Urteil des LSG Nordrhein-Westfalen vom 30.05.2007

LSG NRW: fahrschule, medizinisches gutachten, behandelnder arzt, praktische ausbildung, behinderung, form, anfang, gutachter, erwerb, zukunft

Landessozialgericht NRW, L 12 AL 45/06
Datum:
30.05.2007
Gericht:
Landessozialgericht NRW
Spruchkörper:
12. Senat
Entscheidungsart:
Urteil
Aktenzeichen:
L 12 AL 45/06
Vorinstanz:
Sozialgericht Detmold, S 10 AL 4/03
Sachgebiet:
Arbeitslosenversicherung
Rechtskraft:
nicht rechtskräftig
Tenor:
Die Berufung des Klägers gegen das Urteil des Sozialgerichts Detmold
vom 03.02.2006 wird zurückgewiesen. Außergerichtliche Kosten sind
auch im Berufungsverfahren nicht zu erstatten. Die Revision wird nicht
zugelassen.
Tatbestand:
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Streitig ist der Anspruch des Klägers auf Weitergewährung von Leistungen nach der
Kraftfahrzeughilfeverordnung (KfzHV) in Form einer praktischen Fahrausbildung.
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Der 1984 geborene Kläger leidet an einer infantilen spastischen Cerebralparese mit
besonderer Betroffenheit beider Beine. Ausweislich seines
Schwerbehindertenausweises ist vom Versorgungsamt ein Grad der Behinderung von
100 festgestellt worden. Weiterhin sind in seinem Schwerbehindertenausweis die
Merkzeichen "G " für gehbehindert, "aG" für außergewöhnlich gehbehindert, "RF" für die
Befreiung von der Rundfunkgebühr, "H" für hilflos und "B" für die Notwendigkeit
ständiger Begleitung bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel vermerkt.
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Am 04.12.2001 stellte der Kläger einen Antrag auf die Erteilung der Fahrerlaubnisse "M"
und "B" beim Straßenverkehrsamt E. Auf dessen Veranlassung brachte er ein
medizinisches Gutachten des Orthopäden X vom 29.05.2002 bei, in dem es heißt, dass
der Kläger aus orthopädischer Sicht nicht in der Lage sei, Kraftfahrräder sicher zu
führen. Die Fahrerlaubnis "M" könne daher nicht erteilt werden. Anders stelle es sich mit
der Fahrerlaubnis "B" dar. Insoweit sei er grundsätzlich aus orthopädischer Sicht in der
Lage, die entsprechende Fahrerlaubnis zu erlangen. Abschließend führte der Gutachter
aus: "Sollten sich bei der Ausbildung Probleme ergeben, sollte vorsorglich noch ein
zusätzliches Gutachten einer MPU durchgeführt werden; hierbei insbesondere dann
auch eine neurologische Kontrolle."
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Am 29.05.2002 beantragte der Kläger bei der Beklagten die Gewährung von Leistungen
zur Kraftfahrzeughilfe in Form
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- der Beschaffung eines Kraftfahrzeuges, - der Übernahme der Kosten für
behinderungsbedingte Zusatzausstattung des Kfz und deren Reparatur, - sowie in Form
eines Zuschusses zu den Kosten der Fahrausbildung und des Erwerbs der
Fahrerlaubnis.
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Mit Bescheid vom 12.06.2002 gewährte die Beklagte "dem Grunde nach den
nachstehend erläuterten Zuschuss zum Erwerb des Führerscheins", nämlich die Kosten
für die theoretische Fahrausbildung sowie für die praktische Fahrausbildung. Bezüglich
der praktischen Fahrausbildung wurden die zu übernehmenden Kosten, soweit bei
Erteilung absehbar, mit 3.676,00 EUR beziffert. In diesem Betrag waren u.a. 50
Fahrstunden enthalten. Weiter hieß es in dem Bescheid, würden für die praktische
Fahrausbildung mehr als 50 Fahrstunden benötigt, koste jede weitere Fahrstunde 31,00
EUR zuzüglich Mehrwertsteuer.
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Die praktische Fahrausbildung begann Anfang Juni 2002. Anfang August 2002 begann
der Kläger eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten, Fachbereich
Kommunalverwaltung, bei der Gemeinde M. Die praktische Fahrausbildung sowie die
theoretische Fahrausbildung wurden parallel hierzu fortgeführt.
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Im September 2002 teilte der Kläger der Beklagten mit, dass er die theoretische
Fahrprüfung bestanden habe.
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Die praktische Fahrerlaubnisprüfung am 04.11.2002 für die Klasse "B" bestand der
Kläger nicht. Im Rahmen der praktischen Fahrerlaubnisprüfung wurde vom TÜV Nord
eine sogenannte Fahrprobe durchgeführt, deren Ziel es war, ein Gutachten zu erstellen,
das gegebenenfalls erforderliche Umrüstungen am Kfz unter Berücksichtigung der
behinderungsbedingten Einschränkungen des Klägers enthielt. Dieses Gutachten
konnte nicht fertiggestellt werden, da weder am 04.11.2002 noch später festgestellt
werden konnte, ob die beim Kläger im Rahmen der Fahrprobe aufgetretenen Mängel bei
der Beherrschung des Kfz auf fehlende Kenntnisse oder auf fehlende Fertigkeiten des
Klägers oder auf eine nicht ausreichende Fahrzeugumrüstung zurückzuführen waren.
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Am 12.11.2002 empfahl der technische Beratungsdienst des Landesarbeitsamtes
Nordrhein-Westfalen aufgrund der trotz 163 Fahrstunden nicht bestandenen praktischen
Fahrerlaubnisprüfung sowie des offenen Ergebnisses der Fahrprobe, die weitere
Führerscheinausbildung des Klägers nicht zu fördern.
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Mit Bescheid vom 25.11.2002 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom
19.12.2002 hob die Beklagte die bewilligten Leistungen zur Kraftfahrzeughilfe für die
Zukunft auf. Zur Begründung wurde im Wesentlichen ausgeführt, nach Zustimmung des
technischen Beratungsdienstes des Landesarbeitsamtes Nordrhein-Westfalen als
Fachdienst der Bundesanstalt für Arbeit sei ihm ein Zuschuss zum Erwerb des
Führerscheins nach § 33 Abs. 3 Nr. 1 und Abs. 8 Nr. 1 Sozialgesetzbuch Neuntes Buch
- Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen - (SGB IX) in Verbindung mit den
§§ 2 Abs. 1 Nr. 3 und 3 Abs. 1 KfzHV bewilligt worden. Nach 163 finanziell geförderten
Fahrstunden und nicht bestandener praktischer Führerscheinprüfung habe der
technische Beratungsdienst mitgeteilt, dass eine weitere Förderung nicht angezeigt sei.
Daher sei der Bewilligungsbescheid für die Zukunft aufzuheben.
12
Am 06.01.2003 hat der Kläger vor dem Sozialgericht (SG) Klage erhoben und weiterhin
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die Gewährung von Leistungen nach der KfzHV in Form einer praktischen
Fahrausbildung begehrt. Zur Begründung hat er ausgeführt, er sei trotz seiner
spastischen Behinderung in der Lage, auch die praktische Führerscheinprüfung zu
bestehen. Die Beklage habe eine seines Erachtens nicht geeignete Fahrschule in Q für
die praktische Fahrausbildung ausgewählt, wobei die theoretische Ausbildung durch
eine andere Fahrschule erfolgt sei. Das sei nicht sinnvoll und aufeinander abgestimmt
gewesen. Besser wäre die Fahrausbildung durch die Verkehrs- und Ausbildungs-GmbH
in N durchzuführen gewesen. Diese Fahrschule verfüge über langjährige Erfahrung in
der Ausbildung (schwer-)behinderter Menschen. Dort hätte er im Rahmen einer
Ferienfahrschulausbildung binnen 3 Wochen den Führerschein erwerben können. Dies
wäre sinnvoll gewesen, weil er auf diese Weise noch vor dem 01.08.2002, d.h. vor
Beginn seiner Ausbildung durch die Gemeinde M, den Führerschein hätte erwerben
können. Die über 160 Fahrstunden seien ihm förmlich aufgedrängt worden. Es hätten
Fahrstunden von 3 bis 4 Zeitstunden am Tag stattgefunden. So viele Fahrstunden am
Stück seien selbst für eine nicht behinderte Person nicht sinnvoll. Ein Lerneffekt habe
sich so nicht einstellen können. Daher könne aus dem Umstand, dass er trotz 163
Fahrstunden die praktische Fahrprüfung nicht bestanden habe, nicht geschlossen
werden, dass er nicht in der Lage sei, ein Kraftfahrzeug sicher zu führen. Im Übrigen
würden auch nicht behinderte Personen nicht stets im ersten Versuch die praktische
Fahrprüfung bestehen. Auch sei es bei der Art der bei ihm vorliegenden Behinderung
nicht außergewöhnlich, dass derart viele Fahrstunden erforderlich seien.
Der Kläger hat beantragt,
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die Beklagte zu verurteilen, ihm unter Abänderung des Bescheides vom 25.11.2002 in
der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 19.12.2002 weitere Fahrstunden zum
Erwerb eines Führerscheins zu bezuschussen.
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Die Beklagte hat beantragt,
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die Klage abzuweisen.
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Sie hat an ihrer in den angefochtenen Bescheiden vertretenen Auffassung festgehalten.
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Das SG hat Beweis erhoben durch Einholung eines neurologisch-psychiatrischen
Gutachtens des Sachverständigen Dr. E. Das Gutachten wurde nach Aktenlage
erstattet, weil der Kläger, der seine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten im
Oktober 2004 ohne Abschluss abgebrochen hatte, sich nicht bereit erklärt hatte, einen
ärztlichen Gutachter aufzusuchen.
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Das SG hat weiteren Beweis erhoben durch Vernehmung des Mitarbeiters des TÜV
Nord N1 als Zeugen.
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Mit Urteil vom 03.02.2006 hat das SG die Klage abgewiesen. Es hat zur Begründung
wie folgt ausgeführt: "Der Kläger wird durch den angefochtenen Bescheid vom
25.11.2002 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 19.12. 2002 nicht
beschwert im Sinne des § 54 Abs. 2 S. 1 Sozialgerichtsgesetz (SGG). Er hat keinen
Anspruch auf weitere Leistungen der Beklagten nach der Kraftfahrzeughilfeverordnung.
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Die Beklagte war berechtigt, den ursprünglichen Bescheid gemäß § 48 Abs. 1 S. 1 SGB
X wegen wesentlicher Änderung der tatsächlichen oder rechtlichen Verhältnisse seit
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Erlass des Verwaltungsaktes mit Dauerwirkung vom 12. Juni 2002 aufzuheben.
Die wesentliche Änderung liegt darin, dass die Beklagte bei Erlass des Bescheides im
Juni 2002 davon ausgehen durfte und musste, dass der kläger entsprechend § 3 Abs. 1
Nr. 2 KfzHV grundsätzlich in der Lage ist, trotz Behinderung ein Kraftfahrzeug zu führen.
Damals war der Kläger nämlich vom Orthopäden Dr. X begutachtet worden. Der
Gutachter hat aus orthopädischer Sicht grundsätzlich die Befähigung des Klägers zum
Führen eines Kraftfahrzeugs bejaht. Er hat damals noch keine Anhaltspunkte für die
Notwendigkeit zur Einholung eines weiteren Gutachtens gesehen, insbesondere nicht
zur Durchführung einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU). Dr. X hat
jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass, sollten sich bei der Ausbildung
Probleme ergeben , noch eine MPU des Klägers notwendig sei, um seine Geeignetheit
zum Führen von Kraftfahrzeugen beurteilen zu können.
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Genau diese Situation ist nun eingetreten.
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Zum einen hat der Kläger trotz 163 Fahrstunden die praktische Fahrerlaubnisprüfung im
November 2002 nicht bestanden. Zur Überzeugung der Kammer stellt dieser Umstand
Probleme bei der Ausbildung dar, die nach Auffassung des Sachverständigen Dr. X
eine MPU notwendig machen. Die Kammer übersieht dabei nicht, dass die Art und
Weise der Durchführung der Unterrichtsstunden, nämlich zum Teil zwischen drei und
vier Zeitstunden am Stück, ungünstig war. Dennoch lässt sich aus einem vierfach
höheren Ausbildungsaufwand als bei einem gesundheitlich unbeeinträchtigten
Fahrschüler schließen, dass neben den durch den Umbau des Fahrzeugs
kompensierten körperlichen Leistungseinbußen weitere Leistungseinbußen beim
Kläger vorliegen oder zumindest vorliegen könnten, welche die Reaktionsfähigkeit, den
Aufmerksamkeitsumfang, die Anpassungs- und die Umstellungsfähigkeit
beeinträchtigen. Die Überzeugung der Kammer stützt sich dabei auf das schlüssige
Gutachten des Sachverständigen Dr. E vom 23. September 2005. Das
Sachverständigengutachten ist auf Basis des aktuellen medizinischen Kenntnisstandes
verfasst. Es enthält keine Widersprüche oder Unrichtigkeiten. Der Verwertung des
Gutachtens steht auch nicht entgegen, dass es nach Aktenlage eingeholt wurde. Dieser
Umstand ist darauf zurückzuführen, dass der Kläger sich einer Begutachtung genauso
wie der Einholung von Befundberichten bei den ihn behandelnden Ärzten verweigert,
obwohl er vom Gericht auf die möglichen Folgen, nämlich die ihn treffende objektive
Beweislast bzgl. seiner grundsätzlichen Fahrtauglichkeit, hingewiesen worden ist.
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Die Weigerung des Klägers, sich einer Begutachtung zu unterziehen, bestätigt dabei
gerade die Zweifel an seiner Kritik- und Urteilsfähigkeit und damit an einer der
Eignungsvoraussetzungen für das sichere Führen von Kraftfahrzeugen der Klasse B.
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Eine weitere wesentliche Änderung der Verhältnisse zwischen dem Ausgangsbescheid
des Jahres 2002 und dem angefochtenen, ihn aufhebenden Bescheid des Jahres 2003
liegt darin, dass aufgrund der vom TÜV Nord durchgeführten Fahrprobe nicht mehr
ausgeschlossen werden kann, dass die während dieser Fahrprobe aufgetretenen Fehler
auf fehlende, durch weitere Schulungen oder Umbauten des Fahrzeugs nicht
kompensierbare Fertigkeiten des Klägers zurückzuführen ist. Das hat der TÜV Nord auf
schriftliche Nachfrage des Gerichts mit Schreiben vom 17.05.2004 (Bl. 47 der
Gerichtakte) und der zuständige Mitarbeiter, der Zeuge N1, bei seiner Vernehmung am
20.04.2005 überzeugend dargelegt.
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Die vom Kläger gegen diese Überlegungen erhobenen Einwände überzeugen nicht. Sie
sprechen vielmehr zum Teil sogar dafür, dass er nicht in der Lage ist, ein Kraftfahrzeug
sicher zu führen oder dass zumindest erhebliche, noch zu klärende Zweifel daran
bestehen. So legte der Kläger mit Schrifsatz vom 18.11.2003 ein Schreiben der
Fahrschule TEAM aus Hamburg vor. Darin wies die auf behinderte Fahrschüler
spezialisierte Fahrschule darauf hin, dass bei frühkindlichen Hirnschädigungen, wie sie
beim Kläger vorliegen, die körperlichen Auswirkungen (Störungen des
Bewegungsapparates) gegenüber den neurologischen und neuro-psychologischen
Folgen sehr häufig in den Hintergrund treten. Durch diese Stellungnahme wird die
Auffassung des Gutachters Dr. X und des Sachverständigen Dr. E bestätigt. Einer
entsprechenden Überprüfung seiner neurologischen und neuro-psychologischen
Fähigkeiten bzw. Einschränkungen wollte und will sich der Kläger jedoch nicht stellen.
Weitere Ermittlungen von Amts wegen sind nicht möglich.
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Die vom Kläger vorgelegte Stellungnahme der Fahrschule Verkehr + Ausbildungs
GmbH aus N vom 16.10.2003 überzeugt ebenfalls nicht. In der Stellungnahme gibt die
Fahrschule an, dass die vom Kläger in Q durchgeführte praktische Ausbildung nicht
geeignet gewesen sei, um die praktische Fahrerlaubnisprüfung zu bestehen. Mehr als
90 Fahrminuten am Tag seien nicht sinnvoll. Man könne deshalb auch aus der über 160
absolvierten Fahrstunden und der nicht erfolgreich abgelegten Fahrprüfung keine
Rückschlüsse auf die Fähigkeiten des Klägers ziehen.
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Dem ist entgegen zu halten, dass dieselbe Fahrschule am 21.05.2002 einen
Kostenvoranschlag vorgelegt hat (Bl. 9 der Verwaltungsakte), bei der sie von 50
Fahrstunden zu je 45 Minuten ausging. Dieser Schulungsumfang sollte nach ihrer
damaligen Einschätzung ausreichend sein für eine praktische Fahrausbildung des
Klägers. Als Alternative legte dieselbe Fahrschule mit Schreiben vom selben Tage (Bl.
10 der Verwaltungsakte) einen Alternativvorschlag vor. Danach sollte der Kläger die 50
Fahrstunden zu je 45 Minuten im Rahmen einer Ferienschulung, d.h. in einem Zeitraum
von drei Wochen, absolvieren. Dann wären - rechnet man die Wochenenden heraus -
zwischen drei und vier Fahrstunden täglich zu absolvieren gewesen neben der dann
zusätzlich durchzuführenden theoretischen Fahrausbildung. Die Fahrschule hat somit
damals genau das angeboten, was sie mit der späteren Stellungnahme vom 16.10.2003
als ungeeignet bezeichnet.
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Der behandelnde Neurologe und Psychiater des Klägers, Herr Dr. K N aus C, attestierte
dem Kläger am 20.04.2004 (Bl. 39 der Gerichtsakte) zwar, dass aufgrund der
neurologischen Erkrankung (fast uneingeschränkte Funktionsfähigkeit beider Arme)
keine Einschränkung für das Führen von Kraftfahrzeugen bestehe, wenn entsprechende
technische Änderungen berücksichtigt werden. Für die Ausübung sei allerdings ein
erheblich höherer Stundenaufwand erforderlich. Von welchem Stundenauf-wand der
behandelnde Arzt jedoch ausgeht, ist nicht ersichtlich. Ob ihm bewusst war, dass hier
bereits über 160 Fahrstunden abgeleistet wurden, ist ebenfalls nicht klar. Zu der neuro-
psychologischen und den psychologischen Eignungen des Klägers, an denen hier
Zweifel bestehen, äußert sich der behandelnde Arzt ebenfalls nicht. Ebenso wenig zum
Umstand, dass und warum der Kläger seine Ausbildung zum
Verwaltungsfachangestellten seit Oktober 2004 nicht fortsetzen konnte bzw. fortgesetzt
hat.
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Bezeichnend ist auch, dass eben dieser Arzt vom Kläger nicht von seiner ärztlichen
Schweigepflicht befreit wurde, so dass das Gericht keinen Befundbericht einholen
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konnte."
Gegen das ihm am 02.03.2006 zugestellte Urteil hat der Kläger am 30.03.2006 Berufung
eingelegt. Zur Begründung trägt er im Wesentlichen vor, tatsächlich sei eine Änderung
der Verhältnisse nicht eingetreten, weil von Anfang an klar gewesen sei, dass es
aufgrund seiner Schwerbehinderung "Probleme" geben könnte und die Ausbildung
nicht in der Form ablaufen könne wie bei einer nicht behinderten Person. Während der
Ausbildung habe es keine Probleme gegeben, die nicht von Anfang an aufgrund seiner
Behinderung klar gewesen wären. Aus der hohen Fahrstundenzahl lasse sich nicht
schließen, dass neben seinen körperlichen Einbußen anderweitige Leistungseinbußen
vorlägen, die nicht im Zusammenhang mit der Behinderung stünden. Da ihm quasi
aufgrund seiner körperlichen Behinderung eine geistige Schwäche unterstellt werde, die
das Einholen eines Gutachtens erforderlich mache, habe er erstinstanzlich sein
Einverständnis zur Gutachtenerstellung nicht erteilt. Sein behandelnder Arzt bestätige
zudem, dass bei ihm eine Einschränkung beim Führen eines Kfz nicht bestehe. Diese
seine Bestätigung widerspreche den Vermutungen des SG.
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Der Kläger beantragt,
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das Urteil des Sozialgerichts Detmold vom 03.02.2006 zu ändern und nach dem
erstinstanzlichen Antrag zu erkennen.
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Die Beklagte beantragt,
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die Berufung zurückzuweisen.
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Sie hält das erstinstanzliche Urteil für zutreffend.
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Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der
Gerichtsakte verwiesen. Auf den Inhalt der den Kläger betreffenden Verwaltungsakte der
Beklagten, der ebenfalls Gegenstand der mündlichen Verhandlung gewesen ist, wird
Bezug genommen.
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Entscheidungsgründe:
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Die zulässige Berufung ist unbegründet.
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Der Senat folgt den Gründen des angefochtenen Urteils und sieht gemäß § 153 Abs. 2
Sozialgerichtsgesetz (SGG) von einer weiteren Darstellung der Entscheidungsgründe
ab.
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Auch das Berufungsvorbringen des Klägers, das vom Senat gewürdigt wurde, führt zu
keiner anderen Beurteilung, weil es nichts enthält, was nicht bereits im Urteil des SG
berücksichtigt worden wäre.
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Die Kostenentscheidung folgt aus den §§ 183, 193 SGG.
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Die Revision wird nicht zugelassen, weil die Voraussetzungen des § 160 Abs. 2 Nrn. 1
oder 2 SGG nicht vorliegen.
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