.-Haus, Dauerpflege, für die Zeit vom 01. Januar 2006 bis zum 31. März 2006; f) Bescheid vom 03.
Februar 2006 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 08. August 2006 betreffend das P.-Haus, Kurzzeitpflege, für
die Zeit vom 01. Januar 2006 bis zum 31. März 2006; g) Bescheid vom 19. April 2006 i.d.F. des
Widerspruchsbescheides vom 08. August 2006 betreffend das P.-Haus, Dauerpflege, für die Zeit vom 01. April 2006
bis zum 31. Dezember 2006; h) Bescheid vom 19. April 2006 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 08. August
2006 betreffend das P.-Haus, Kurzzeitpflege, für die Zeit vom 01. April 2006 bis zum 31. Dezember 2006; i) Bescheid
vom 17. Dezember 2003 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17. August 2006 betreffend das Sozialzentrum D.,
Dauerpflege, für das Jahr 2004; j) Bescheid vom 17. Dezember 2003 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17.
August 2006 betreffend das Sozialzentrum D., Junge Pflegebedürftige, für das Jahr 2004; k) Bescheid vom 24. Mai
2005 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17. August 2006 betreffend das Sozialzentrum D., Dauerpflege, für die
Zeit vom 01. Juli 2005 bis zum 31. Dezember 2005; l) Bescheid vom 24. Mai 2005 i.d.F. des
Widerspruchsbescheides vom 17. August 2006 betreffend das Sozialzentrum D., Junge Pflegebedürftige, für die Zeit
vom 01. Juli 2005 bis zum 31. Dezember 2005; m) Bescheid vom 03. Februar 2006 i.d.F. des
Widerspruchsbescheides vom 17. August 2006 betreffend das Sozialzentrum D., Dauerpflege, für die Zeit vom 01.
Januar 2006 bis zum 31. März 2006; n) Bescheid vom 03. Februar 2006 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17.
August 2006 betreffend das Sozialzentrum D., Junge Pflegebedürftige, für die Zeit vom 01. Januar 2006 bis zum 31.
März 2006; o) Bescheid vom 19. April 2006 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17. August 2006 betreffend das
Sozialzentrum D., Dauerpflege, für die Zeit vom 01.April 2006 bis zum 31. Dezember 2006; p) Bescheid vom 19. April
2006 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17. August 2006 betreffend das Sozialzentrum D., Junge
Pflegebedürftige, für die Zeit vom 01.April 2006 bis zum 31. Dezember 2006; q) Bescheid vom 15. Dezember 2003
i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17. Juli 2006 betreffend das "Altenwohn- und Pflegeheim W." für das Jahr
2004; r) Bescheid vom 24. Mai 2005 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17. Juli 2006 betreffend das
"Altenwohn- und Pflegeheim W." für die Zeit vom 01. Juli 2005 bis zum 31. Dezember 2005; s) Bescheid vom 03.
Februar 2006 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 17. Juli 2006 betreffend das Altenwohn- und Pflegeheim W. für
die Zeit vom 01. Januar 2006 bis zum 31. März 2006; t) Bescheid vom 19. April 2006 i.d.F. des
Widerspruchsbescheides vom 13. Juli 2006 betreffend das Altenwohn- und Pflegeheim W. für die Zeit vom 01. April
2006 bis zum 31. Dezember 2006; 2) die Beklagte zu verurteilen, jeweils für die in den vorstehend aufgeführten
Bescheiden genannten Pflegeeinrichtungen und Zeiträume Investitionsförderung ohne Kürzung bei den Aufwendungen
für Miete zu gewähren.
Die Beklagte beantragt,
die Klagen abzuweisen.
Sie sieht in der Vermietung der Pflegeheime an die Klägerin zum 01. Januar 2003 und der Aufspaltung in die
Vermögensträgerschaft durch den X.-verband A-Stadt e.V. und die Einrichtungsträgerschaft der Klägerin den
Ausschlusstatbestand des § 5 Abs. 1 Nr. 5 Satz 2 BremAGPflegeVGV als erfüllt an. Hierzu beruft sie sich auf die
von ihr vorgelegte Begründung zum BremAGPflegeVGV, wonach die bloße Umwandlung von Eigentumsrechten ohne
substantielle Veränderungen keine anerkennungsfähigen Mehrkosten begründen solle. Gemeint seien damit nach der
Begründung Ausgründungen und Aufspaltungen von Betrieben und Unternehmen, durch die die Vermögens- und
Einrichtungsträgerschaft aufgeteilt werde und der Betreiber als nur mehr Nutzungsberechtigter allein deshalb ein dies
bis dahin entstandenen Investitionsfolgekosten übersteigendes Nutzungsentgelt (Miete) geltend mache; durch
"Rechtsformpolitik" sollten keine erhöhten Ansprüche an die Investitionsfinanzierung auf der Basis "unechter"
Mehrkosten geschaffen werden können.
Wegen weiterer Einzelheiten des Sachverhalts wird Bezug genommen auf die Prozessakte und die Verwaltungsakten
der Beklagten. Diese Unterlagen haben vorgelegen und waren Gegenstand der mündlichen Verhandlung.
Entscheidungsgründe:
Die Klagen sind zulässig und auch begründet. Zu Unrecht hat die Beklagte bei der Gewährung von
Investitionsförderung für die von der Klägerin betriebenen Einrichtungen Kürzungen bei den Aufwendungen für Miete
unter Berufung auf den Ausschlusstatbestand des § 5 Abs. 1 Nr. 5 Satz 2 BremAGPflegeVGV vorgenommen. Die
angefochtenen Bescheide verletzten die Klägerin daher in ihren Rechten.
Für die von ihr betriebenen Einrichtungen zahlt die Klägerin Miete an den X.-verband A-Stadt e.V. Mieten, Pachten
oder sonstige Entgelte für die Nutzung fremden Anlagevermögens werden gem. § 5 Abs. 5 Satz 1 BremAGPflegeVGV
in der nachgewiesenen Höhe berücksichtigt, soweit sie das marktübliche Niveau nicht übersteigen. Dass Letzteres
der Fall wäre, wird von der Beklagten nicht behauptet und ist auch nicht ersichtlich. Somit ergibt sich ein Anspruch
der Klägerin auf Berücksichtigung der von ihr nachgewiesenen Mietzahlungen in voller Höhe.
Zur Abwehr dieses Anspruches beruft sich die Beklagte zu Unrecht auf § 5 Abs. 1 Nr. 5 Satz 2 BremAGPflegeVGV.
Nach dieser Vorschrift begründet die bloße Umwandlung von Eigentumsrechten am Anlagevermögen oder an Teilen
des Anlagevermögens einer Pflegeeinrichtung in entgeltliche Nutzungsrechte keine zusätzlichen
Finanzierungsansprüche. Dieser Ausschlusstatbestand kann jedoch aus zwei Gründen nicht mit Erfolg geltend
gemacht werden:
Zum einen ist die Beklagte durch § 7 Abs. 2 BremAGPflegeVG lediglich dazu ermächtigt worden, durch
Rechtsverordnung das Nähere zur Förderung, insbesondere zum Verfahren der Beantragung, Ermittlung, Bewilligung
und Abrechnung der Förderbeträge zu regeln. Die Ermächtigung bezieht sich folglich auf die Regelung von
Bewertungsmaßstäben und Verfahrensabläufen. § 5 Abs. 1 Nr. 5 Satz 2 BremAGPflegeVGV geht über diesen
Regelungsumfang hinaus. Er stellt eine grundsätzliche Einschränkung des Förderungsanspruches dar und ist daher
von der Ermächtigungsgrundlage nicht gedeckt.
Zum anderen sind die tatbestandlichen Voraussetzungen von § 5 Abs. 1 Nr. 5 Satz 2 BremAGPflegeVGV nicht erfüllt.
Der Ausschlusstatbestand setzt seinem eindeutigen Wortlaut nach eine Umwandlung von Eigentumsrechten voraus.
Umwandlung, d.h. Änderung von Eigentumsrechten kann ausschließlich erfolgen durch Dereliktion, Erbfolge,
Kauf/Verkauf oder Schenkung. Keiner dieser Fälle liegt hier vor. Das Eigentum des X.-verbandes e.V. an den
Grundstücken und Immobilien besteht auch seit dem 01. Januar 2003 in gleicher Weise, wie es bis zum 31.
Dezember 2002 bestanden hat. Dies wird auch von der Beklagten nicht bestritten.
Soweit die Beklagte damit argumentiert, die Begründung zur BremAGPflegeVGV zeige auf, dass gerade erhöhte
Kosten durch Ausgründungen und Aufspaltungen von Betrieben und Unternehmen von der Finanzierung hätten
ausgeschlossen werden sollen, so ist ihr entgegenzuhalten, dass die Begründung zu einer (unter-)gesetzlichen
Regelung erst und nur dann ergänzend herangezogen werden kann, wenn der Wortlaut der betreffenden Vorschrift
nicht eindeutig und somit eine Auslegung vorzunehmen ist. Der Begriff der Umwandlung von Eigentumsrechten ist
jedoch vollkommen eindeutig bestimmbar und lässt keinen weiteren Spielraum zu.
Die Klagen mussten daher zum Erfolg führen.
Die Kostenentscheidung folgt aus § 197 a SGG i.V.m. § 154 VwGO.
Rechtsmittelbelehrung:
Dieses Urteil kann mit der Berufung angefochten werden.
Die Berufung ist innerhalb eines Monats nach Zustellung des Urteils beim Landessozialgericht Niedersachsen-
Bremen, Georg-Wilhelm-Straße 1, 29223 Celle oder bei der Zweigstelle des Landessozialgerichts Niedersachsen-
Bremen, Am Wall 198, 28195 Bremen schriftlich oder mündlich zur Niederschrift des Urkundsbeamten der
Geschäftsstelle einzulegen.
Die Berufungsfrist ist auch gewahrt, wenn die Berufung innerhalb der Monatsfrist bei dem
Sozialgericht Bremen, Am Wall 198, 28195 Bremen
schriftlich oder mündlich zur Niederschrift des Urkundsbeamten der Geschäftsstelle eingelegt wird.
Die Berufungsschrift muss innerhalb der Monatsfrist bei einem der vorgenannten Gerichte eingehen. Sie soll das
angefochtene Urteil bezeichnen, einen bestimmten Antrag enthalten und die zur Begründung der Berufung dienenden
Tatsachen und Beweismittel angeben.
Ist das Urteil im Ausland zuzustellen, so gilt anstelle der oben genannten Monatsfrist eine Frist von drei Monaten.
Der Berufungsschrift und allen folgenden Schriftsätzen sollen Abschriften für die übrigen Beteiligten beigefügt werden.
gez. FR. Richterin am Sozialgericht