Urteil des LSG Schleswig-Holstein vom 05.03.2009

LSG Shs: auskunft, aufwand, patient, entschädigung, sachverständiger, fax, gerichtsakte, ausstellung

Schleswig-Holsteinisches Landessozialgericht
Beschluss vom 05.03.2009 (rechtskräftig)
Schleswig-Holsteinisches Landessozialgericht L 1 SF 1/09 KO
Der Antragsteller ist mit 8,50 EUR zu entschädigen.
Gründe:
Im Verfahren L 5 R 44/07 fragte der Berichterstatter am 19. Januar 2009 beim Antragsteller an, ob das laut
Behandlungs- und Befundbericht vom 9. April 2008 vorgesehene Reintonaudiogramm beim Kläger inzwischen
angefertigt worden sei und ob sich demnach eine wesentliche Änderung in seinen Gesundheitsstörungen ergeben
habe. Daraufhin faxte der Antragsteller am 20. Januar 2009 nochmals seinen Bericht vom 9. April 2008 dem Senat zu
und fügte an: "Der Patient hat sich bis zum 20. Januar 2009 hier nicht mehr vorgestellt."
Die Kostenbeamtin des Schleswig-Holsteinischen Landessozialgerichts entschädigte dieses Schreiben mit 8,50 EUR,
weil die Voraussetzungen der Nr. 200 der Anlage 2 zu § 10 JVEG nicht erfüllt seien. Der festgesetzte Betrag gelte
den Aufwand für das Heraussuchen und die Durchsicht der Patientenunterlagen ab. Hiergegen wendet sich der
Antragsteller mit der Erinnerung und trägt vor, er habe einen Bericht nach § 9 JVEG erstattet. Bei einem Stundensatz
von 50,00 EUR und einem Aufwand von einer halben Stunde zuzüglich Schreibarbeit sei eine Entschädigung von
25,00 EUR insgesamt angemessen. Auf den Inhalt der Gerichtsakte L 5 R 44/07 und die Akte L 1 SF 1/09 KO wird im
Übrigen verwiesen.
Der Antragsteller ist mit 8,50 EUR zu entschädigen.
Er hat kein Gutachten nach § 9 JVEG erstattet. Danach werden Sachverständige für die Erstattung von Gutachten
vergütet. Unter einem medizinischen Gutachten ist die fachkundige Ermittlung und Zusammenfassung medizinischer
Tatsachen und deren Bewertung in Bezug auf eine sozialmedizinische Fragestellung zu verstehen. Diese
Voraussetzungen sind nicht erfüllt. Die bloße Mitteilung, dass eine beabsichtigte Untersuchung nicht stattgefunden
hat, enthält nicht die Feststellung von medizinischen Befunden und ihre ärztliche Bewertung.
Der Antragsteller ist aber auch nicht nach Nr. 200 der Anlage 2 zu § 10 JVEG zu entschädigen. Danach werden die
Ausstellung eines Befundscheins oder die Erteilung einer schriftlichen Auskunft mit 21,00 EUR entschädigt. Ein
Befundschein, worunter auch ein Behandlungs- und Befundbericht zu verstehen ist, referiert medizinische Fakten.
Dazu müssen aber solche Fakten vorliegen und vom Arzt zusammengestellt werden. Die damit verbundene Arbeit
des Arztes ist seine Leistung, die entschädigt wird. Die nochmalige Übersendung eines bereits früher erstatteten (und
auch entschädigten) Befundberichts und die Mitteilung, dass der Patient danach nicht mehr bei dem Arzt erschienen
ist, enthält keine Leistung des Arztes, die das Gesetz als entschädigungsbedürftig anerkennt. Denn eine
Zusammenstellung weiterer Befunde ist gerade nicht erfolgt.
Die Mitteilung des Antragstellers vom 20. Januar 2009 ist auch keine schriftliche Auskunft im Sinne der Nr. 200 der
Anlage 2 zu § 10 JVEG. Da es auch hierbei um eine Leistungsentschädigung geht, müssen dem Arzt berichtenswerte
Fakten vorliegen, über die er Auskunft geben kann. Im vorliegenden Falle liegen aber solche Tatsachen gerade nicht
vor, weil der Kläger seit dem 9. April 2008 nicht mehr beim Antragsteller erschienen ist. Die Mitteilung, dass es nichts
zu berichten gibt, ist nach dem Sinn und Zweck der Nr. 200 der Anlage 2 zu § 10 JVEG selbst keine
entschädigungspflichtige Auskunft.
Es ist nicht zu übersehen, dass dem Antragsteller nichtsdestoweniger ein gewisser Aufwand durch die Anfrage des
Senats entstanden ist. Da der Antragsteller insofern als sachverständiger Zeuge (vgl. hierzu BSG vom 2. Oktober
2008 – B 9 SB 7/07 R -) angeschrieben worden ist, erfolgt der Ersatz sonstiger Aufwendungen nach § 7 Abs. 1 JVEG.
Danach sind die notwendigen baren Auslagen eines Zeugen zu ersetzen. Es war nötig, die Patientenunterlagen des
Klägers herauszusuchen und ein Fax darüber abzusetzen, dass dieser seit dem 9. Februar 2008 nicht mehr
erschienen war. Für diese Leistung ist eine Entschädigung in Höhe von 8,50 EUR angemessen. Sie deckt auch die
Kosten der Schreibkraft ab, die nichts weiter als einen Satz zu schreiben hatte.
Diese Entscheidung ergeht gebührenfrei, Kosten sind nicht zu erstatten (§ 4 Abs. 8 JVEG).
Die Entscheidung ist unanfechtbar (§ 177 SGG).