Urteil des EUGöD vom 15.12.2015

Muster Und Modelle, Unbestimmte Dauer, Geistiges Eigentum, Grundsatz der Gleichbehandlung

URTEIL DES GERICHTS FÜR DEN ÖFFENTLICHEN DIENST DER
EUROPÄISCHEN UNION (Dritte Kammer)
15. Dezember 2015(
)
„Öffentlicher Dienst – Bedienstete auf Zeit – Mitarbeiter des HABM – Befristeter Vertrag, der mit
einer Auflösungsklausel versehen ist – Klausel, nach der der Vertrag beendet wird, wenn der
Bedienstete nicht in die Reserveliste eines Auswahlverfahrens aufgenommen wird – Zeitpunkt,
ab dem die Auflösungsklausel gilt – Allgemeine Auswahlverfahren OHIM/AD/01/13 und
OHIM/AST/02/13“
In den verbundenen Rechtssachen F‑101/14, F‑102/14 und F‑103/14
betreffend Klagen nach Art. 270 AEUV,
Nicole Clarke,
Muster und Modelle), wohnhaft in Alicante (Spanien), Prozessbevollmächtigter: Rechtsanwalt
H. Tettenborn,
Klägerin in der Rechtssache F‑101/14,
Sigrid Dickmanns,
(Marken, Muster und Modelle), wohnhaft in Alicante (Spanien), Prozessbevollmächtigter:
Rechtsanwalt H. Tettenborn,
Klägerin in der Rechtssache F‑102/14,
Elisavet Papathanasiou,
(Marken, Muster und Modelle), wohnhaft in Alicante (Spanien), Prozessbevollmächtigter:
Rechtsanwalt H. Tettenborn,
Klägerin in der Rechtssache F‑103/14,
gegen
Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt (Marken, Muster und Modelle) (HABM),
zunächst vertreten durch Rechtsanwalt B. Wägenbaur, dann durch A. Lukošiūtė als
Bevollmächtigte im Beistand von Rechtsanwalt B. Wägenbaur,
Beklagter,
erlässt
DAS GERICHT FÜR DEN ÖFFENTLICHEN DIENST
(Dritte Kammer),
unter Mitwirkung des Präsidenten S. Van Raepenbusch (Berichterstatter) sowie der Richter
H. Kreppel und J. Svenningsen,
Kanzler: P. Cullen, Verwaltungsrat,
aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die mündliche Verhandlung vom 9. September
2015
2015
folgendes
Urteil
1
Frau Clarke, Frau Dickmanns und Frau Papathanasiou haben mit Klageschriften, die am 6.
Oktober 2014 bei der Kanzlei des Gerichts eingegangen sind, im Wesentlichen die Aufhebung
der Entscheidungen vom 28. November 2013 beantragt, mit denen der Präsident des
Harmonisierungsamts für den Binnenmarkt (Marken, Muster und Modelle) (im Folgenden:
HABM oder Amt) entschieden hat, dass ihre Dienstverträge mit dem Amt jeweils in Anwendung
der in ihren Zeitbedienstetenverträgen enthaltenen Auflösungsklausel beendet werden, falls sie
nicht in die Reservelisten der allgemeinen Auswahlverfahren OHIM/AD/01/13 und
OHIM/AST/02/13 aufgenommen werden.
Rechtlicher Rahmen
1. Beschäftigungsbedingungen für die sonstigen Bediensteten der Europäischen Union
2
Art. 2 der Beschäftigungsbedingungen für die sonstigen Bediensteten der Europäischen Union
in der auf den Rechtsstreit anwendbaren Fassung (im Folgenden: BSB) bestimmt:
„Bediensteter auf Zeit im Sinne dieser Beschäftigungsbedingungen ist:
a) der Bedienstete, der zur Besetzung einer Planstelle eingestellt wird, die in dem dem
Einzelplan des Haushaltsplans für jedes Organ beigefügten Stellenplan aufgeführt und
von den für die Feststellung des Haushaltsplans zuständigen Organen auf Zeit
eingerichtet worden ist;
b) der Bedienstete, der auf Zeit zur Besetzung einer Dauerplanstelle eingestellt wird, die in
dem Stellenplan aufgeführt ist, der dem Einzelplan des Haushaltsplans für jedes Organ
beigefügt ist;
…“
3
In Bezug auf die Vertragsdauer sieht Art. 8 Abs. 1 und 2 der BSB vor:
„Das Beschäftigungsverhältnis eines der in Artikel 2 Buchstabe a) der [BSB] genannten
Bediensteten auf Zeit kann auf bestimmte oder unbestimmte Dauer begründet werden. Der
Vertrag des auf bestimmte Dauer eingestellten Bediensteten kann höchstens einmal auf
bestimmte Dauer verlängert werden. Jede weitere Verlängerung dieses
Beschäftigungsverhältnisses gilt auf unbestimmte Dauer.
Das Beschäftigungsverhältnis eines der in Artikel 2 Buchstaben b) oder d) der [BSB] genannten
Bediensteten auf Zeit darf für höchstens vier Jahre begründet werden; der Bedienstete kann
auch für einen kürzeren Zeitraum eingestellt werden. Das Beschäftigungsverhältnis darf nur
einmal um höchstens zwei Jahre verlängert werden, und zwar sofern im ursprünglichen Vertrag
die Möglichkeit einer Verlängerung vorgesehen ist sowie nach Maßgabe dieses Vertrags. Nach
Ablauf dieser Zeit darf der Betreffende nicht mehr als Bediensteter auf Zeit beschäftigt werden.
Nach Ablauf seines Vertrages kann der Bedienstete nur dann weiterhin in einer Dauerplanstelle
bei dem Organ verwendet werden, wenn er gemäß dem Statut [der Beamten der Europäischen
Union] zum Beamten ernannt wird.“
4
Art. 47 der BSB bestimmt:
„Das Beschäftigungsverhältnis des Bediensteten auf Zeit endet, außer im Falle des Todes,
„Das Beschäftigungsverhältnis des Bediensteten auf Zeit endet, außer im Falle des Todes,
b) bei Verträgen auf bestimmte Dauer:
i) zu dem im Vertrag festgelegten Zeitpunkt;
ii) nach Ablauf der im Vertrag festgelegten Kündigungsfrist, in der der Bedienstete oder
das Organ den Vertrag vor Ablauf kündigen kann …;
c) bei Verträgen auf unbestimmte Dauer:
i) nach Ablauf der im Vertrag vorgesehenen Kündigungsfrist; die Kündigungsfrist darf
nicht weniger als einen Monat je Jahr der abgeleisteten Dienstzeit betragen; sie
beträgt mindestens drei Monate und höchstens zehn Monate …;
…“
2. Bekanntmachung der allgemeinen Auswahlverfahren OHIM/AD/01/13 und
OHIM/AST/02/13
5
Am 31. Oktober 2013 wurde die Bekanntmachung der allgemeinen Auswahlverfahren
OHIM/AD/01/13 zur Bildung einer Einstellungsreserve für Beamte der Besoldungsgruppe AD 6
im Bereich geistiges Eigentum und OHIM/AST/02/13 zur Bildung einer Einstellungsreserve für
Assistenten der Besoldungsgruppe AST 3 im selben Bereich (ABl. C 317A, S. 1, im Folgenden:
streitige Ausschreibungsbekanntmachung) veröffentlicht.
6
Nach Abschnitt I der streitigen Ausschreibungsbekanntmachung sind für die Reserveliste im
allgemeinen Auswahlverfahren OHIM/AD/01/13 40 Plätze und für die Reserveliste im
allgemeinen Auswahlverfahren OHIM/AST/02/13 60 Plätze vorgesehen.
7
Das Zulassungsverfahren umfasst in einem ersten Schritt eine Prüfung der in Abschnitt III der
streitigen Ausschreibungsbekanntmachung vorgesehenen allgemeinen und besonderen
Zulassungsbedingungen und eine Auswahl anhand von Befähigungsnachweisen, und dann in
einem zweiten Schritt Prüfungen in einem Assessment-Center. Die Bewerber, die nach ihren
eigenen Angaben bei der elektronischen Anmeldung die allgemeinen und besonderen
Zulassungsbedingungen erfüllen und die bei der Auswahl anhand von Befähigungsnachweisen
die besten Ergebnisse erzielt haben, werden gemäß den Abschnitten IV und V der genannten
Ausschreibungsbekanntmachung zu den schriftlichen Prüfungen ins Assessment-Center
eingeladen.
8
In Anhang I Ziff. 1 der streitigen Ausschreibungsbekanntmachung wird für das allgemeine
Auswahlverfahren OHIM/AD/01/13 die Art der Tätigkeit wie folgt angegeben:
„Die künftigen Beamten wirken an den Maßnahmen zum Schutz der Gemeinschaftsmarke und
des eingetragenen Gemeinschaftsmusters mit. Sie übernehmen gegebenenfalls Aufgaben im
Bereich der Harmonisierung und Zusammenarbeit mit den für geistiges Eigentum zuständigen
Ämtern in den [Unionsmitgliedstaaten], den wichtigsten für geistiges Eigentum zuständigen
Ämtern außerhalb der [Union] sowie internationalen Partnern und Harmonisierungsämtern. Im
Rahmen der Europäischen Beobachtungsstelle für Verletzungen von Rechten des geistigen
Eigentums wirken sie gegebenenfalls daran mit, die Maßnahmen der nationalen Behörden, des
privaten Sektors und der Unionsorgane zur Bekämpfung von Verletzungen der Rechte des
geistigen Eigentums zu erleichtern und zu unterstützen.
Zu den Haupttätigkeiten gehört unter anderem Folgendes:
– Prüfung von Akten betreffend geistige Eigentumsrechte (v. a. Gemeinschaftsmarke und
– Prüfung von Akten betreffend geistige Eigentumsrechte (v. a. Gemeinschaftsmarke und
geschmacksmuster) auf der Grundlage der einschlägigen Bestimmungen, Verfahren und
Qualitätsstandards unter Auslegung der aktuellen Strategien und im Hinblick auf die
Anwendung der Rechtsvorschriften;
– Abfassung komplexer rechtlicher Texte;
– Ausarbeitung von Entscheidungen zu verfahrens- und materiell-rechtlichen Fragen,
einschließlich der vorbereitenden Arbeiten wie Recherchen und Analysen der
Rechtsprechung;
– Analyse, Vorbereitung und Erstellung von Texten und Strategiepapieren zum geistigen
Eigentum;
– Beratung im Bereich geistiges Eigentum zur Unterstützung der Kerntätigkeit des HABM;
– Aufgaben im Zusammenhang mit der Europäischen Beobachtungsstelle für Verletzungen
von Rechten des geistigen Eigentums;
– Mitwirkung an der Koordinierung, Betreuung und Beaufsichtigung von Mitarbeitern;
– Kontakte zu Interessenträgern/Beteiligten an Kooperationsprojekten der für geistige
Eigentumsrechte zuständigen Stellen.
Die oben beschriebenen Haupttätigkeiten lassen sich wie folgt aufgliedern:
– Ausarbeitung von Entscheidungen zu Markenanmeldungen, insbesondere in Bezug auf
absolute Eintragungshindernisse;
– Ausarbeitung von Entscheidungen zu Widersprüchen und Löschungen von
Gemeinschaftsmarken;
– Ausarbeitung von Entscheidungen zur Nichtigkeit von Mustern;
– Prüfung von Beschwerden bei der Beschwerdekammer und Ausarbeitung
entsprechender Entscheidungen;
– Rechtsberatung zu allen Aspekten der Gemeinschaftsmarke, des
Gemeinschaftsgeschmacksmusters sowie anderer geistiger Eigentumsrechte;
– Rechtsstreitigkeiten im Bereich des geistigen Eigentums;
– Sammlung, Analyse und Verbreitung von Informationen und Daten über die Rechte des
geistigen Eigentums;
– Koordinierung, Vorbereitung und Erstellung von Leitlinien und Strategiepapieren;
– Beaufsichtigung, Coaching und Anleitung von Mitarbeitern;
– Programm- und/oder Projektmanagement im Bereich der geistigen Eigentumsrechte.“
9
Anhang I Ziff. 3 der streitigen Ausschreibungsbekanntmachung verlangt für die Teilnahme am
Auswahlverfahren OHIM/AD/01/13 „[m]indestens dreijährige Berufserfahrung im Bereich des
geistigen Eigentums, die auf einem der Art der Tätigkeit entsprechenden Niveau erworben
wurde und einen Bezug zur Art der Tätigkeit aufweist“.
10
In Anhang I Ziff. 4 der streitigen Ausschreibungsbekanntmachung sind die Kriterien, die der
Prüfungsausschuss im Auswahlverfahren OHIM/AD/01/13 bei der Auswahl anhand von
Befähigungsnachweisen zugrunde legt, wie folgt aufgeführt:
„Bei der Auswahl anhand von Befähigungsnachweisen legt der Prüfungsausschuss folgende
Kriterien zugrunde:
[–] Berufserfahrung im Abfassen von Entscheidungen zu absoluten Eintragungshindernissen
von Markenanmeldungen, einschließlich Entscheidungen von Berufungsinstanzen;
[–] Berufserfahrung im Abfassen von Entscheidungen zu relativen Eintragungshindernissen
von Markenanmeldungen (Widerspruch), einschließlich Entscheidungen von
Berufungsinstanzen;
[–] Berufserfahrung im Abfassen von Entscheidungen zur Löschung von
Markenanmeldungen, einschließlich Entscheidungen von Berufungsinstanzen;
[–] Berufserfahrung im Abfassen von Entscheidungen zur Nichtigkeit von Mustern,
einschließlich Entscheidungen von Berufungsinstanzen;
[–] Berufserfahrung in der rechtlichen Beratung und Vertretung von Parteien/Klienten im
Bereich der Rechte des geistigen Eigentums (ausgenommen Rechtsstreitigkeiten vor
Gericht);
[–] Berufserfahrung im Zusammenhang mit gerichtlichen Klagen im Bereich der Rechte des
geistigen Eigentums;
[–] Berufserfahrung in der Erhebung, Analyse und Verbreitung von Informationen und Daten
sowie in der Konzeption oder Entwicklung von IT‑Tools und -Systemen im Bereich der
geistigen Eigentumsrechte;
[–] Berufserfahrung in der Koordinierung, Ausarbeitung und Formulierung von Leitlinien und
Strategiepapieren;
[–] Berufserfahrung in der Betreuung, im Coaching und in der Anleitung von Mitarbeitern;
[–] Berufserfahrung in Programm- und/oder Projektmanagement im Bereich der geistigen
Eigentumsrechte;
[–] Berufserfahrung in einem multikulturellen oder internationalen Umfeld.“
11
In Anhang II Ziff. 1 der streitigen Ausschreibungsbekanntmachung wird für das allgemeine
Auswahlverfahren OHIM/AST/02/13 die Art der Tätigkeit wie folgt angegeben:
„Die künftigen Beamten unterstützen in ihrer Eigenschaft als Assistenten Maßnahmen zum
Schutz der Gemeinschaftsmarke und des eingetragenen Gemeinschaftsmusters. Sie
übernehmen gegebenenfalls Aufgaben im Bereich der Harmonisierung und Zusammenarbeit
mit den für geistiges Eigentum zuständigen Ämtern in den [Unionsmitgliedstaaten], den
wichtigsten für geistiges Eigentum zuständigen Ämtern außerhalb der [Union] sowie
internationalen Partnern und Harmonisierungsämtern. Im Rahmen der Europäischen
Beobachtungsstelle für Verletzungen von Rechten des geistigen Eigentums wirken sie
gegebenenfalls daran mit, die Maßnahmen der nationalen Behörden, des privaten Sektors und
der Unionsorgane zur Bekämpfung von Verletzungen der Rechte des geistigen Eigentums zu
erleichtern und zu unterstützen.
Zu den Haupttätigkeiten gehört unter anderem Folgendes:
– Prüfung von Gemeinschaftsmarkenanmeldungen: absolute Eintragungshindernisse;
Formalprüfung, einschließlich der Einstufung von Waren und Dienstleistungen nach der
[Klassifikation des Abkommens von Nizza vom 15. Juni 1957 über die internationale
Klassifikation von Waren und Dienstleistungen für die Eintragung von Marken in seiner
überarbeiteten und geänderten Fassung]; Senioritäts- und Prioritätsprüfungen;
diesbezügliche Änderungen und Entscheidungen;
diesbezügliche Änderungen und Entscheidungen;
– Bearbeitung von Vorgängen im Zusammenhang mit internationalen Anmeldungen und
Eintragungen;
– Bearbeitung von Vorgängen im Zusammenhang mit Widersprüchen und Löschungen:
Zulässigkeit; Bedenkzeit und kontradiktorische Phase; Einschränkungen und
Zurücknahmen; diesbezügliche inhaltliche Entscheidungen;
– Prüfung von Anmeldeanträgen für Gemeinschaftsgeschmacksmuster und Bearbeitung
von Vorgängen im Zusammenhang mit Nichtigkeitsfällen;
– Anwendung von Verfahren im Zusammenhang mit Berufungsfällen;
– Eintragung in das Gemeinschaftsgeschmacksmuster- und das
Gemeinschaftsmarkenregister … sowie diesbezügliche Entscheidungen;
– Unterstützung bei Tätigkeiten im Zusammenhang mit geistigen Eigentumsrechten:
Logistik, sprachliche Unterstützung einschließlich Korrekturlesen, Veröffentlichung,
Eintragung, Akteneinsicht, Bereitstellung von Kopien der
Gemeinschaftsgeschmacksmuster- und Gemeinschaftsmarkenanmeldungen,
Datenbankpflege; Recherchen; Bearbeitung der Gebührenzahlungen;
– Unterstützung bei der Durchführung von Kooperations- und Konvergenzprojekten im
Bereich des geistigen Eigentums;
– Bereitstellung von Informationen über Gemeinschaftsmarken und ‑geschmacksmuster für
die Nutzer sowie diesbezügliche Berichterstattung.
Durch die zunehmende Automatisierung der Verfahren werden die verwaltungstechnischen
Aufgaben künftig immer mehr in den Hintergrund treten; die inhaltlichen Aufgaben hingegen
werden stetig an Bedeutung gewinnen.“
12
Anhang II Ziff. 3 der streitigen Ausschreibungsbekanntmachung verlangt für die Teilnahme am
Auswahlverfahren OHIM/AST/02/13 „[m]indestens dreijährige Berufserfahrung im Bereich des
geistigen Eigentums, die auf einem der Art der Tätigkeit entsprechenden Niveau erworben
wurde und einen Bezug zur Art der Tätigkeit aufweist“.
13
In Anhang II Ziff. 4 der streitigen Ausschreibungsbekanntmachung sind die Kriterien, die der
Prüfungsausschuss im Auswahlverfahren OHIM/AST/02/13 bei der Auswahl anhand von
Befähigungsnachweisen zugrunde legt, wie folgt aufgeführt:
„…
[–] Berufserfahrung in der Prüfung von Markenanmeldungen;
[–] Berufserfahrung in der Bearbeitung von Widerspruchs- und/oder Löschungs- und/oder
Beschwerdeverfahren und/oder internationalen Anmeldeverfahren;
[–] Berufserfahrung in der Prüfung von Geschmacksmusteranmeldungen und in der
Bearbeitung von Vorgängen im Zusammenhang mit Nichtigkeitsfällen;
[–] Berufserfahrung in Formalprüfungen im Bereich des geistigen Eigentums (außer Marken
und Muster);
[–] Berufserfahrung in der Bearbeitung von Eintragungen in ein amtliches Register für
geistiges Eigentum (einschließlich der diesbezüglichen Entscheidungen);
[–] Berufserfahrung in Unterstützungstätigkeiten im Bereich des geistigen Eigentums:
[–] Berufserfahrung in Unterstützungstätigkeiten im Bereich des geistigen Eigentums:
Logistik, sprachliche Unterstützung einschließlich Korrekturlesen, Veröffentlichung,
Eintragung, Überprüfungen, Bereitstellung von Kopien der Geschmacksmuster- und
Markenanmeldungen, Datenbankpflege; Recherchen; Bearbeitung der
Gebührenzahlungen;
[–] Berufserfahrung in der Unterstützung bei der Durchführung von Kooperations- und
Konvergenzprojekten im Bereich des geistigen Eigentums;
[–] Berufserfahrung in der Unterstützung von Parteien/Klienten und der Verwaltung von
Akten im Bereich der geistigen Eigentumsrechte;
[–] Berufserfahrung im Abfassen von Texten im Bereich des geistigen Eigentums;
[–] Berufserfahrung in der Bereitstellung von Informationen zum geistigen Eigentum für die
Nutzer sowie in der Bearbeitung von mindestens 50 eingehenden Anrufen oder Anfragen
pro Woche;
[–] in einem multikulturellen oder internationalen Umfeld erworbene Berufserfahrung.“
Sachverhalt
14
Die Klägerinnen wurden vom HABM im Jahr 2001 als Bedienstete auf Zeit eingestellt, zunächst
nach Art. 2 Buchst. b der BSB, dann ab dem 1. Dezember 2002 nach Art. 2 Buchst. a der BSB.
15
Dabei erhielten die Klägerinnen einen ersten Vertrag als Bedienstete auf Zeit im Sinne von
Art. 2 Buchst. a der BSB, und zwar im Fall von Frau Clarke für die Zeit vom 1. Dezember 2002
bis 31. Januar 2006, im Fall von Frau Dickmanns für die Zeit vom 1. Dezember 2002 bis 15.
Januar 2006 und im Fall von Frau Papathanasiou für die Zeit vom 1. Dezember 2002 bis 28.
Februar 2006.
16
Am 1. Oktober 2004 informierte der Präsident des HABM das Personal des Amtes über die
Leitlinien der neuen Beschäftigungspolitik. Diese Politik beruhte künftig, in dem Bestreben,
„innerhalb des [HABM] eine stabile und flexible Situation für die kommenden Jahre zu schaffen“,
auf dem Grundsatz, dass „der einzige Weg, dauerhaft beim [HABM] zu bleiben, eine
erfolgreiche Teilnahme an einem offenen, transparenten und objektiven Verfahren, sei es ein
allgemeines Auswahlverfahren oder ein externes Ausleseverfahren“, ist. In Erwartung
allgemeiner Auswahlverfahren, die 2007 oder 2008 stattfinden sollten, war vorgesehen, interne
Ausleseverfahren durchzuführen, um u. a. einer begrenzten Zahl von Zeitbediensteten nach der
Rangfolge der Verdienste entweder einen Vertrag auf unbestimmte Dauer anzubieten oder
einen Vertrag auf unbestimmte Dauer mit einer Auflösungsklausel, die sich auf die erfolgreiche
Teilnahme an einem der angekündigten allgemeinen Auswahlverfahren bezog.
17
Nachdem die Klägerinnen an den internen Ausleseverfahren teilgenommen hatten, wurde
ihnen unter Berücksichtigung ihres Rangs auf der Liste mit Wirkung ab 1. Juni 2005 eine
Zusatzvereinbarung zu ihren Verträgen als Bedienstete auf Zeit angeboten, der sie zustimmten.
Die Art. 4 und 5 dieser Verträge wurden dabei geändert, wobei die Verträge gemäß ihrem
neuen Art. 4 zu „Verträgen auf unbestimmte Zeit mit einer Auflösungsklausel“ wurden.
18
Art. 5 der neuen Zeitbedienstetenverträge sah vor:
„Dieser Vertrag wird zu den in Art. 47 der [BSB] genannten Bedingungen aufgelöst, wenn der
Bedienstete nicht in die Reserveliste des nächsten vom [Europäischen Amt für
Personalauswahl] für seine Funktionsgruppe organisierten allgemeinen Auswahlverfahrens mit
dem Spezialgebiet gewerbliches Eigentum aufgenommen wird. Dieser Vertrag wird ferner
aufgelöst, wenn der Bedienstete ein ihm vom [HABM] nach Veröffentlichung der Eignungsliste
des genannten Auswahlverfahrens unterbreitetes Angebot zur Einstellung als Beamter in seiner
Funktionsgruppe ablehnt.
Wenn die Voraussetzungen für eine Auflösung des Vertrags vorliegen, endet der Vertrag
automatisch nach Ablauf der in Art. 47 Buchst. c Ziff. i der [BSB] vorgesehenen Kündigungsfrist.
Diese Zusatzvereinbarung tritt am 1. Juni 2005 in Kraft.“
19
Am 12. Dezember 2007 wurden die Bekanntmachungen der allgemeinen Auswahlverfahren
OHIM/AD/02/07 zur Bildung einer Einstellungsreserve für eine Stelle der Funktionsgruppe
Administration (Besoldungsgruppe AD 6) im Bereich des gewerblichen Eigentums und
OHIM/AST/02/07 zur Aufstellung einer Reserveliste für die Besetzung von vier Stellen der
Funktionsgruppe Assistenz (Besoldungsgruppe AST 3) im selben Bereich veröffentlicht (ABl.
C 300 A, S. 17 und 50, Berichtigungen der Bekanntmachungen im ABl. 2008, C 67 A, S. 2 und
4).
20
Am 19. Dezember 2007 teilte der Direktor der Hauptabteilung „Humanressourcen“ des Amtes
jeder der Klägerinnen mit, dass es sich bei den allgemeinen Auswahlverfahren OHIM/AD/02/07
und OHIM/AST/02/07 um die Auswahlverfahren im Sinne der in Art. 5 ihrer neuen Verträge in
der am 1. Juni 2005 geänderten Fassung vorgesehenen Auflösungsklausel handele (im
Folgenden: Entscheidung vom 19. Dezember 2007).
21
Die Klägerinnen bewarben sich für die allgemeinen Auswahlverfahren OHIM/AD/02/07 und
OHIM/AST/02/07, wurden jedoch nicht in die Reservelisten dieser Auswahlverfahren
aufgenommen, und ihre Verträge wurden im Fall von Frau Clarke und von Frau Papathanasiou
zum 15. Februar 2010 und im Fall von Frau Dickmanns zum 28. Februar 2010 aufgelöst.
22
Frau Clarke und Frau Papathanasiou hatten in der Zwischenzeit gegen die Entscheidung vom
19. Dezember 2007 Beschwerde eingelegt und nach deren Zurückweisung am 13. Oktober
2008 Klage beim Gericht erhoben, die unter dem Aktenzeichen F‑82/08 in das Register
eingetragen wurde (im Folgenden: Rechtssache F‑82/08).
23
In der Rechtssache F‑82/08 erging am 14. April 2011 das Urteil Clarke u. a./HABM (F‑82/08,
EU:F:2011:45, im Folgenden: Urteil Clarke), mit dem das Gericht die Entscheidung vom 19.
Dezember 2007 in Bezug auf Frau Clarke und Frau Papathanasiou aufhob, nachdem es
festgestellt hatte, dass es nicht zulässig war, die Ergebnisse der Klägerinnen bei den
allgemeinen Auswahlverfahren OHIM/AD/02/07 und OHIM/AST/02/07 zu berücksichtigen, um
die Auflösungsklausel anzuwenden. Das Gericht führte im Wesentlichen aus, dass das HABM
dadurch, dass es die Zahl der im Rahmen der genannten Auswahlverfahren zur Verfügung
stehenden Stellen auf fünf begrenzt hatte, obwohl die betroffenen 31 Bediensteten die Hoffnung
hegen durften, eine vernünftige Chance zu erhalten, ihren Arbeitsplatz zu behalten, „die
Chancen der Betroffenen, dass die Auflösungsklausel nicht zur Anwendung kommt, insgesamt
drastisch und objektiv verringert und damit den Umfang seiner gegenüber seinen Bediensteten
auf Zeit eingegangenen vertraglichen Verpflichtungen zum Teil ausgehöhlt“ hat. Aus denselben
Gründen hob das Gericht in seinem Urteil Clarke auch die Entscheidungen vom 7. März 2008
auf, mit denen das HABM die Anträge von Frau Clarke und von Frau Papathanasiou, die in
ihrem Vertrag als Bedienstete auf Zeit enthaltene Auflösungsklausel nicht auf die allgemeinen
Auswahlverfahren OHIM/AD/02/07 und OHIM/AST/02/07 anzuwenden, abgelehnt hatte.
Außerdem verurteilte das Gericht das HABM, an Frau Clarke und Frau Papathanasiou jeweils
einen Betrag in Höhe von 2 000 Euro als Entschädigung für ihren immateriellen Schaden zu
zahlen, der aus dem Gefühl entstanden ist, über ihre Karriereaussichten getäuscht worden zu
sein, obwohl sie mit Erfolg an den internen Ausleseprüfungen teilgenommen hatten, die es
ihnen ermöglichten, bis zur Teilnahme an einem der allgemeinen Auswahlverfahren
OHIM/AD/02/07 und OHIM/AST/02/07 einen Vertrag auf unbestimmte Dauer zu erhalten.
24
In der unter dem Aktenzeichen F‑19/08 in das Register eingetragenen Rechtssache, in der
Frau Dickmanns eine der klagenden Parteien war, hatte das Gericht zwar den Klageantrag auf
Aufhebung der Bekanntmachung der allgemeinen Auswahlverfahren OHIM/AD/01/13 und
Aufhebung der Bekanntmachung der allgemeinen Auswahlverfahren OHIM/AD/01/13 und
OHIM/AST/02/13 zurückgewiesen, das HABM jedoch wie in der Rechtssache F‑82/08 verurteilt,
an jede der klagenden Parteien, und damit auch an Frau Dickmanns einen Betrag in Höhe von
2 000 Euro als Entschädigung für ihren immateriellen Schaden zu zahlen, der aus dem Gefühl
entstanden ist, über ihre Karriereaussichten getäuscht worden zu sein (Urteil vom 2. Juli 2009,
Bennett u. a./HABM, F‑19/08, EU:F:2009:75, Rn. 165 und171).
25
Im Urteil Clarke stellte das Gericht überdies fest, dass die im Jahr 2005 vorgenommene
Änderung der Zeitbedienstetenverträge der Klägerinnen durch Hinzufügung einer
Auflösungsklausel als eine erste befristete Verlängerung ihrer Zeitbedienstetenverträge auf
bestimmte Dauer im Sinne von Art. 2 Buchst. a der BSB zu werten ist.
26
In der unter dem Aktenzeichen F‑102/09 in das Register eingetragenen Rechtssache (im
Folgenden: Rechtssache F‑102/09), in der Frau Dickmanns und 13 weitere Kläger jeweils die
Aufhebung der an sie ergangenen Einzelentscheidungen des HABM vom 12. März 2009 über
die Auflösung ihrer Verträge beantragten, wies das Gericht insbesondere die Klage gegen die
Entscheidung über die Auflösung des am 1. Juni 2005 geänderten Zeitbedienstetenvertrags von
Frau Dickmanns ab. Es bestätigte jedoch seine Auslegung der Tragweite der vom HABM am 1.
Juni 2005 in die Zeitbedienstetenverträge eingefügten Auflösungsklausel und stellte fest, dass
sich das Amt im Fall eines Scheiterns bei den allgemeinen Auswahlverfahren OHIM/AD/02/07
und OHIM/AST/02/07 nicht auf diese Klausel berufen konnte (Urteil vom 15. September 2011,
Bennett u. a./HABM, F‑102/09, EU:F:2011:138, Rn. 120, 149 und 150, im Folgenden: Urteil
Bennett).
27
Im Anschluss an die Urteile Clarke und Bennett schloss das HABM mit den Klägerinnen
„Wiedereinstellungsprotokolle“, die ihre „Wiedereinstellung“ im Rahmen ihrer
Zeitbedienstetenverträge in der am 1. Juni 2005 geänderten Fassung vorsahen, wobei Art. 5
unverändert blieb und Art. 4 gestrichen wurde (im Folgenden: Wiedereinstellungsprotokolle).
28
Mit diesen Wiedereinstellungsprotokollen wies das HABM die Klägerinnen zugleich wieder in
ihre Aufgaben ein, und zwar Frau Clarke am 16. Dezember 2011, Frau Dickmanns am 1.
Dezember 2011 und Frau Papathanasiou am 1. Februar 2012.
29
Am 31. Oktober 2013 wurde die streitige Ausschreibungsbekanntmachung veröffentlicht.
30
Am 28. November 2013 teilte der Präsident des HABM den Klägerinnen jeweils mit, dass nach
Veröffentlichung der streitigen Ausschreibungsbekanntmachung „die in Art. 5 Ihres Vertrages
[als Bedienstete auf Zeit] vorgesehene Auflösungsklausel … als aktiviert gilt, falls Ihr Name nicht
auf die Reserveliste[n] [der allgemeinen Auswahlverfahren OHIM/AD/01/13 und
OHIM/AST/02/13] gesetzt werden sollte“ (im Folgenden: Schreiben vom 28. November 2013
oder Entscheidungen vom 28. November 2013 oder angefochtene Entscheidungen).
31
Die Klägerinnen legten gegen die Entscheidungen vom 28. November 2013 am 27. bzw. 28.
Februar 2014 Beschwerden ein. Diese Beschwerden wurden vom Präsidenten des HABM mit
drei Einzelentscheidungen vom 26. Juni 2014 zurückgewiesen.
32
Die Klägerinnen wurden zu den allgemeinen Auswahlverfahren OHIM/AD/01/13 und
OHIM/AST/02/13 (im Folgenden: streitige Auswahlverfahren) zugelassen, nahmen aber nicht an
den Prüfungen teil. Ihre Zeitbedienstetenverträge wurden mit Entscheidungen vom 4. Juni 2014
aufgelöst.
Verfahren und Anträge der Parteien
33
Mit Beschluss des Präsidenten der Dritten Kammer des Gerichts vom 6. Mai 2015 sind die
Rechtssachen F‑101/14, Clarke/HABM, F‑102/14, Dickmanns/HABM, und F‑103/14,
Papathanasiou/HABM, zu gemeinsamem mündlichen Verfahren und zu gemeinsamer
Entscheidung verbunden worden.
34
Die Klägerinnen beantragen,
– die Entscheidung vom 28. November 2013 aufzuheben;
– das HABM zu verurteilen, für den durch seine rechtswidrigen Entscheidungen vom
28. November 2013 entstandenen moralischen und immateriellen Schaden Ersatz „in
angemessener, in das Ermessen des Gerichts gestellter Höhe“ zu leisten;
– dem HABM die Kosten aufzuerlegen.
35
Das HABM beantragt,
– die Klagen abzuweisen;
– den Klägerinnen die Kosten aufzuerlegen.
Rechtliche Würdigung
1. Zur Zulässigkeit der Klagen
Vorbringen der Parteien
36
Das HABM trägt vor, die Klagen seien unzulässig, weil den Klägerinnen für eine Klage gegen
die Schreiben vom 28. November 2013, die sie nicht beschwerten, das Rechtsschutzinteresse
fehle.
37
Zunächst weist das HABM darauf hin, dass das Gericht die in den Verträgen der Klägerinnen
enthaltene, von diesen als „rechtswidrig und nichtig“ bezeichnete Auflösungsklausel im Urteil
Clarke für rechtmäßig erklärt habe und dass diese Klausel unanfechtbar geworden sei.
38
Sodann seien die Schreiben vom 28. November 2013 lediglich bloße Informationsschreiben,
durch die die Rechtslage der Klägerinnen weder unmittelbar noch individuell geändert worden
sei. Den Klägerinnen werde darin lediglich mitgeteilt, dass die streitigen Auswahlverfahren
veröffentlicht worden seien und unter die in ihren Verträgen enthaltene Auflösungsklausel fielen.
Letztlich erinnerten die Schreiben vom 28. November 2013 lediglich an die vertragliche
Vereinbarung hinsichtlich des Datums des Vertragsendes und stellten daher keine anfechtbaren
Akte dar. Zudem handele es sich bei den Schreiben vom 28. November 2013 auch nicht um die
Bekundung einer Absicht des Amtes, künftig in Bezug auf die Klägerinnen im Fall des Scheiterns
bei den streitigen Auswahlverfahren eine Entscheidung, den Vertrag aufzulösen, zu treffen,
denn eine solche Entscheidung sei, als die Schreiben vom 28. November 2013 an sie gerichtet
worden seien, ungewiss gewesen, da abhängig erstens von ihrer Bereitschaft zur Teilnahme an
den streitigen Auswahlverfahren und zweitens vom Erfolg oder Scheitern dieser Teilnahme. Das
HABM verweist insoweit auf das Urteil vom 16. März 1993, Blackman/Parlament (T‑33/89 und
T‑74/89, EU:T:1993:21), nach dessen Rn. 27 „die bloße Bekundung einer Absicht, künftig eine
bestimmte Entscheidung zu treffen, … in der Person des oder der betreffenden Beamten weder
Rechte noch entsprechende Pflichten schaffen [kann]“.
39
Schließlich stünden „grundlegende Unterschiede“ zwischen den drei vorliegenden
Klageverfahren und der Rechtssache F‑82/08 einer Übertragbarkeit der im Urteil Clarke
entwickelten Lösung auf den vorliegenden Fall entgegen. Zum einen hätten die Klägerinnen in
der Rechtssache F‑82/08 nach der Entscheidung vom 19. Dezember 2007, die gleicher Art wie
die Schreiben vom 28. November 2013 in den vorliegenden Klageverfahren sei, einen Antrag
auf Feststellung gestellt, dass die Auflösungsklausel nichtig sei oder nicht hinsichtlich der
streitigen Auswahlverfahren angewendet werden könne – und nicht wie im vorliegenden Fall
eine Beschwerde eingelegt –, ohne dass das Gericht die Unzulässigkeit eines solchen Antrags
festgestellt oder ihn in eine Beschwerde im Sinne von Art. 90 Abs. 2 des Statuts der Beamten
der Europäischen Union (im Folgenden: Statut) umgedeutet hätte, weil sie durch diese
Entscheidung beschwert worden seien. Folglich würden sie durch die Schreiben vom
Entscheidung beschwert worden seien. Folglich würden sie durch die Schreiben vom
28. November 2013 nicht beschwert, so dass die Beschwerden unzulässig seien. Zum anderen
könnten die Schreiben vom 28. November 2013 keine autonom anfechtbaren Akte darstellen. In
der Rechtssache F‑82/08 sei nämlich nicht nur das Schreiben, mit dem die Klägerinnen über die
Anwendung der Auflösungsklausel im Fall eines Scheiterns bei den in der genannten
Rechtssache in Rede stehenden Auswahlverfahren unterrichtet worden seien, angefochten
worden, wie in den vorliegenden Rechtssachen, sondern – was in den vorliegenden drei
Rechtssachen nicht der Fall sei – auch die Bekanntmachung der genannten Auswahlverfahren,
die Auflösungsklausel als solche sowie die Entscheidungen über die Zurückweisung des Antrags
auf Feststellung der Nichtigkeit oder Unanwendbarkeit der Auflösungsklausel, so dass die in der
Rechtssache F‑82/08 entwickelte Lösung nur in einem „komplexen Verfahren“ unter
Berücksichtigung der Gesamtheit der in der genannten Rechtssache angefochtenen
Entscheidungen vorstellbar sei.
40
Die Klägerinnen halten ihre Klagen für zulässig und machen geltend, die Schreiben vom
28. November 2013 stellten entgegen dem Vorbringen des HABM nicht bloße
Informationsschreiben dar. Sie berufen sich im Wesentlichen auf die Lösung des Gerichts im
Urteil Clarke.
Würdigung durch das Gericht
41
Als Erstes ist das Argument des HABM zurückzuweisen, der Umstand, dass in der Rechtssache
F‑82/08 nach der Entscheidung vom 19. Dezember 2007 ein Antrag nach Art. 90 Abs. 1 des
Statuts gestellt und nicht eine Beschwerde eingelegt worden sei, ohne dass dieser Antrag für
unzulässig erklärt oder in eine Beschwerde umgedeutet worden wäre, weil die genannte
Entscheidung beschwerend sei, bedeute, dass im Umkehrschluss die Schreiben vom
28. November 2013 schon deshalb nicht beschwerend sein könnten, weil gegen sie eine
Beschwerde eingelegt und nicht ein Antrag nach Art. 90 Abs. 1 des Statuts gestellt worden sei.
Zum einen haben Frau Clarke und Frau Papathanasiou, anders als das HABM meint, in der
Rechtssache F‑82/08 gegen die Entscheidung vom 19. Dezember 2007 sehr wohl eine
Beschwerde eingelegt, wie in Rn. 22 des vorliegenden Urteils ausgeführt. Das HABM kann
daher nicht geltend machen, dass aus diesem tatsächlich unzutreffenden Grund die in der
Rechtssache F‑82/08 zugrunde gelegte Argumentation nicht auf den vorliegenden Rechtsstreit
übertragbar sei. Zum anderen hängt der beschwerende Charakter einer Maßnahme jedenfalls
von der Art und der Tragweite ihrer rechtlichen Auswirkungen auf die Situation ihres Adressaten
ab und nicht von dem zeitlich nach ihrem Erlass angesiedelten Umstand, dass eine Beschwerde
eingelegt oder ein Antrag gestellt worden ist oder nicht. Solche Umstände des Vorverfahrens
betreffen nämlich lediglich die rechtliche Regelung der Zulässigkeit der gegen die fragliche
Maßnahme erhobenen Klage.
42
Ferner ist klarzustellen, dass die Beurteilung, ob eine Maßnahme möglicherweise beschwerend
ist, indem sie die Rechtsstellung eines Klägers in qualifizierter Weise ändert, auch dann nicht
davon abhängen kann, ob der Kläger in demselben Verfahren andere Maßnahmen anficht oder
nicht, wenn die Gesamtheit der von diesem Kläger angefochtenen Maßnahmen einen
komplexen Vorgang darstellen oder Teil eines solchen Vorgangs sein sollte. Jedenfalls mag
zwar ein Auswahlverfahren als solches einen komplexen Vorgang darstellen, doch sind die
Schreiben vom 28. November 2013 kein notwendiger Schritt für die Eröffnung und
Durchführung eines Auswahlverfahrens und beziehen sich auch nicht darauf.
43
Schließlich ist festzustellen, dass es für die Rechtsnatur der Schreiben vom 28. November
2013 unerheblich ist, dass die Klägerinnen ungeachtet der Feststellung des Gerichts in seinem
unanfechtbar gewordenen Urteil Clarke die in ihren Verträgen enthaltene Auflösungsklausel zu
Unrecht als „rechtswidrig und nichtig“ bezeichnet haben. Jedenfalls wollten die Klägerinnen,
auch wenn diese Behauptung in dem die Zulässigkeit ihrer Klagen betreffenden Teil ihrer
Klageschriften enthalten ist, im vorliegenden Rechtsstreit nicht die Rechtmäßigkeit dieser
Klausel in Frage stellen, sondern den Umstand monieren, dass sie nach der Eröffnung der
streitigen Auswahlverfahren angewandt wurde.
44
Als Zweites ist darauf hinzuweisen, dass sich sowohl die Beschwerde als auch die Klage nach
Art. 90 Abs. 2 des Statuts gegen eine Maßnahme richten müssen, die denjenigen, der sie
anficht, beschwert. Nach ständiger Rechtsprechung ist eine Maßnahme beschwerend, wenn sie
verbindliche Rechtswirkungen entfaltet, die die Interessen des Klägers dadurch unmittelbar und
sofort beeinträchtigen, dass sie seine Rechtsstellung in qualifizierter Weise ändern (Urteile vom
13. Juli 2000, Hendrickx/Cedefop, T‑87/99, EU:T:2000:191, Rn. 37, vom 20. Mai 2010,
Kommission/Violetti u. a., T‑261/09 P, EU:T:2010:215, Rn. 46, und Clarke, Rn. 74).
45
Im vorliegenden Fall ist die Entscheidung, in Bezug auf die Klägerinnen die in ihren am 1. Juni
2005 geänderten Zeitbedienstetenverträgen enthaltene Auflösungsklausel aufgrund der
Veröffentlichung der streitigen Ausschreibungsbekanntmachung anzuwenden, für die
Klägerinnen beschwerend, da eine solche Klausel die Fortführung ihres
Beschäftigungsverhältnisses von der Aufnahme ihrer Namen in die Reserveliste der in dieser
Bekanntmachung angeführten Auswahlverfahren abhängig macht. Dies gilt insbesondere
angesichts der für die Klägerinnen bestehenden Ungewissheit, ob sie auf den Reservelisten der
genannten Auswahlverfahren stehen würden (vgl. in diesem Sinne Urteil Clarke, Rn. 54, 76 und
81). Daher sind die Schreiben vom 28. November 2013, mit denen das HABM den Verbleib der
Klägerinnen im Dienst des Amtes von ihrem jeweiligen Bestehen der streitigen
Auswahlverfahren abhängig machte, sie beschwerende Maßnahmen im Sinne von Art. 90
Abs. 2 des Statuts.
46
Nach alledem sind die vorliegenden Klagen, da sie gegen Maßnahmen gerichtet sind, die die
Klägerinnen beschweren, die ein Interesse an ihrer Nichtigerklärung haben, und da das
Vorverfahren eingehalten wurde, für zulässig zu erklären.
2. Zu den Anträgen auf Aufhebung der Entscheidungen vom 28. November 2013
47
Die Klägerinnen machen im Wesentlichen sechs Aufhebungsgründe geltend, und zwar erstens
einen Rechtsfehler, den das HABM mit der Feststellung begangen habe, dass ihre
Nichtaufnahme in die Reservelisten der streitigen Auswahlverfahren die Auflösung ihrer
Zeitbedienstetenverträge nach sich ziehen müsse, zweitens eine Verletzung der Fürsorgepflicht
und einen Verstoß gegen den Grundsatz des Vertrauensschutzes, drittens einen Verstoß gegen
den Gleichheitsgrundsatz, viertens einen Ermessensfehlgebrauch, fünftens einen Verstoß
gegen Art. 8 Abs. 1 der BSB und sechstens schließlich einen Verstoß gegen den Beschluss
K(2004) 1597 der Europäischen Kommission vom 28. April 2004 über die Höchstdauer der
Beschäftigung nicht ständiger Bediensteter in Dienststellen der Kommission, veröffentlicht in den
Verwaltungsmitteilungen Nr. 75-2004 vom 24. Juni 2004 (im Folgenden: Kommissionsbeschluss
vom 28. April 2004), geändert mit Wirkung vom 1. Januar 2014 durch den Beschluss K(2013)
9028 der Kommission vom 16. Dezember 2013, veröffentlicht in den Verwaltungsmitteilungen
Nr. 68-2013 vom 19. Dezember 2013 (im Folgenden: geänderter Kommissionsbeschluss vom
28. April 2004).
Zum ersten Aufhebungsgrund: Rechtsfehler
Vorbringen der Parteien
48
Die Klägerinnen rügen mit dem ersten Aufhebungsgrund zum einen, dass die streitigen
Auswahlverfahren nicht als die „nächsten“ Auswahlverfahren im Sinne von Art. 5 ihrer Verträge
angesehen werden könnten. Nach ihrer Wiedereinstellung im Rahmen ihrer am 1. Juni 2005
geänderten Zeitbedienstetenverträge könnten nämlich die Auswahlverfahren im Sinne von Art. 5
dieser Verträge aus Gründen der zeitlichen Abfolge nur die allgemeinen Auswahlverfahren
OHIM/AST/02/07 und OHIM/AD/01/07 sein, an denen sie bereits teilgenommen hätten.
49
Zum anderen rügen sie, die streitigen Auswahlverfahren beträfen nicht ihr Spezialgebiet
gewerbliches Eigentum, das allein Gegenstand der Auflösungsklausel sei, denn diese
Auswahlverfahren bezögen sich auf den Bereich des geistigen Eigentums. Dieses Spezialgebiet
sei weiter als das des gewerblichen Eigentums, denn es schließe auch das Urheberrecht an
Werken der Literatur, der Kunst und der Architektur ein, auf welchem Gebiet die Klägerinnen
Werken der Literatur, der Kunst und der Architektur ein, auf welchem Gebiet die Klägerinnen
nicht über die verlangten Kenntnisse verfügten, was ihre Erfolgsaussichten in den streitigen
Auswahlverfahren erheblich mindere. Die Eröffnung der streitigen Auswahlverfahren könne
daher nicht in Bezug auf sie die Anwendung der jeweils in Art. 5 ihrer Zeitbedienstetenverträge
vorgesehenen Auflösungsklausel auslösen. Die falsche Auslegung des Art. 5 dieser Verträge
komme auch in der Begründung der angefochtenen Entscheidungen zum Ausdruck, wo
unzutreffend angegeben werde, dass sich der genannte Art. 5 auf ihr Fachgebiet Recht des
geistigen Eigentums beziehe.
50
Das HABM beantragt, den ersten Aufhebungsgrund zurückzuweisen.
51
Es macht zunächst geltend, die allgemeinen Auswahlverfahren OHIM/AST/02/07 und
OHIM/AD/01/07, an denen die Klägerinnen bereits teilgenommen hätten, könnten nicht die
„nächsten Auswahlverfahren“ im Sinne der Auflösungsklausel ihrer Verträge sein, weil das
Gericht in Rn. 162 des Urteils Clarke bereits für Recht erkannt habe, dass die sich aus diesen
Auswahlverfahren ergebenden Verzeichnisse der geeigneten Bewerber „nicht unter die
Auflösungsklausel [fallen]“. Daher könnten die „nächsten“ Auswahlverfahren, die die Anwendung
der Auflösungsklausel auslösen könnten, nur die streitigen Auswahlverfahren sein.
52
Sodann weist das HABM darauf hin, dass die Bezugnahme auf das geistige anstatt auf das
gewerbliche Eigentum bei der Angabe des Spezialgebiets der Klägerinnen in den
angefochtenen Entscheidungen lediglich einen bloßen Schreibfehler darstelle, der den Inhalt
der Verträge und insbesondere der darin enthaltenen Auflösungsklausel nicht unilateral ändern
könne. Jedenfalls sei es bereits ausreichend, dass trotz des Oberbegriffs „geistiges Eigentum“
im Titel der streitigen Auswahlverfahren aus dem Inhalt der streitigen
Ausschreibungsbekanntmachung eindeutig hervorgehe, dass der Schwerpunkt der streitigen
Auswahlverfahren im Bereich des gewerblichen Eigentums gelegen habe. Der Umstand, dass
die Klägerinnen zur Teilnahme zugelassen worden seien, sei insbesondere ein hinreichender
Beleg dafür, dass sie, anders als von ihnen behauptet, über die nach der streitigen
Ausschreibungsbekanntmachung für eine tatsächlich aussichtsreiche Teilnahme an den
streitigen Auswahlverfahren erforderlichen Befähigungen und Fähigkeiten verfügt hätten.
Würdigung durch das Gericht
– Zur ersten Rüge des Inhalts, dass sich das „nächste“ Auswahlverfahren im Sinne der
Auflösungsklausel nicht auf die streitigen Auswahlverfahren beziehen könne
53
Wie bereits in Rn. 27 des vorliegenden Urteils dargelegt, wurden die Klägerinnen im Anschluss
an die Urteile Clarke und Bennett im Rahmen ihrer Zeitbedienstetenverträge in der am 1. Juni
2005 durch Einfügung der Auflösungsklausel als Art. 5 geänderten Fassung wieder eingestellt.
Diese Wiedereinstellung erfolgte konkret durch Unterzeichnung der
Wiedereinstellungsprotokolle zwischen dem HABM und jeder der drei Klägerinnen, und zwar
Frau Dickmanns am 1. Dezember 2011, Frau Clarke am 16. Dezember 2011 und Frau
Papathanasiou am 1. Februar 2012.
54
Unter diesen Umständen und im Hinblick darauf, dass die in den Verträgen der Klägerinnen
enthaltene Auflösungsklausel nicht auf ein spezifisches Auswahlverfahren bezogen war,
sondern auf das „nächste allgemeine Auswahlverfahren“ mit ihrem Spezialgebiet und für ihre
Funktionsgruppe, ist davon auszugehen, dass nach der Wiedereinstellung der Klägerinnen die
Auflösungsklausel erst anlässlich des ersten Auswahlverfahrens wirksam angewandt werden
konnte, das nach dieser Wiedereinstellung mit ihrem Spezialgebiet und für ihre Funktionsgruppe
durchgeführt wurde und unter diese Klausel fallen konnte.
55
Außerdem konnten die 2007 durchgeführten allgemeinen Auswahlverfahren jedenfalls nicht für
die Anwendung von Art. 5 der fraglichen Verträge berücksichtigt werden, weil sie, wie das
Gericht im Urteil Clarke (Rn. 162) entschieden hat, nicht unter die Auflösungsklausel fielen.
56
Nach alledem ist die erste Rüge zurückzuweisen.
– Zur zweiten Rüge des Inhalts, dass die streitigen Auswahlverfahren nicht dem
Spezialgebiet der Klägerinnen entsprächen
57
Hierzu ist vorab darauf hinzuweisen, dass die in Art. 5 der Verträge der Klägerinnen enthaltene
Auflösungsklausel, wie in Rn. 18 des vorliegenden Urteils ausgeführt, die Auflösung des
Vertrags vorsah, „wenn der Bedienstete nicht in die Reserveliste des nächsten vom
[Europäischen Amt für Personalauswahl] für seine Funktionsgruppe organisierten allgemeinen
Auswahlverfahrens mit dem Spezialgebiet gewerbliches Eigentum aufgenommen wird“. Diese
auf ein Auswahlverfahren „mit dem Spezialgebiet gewerbliches Eigentum“ verweisende
Formulierung schließt jedoch nicht grundsätzlich aus, dass ein „im Bereich des geistigen
Eigentums“ durchgeführtes Auswahlverfahren unter Art. 5 der Verträge der Klägerinnen fallen
kann, da das „Spezialgebiet gewerbliches Eigentum“ zum Bereich des geistigen Eigentums
gehört. Insoweit ist eingehender zu prüfen, ob im vorliegenden Fall die streitigen
Auswahlverfahren nicht nur im Hinblick auf den Inhalt der streitigen
Ausschreibungsbekanntmachung, der für den theoretischen Rahmen der Prüfungen
maßgeblich ist, unter die Auflösungsklausel fallen konnten, sondern auch unter
Berücksichtigung der tatsächlichen Bedingungen der Durchführung der Prüfungen, wobei diese
Bedingungen unter Berücksichtigung der dem Richter vorgetragenen Umstände und der
kontradiktorischen Erörterung der Parteien zu beurteilen sind.
58
Im vorliegenden Fall ist zunächst zum Inhalt der streitigen Ausschreibungsbekanntmachung,
deren relevante Bestimmungen in den Rn. 5 bis 13 des vorliegenden Urteils angeführt worden
sind, festzustellen, dass die Aufgaben der künftigen erfolgreichen Bewerber, die zur Mitarbeit in
einer eigens zum Schutz der Gemeinschaftsmarken und Gemeinschaftsgeschmacksmuster
gegründeten Einrichtung eingestellt wurden, wenn nicht ausschließlich, so doch hauptsächlich
den Schutz der Gemeinschaftsmarken und Gemeinschaftsgeschmacksmuster betreffen und
dass ihre Haupttätigkeiten in der Ausarbeitung von Entscheidungen zu Markenanmeldungen, zu
Widersprüchen und Löschungen von Gemeinschaftsmarken sowie zur Nichtigkeit von Mustern
bestehen. Die streitige Ausschreibungsbekanntmachung bezieht sich zwar auf das geistige
Eigentum, jedoch nur allgemein und ohne ausdrücklichen oder konkreten Hinweis auf
Urheberrechte im Bereich der Literatur oder Kunst, über die den Klägerinnen nach ihren
Angaben die verlangten Kenntnisse fehlen.
59
Ferner steht, auch wenn nach der streitigen Ausschreibungsbekanntmachung der
Prüfungsausschuss bei der Auswahl anhand von Befähigungsnachweisen grundsätzlich
gehalten ist, auch andere Kriterien als das der speziell im Bereich der Markenanmeldung
gesammelten Erfahrung zu berücksichtigen, jedenfalls fest, dass der Prüfungsausschuss, der zu
prüfen hat, ob das Profil des Bewerbers der Art der Aufgaben und den Auswahlkriterien der
Ausschreibungsbekanntmachung entspricht, die Klägerinnen zu den eigentlichen Prüfungen
zugelassen und damit bestätigt hat, dass sie das für das streitige Auswahlverfahren geforderte
Niveau besitzen. Hierzu ist festzustellen, dass eine der Klägerinnen, Frau Clarke, in ihrer
Klageschrift ausdrücklich angegeben hat, dass sie erfolgreich an einem internen
Ausleseverfahren „im Bereich des geistigen Eigentums“ teilgenommen habe, was es ihr
ermöglicht habe, auf der Grundlage des Vertrags vom 1. Juni 2005 beschäftigt zu werden.
60
Schließlich bestreiten die Klägerinnen nicht ernsthaft die Behauptungen des HABM, dass die
streitigen Auswahlverfahren im Wesentlichen das gewerbliche Eigentum betrafen, dass sie zur
Auswahl von Bediensteten dienten, die hauptsächlich mit der Prüfung von
Gemeinschaftsmarkenanmeldungen beschäftigt würden, und dass die Haupttätigkeit des Amtes
weiterhin im Bereich des gewerblichen Eigentums und des Schutzes der Gemeinschaftsmarke
und des eingetragenen Gemeinschaftsgeschmacksmusters liege. Sie tragen im Übrigen nichts
vor, was einen – sei es auch nur oberflächlichen – Anfangsbeweis dafür darstellen könnte, dass
Kenntnisse im Bereich des Urheberrechts tatsächlich einen entscheidenden Vorteil für das
Bestehen der streitigen Auswahlverfahren dargestellt hätten, zu deren Prüfungen sie im Übrigen
nicht antraten. Sie behaupten nicht einmal, dass bei den Auswahlprüfungen im Rahmen der
streitigen Auswahlverfahren die Urheberrechte an literarischen und künstlerischen Werken
ausschließlicher oder hauptsächlicher oder entscheidender Prüfungsgegenstand gewesen
ausschließlicher oder hauptsächlicher oder entscheidender Prüfungsgegenstand gewesen
seien.
61
Daher können die Klägerinnen ungeachtet des Wortlauts der streitigen Ausschreibungen nicht
mit Erfolg geltend machen, dass ihnen die Kenntnisse fehlten, die erforderlich gewesen seien,
um reelle Chancen zu haben, die streitigen Auswahlverfahren zu bestehen, und dass diese
Auswahlverfahren deshalb nicht unter die Auflösungsklausel fielen.
62
Die zweite Rüge des ersten Aufhebungsgrundes ist daher zurückzuweisen.
63
Nach alledem ist der erste Aufhebungsgrund zurückzuweisen.
Zum zweiten Aufhebungsgrund: Verletzung der Fürsorgepflicht und Verstoß gegen den
Grundsatz des Vertrauensschutzes
Vorbringen der Parteien
64
Im Rahmen des zweiten Aufhebungsgrundes machen die Klägerinnen zunächst geltend, sie
hätten mit der Unterzeichnung eines Nachtrags zu ihren Zeitbedienstetenverträgen am 1. Juni
2005 darauf vertrauen dürfen, dass das allgemeine Auswahlverfahren, das die Anwendung der
Auflösungsklausel auslöse, in einem überschaubaren Zeitraum von wenigen Jahren nach 2005
und nicht erst wie hier fast neun Jahre später stattfinde. Das Gericht habe in seinem Urteil
Clarke im Übrigen die Frist für das in ihren Verträgen genannte allgemeine Auswahlverfahren
auf drei oder vier Jahre nach Unterzeichnung ihrer Verträge festgesetzt. Das HABM habe durch
die unterbliebene Klärung innerhalb dieser Frist die Unsicherheit, in der sie sich in Bezug auf
ihre berufliche Zukunft befänden, verlängert und damit seine Fürsorgepflicht ihnen gegenüber
verletzt.
65
Die angefochtenen Entscheidungen, die den Klägerinnen, um im Dienst des HABM bleiben zu
können, die Teilnahme an allgemeinen Auswahlverfahren für die Besoldungsgruppen AST 3
oder AD 6 auferlegten, verstießen zudem gegen den Grundsatz des Vertrauensschutzes, da
eine Ernennung zum Beamten in diesen Besoldungsgruppen einer Degradierung gleichkäme
und ihre über 13-jährige Berufserfahrung im HABM unberücksichtigt ließe. Die Klägerinnen
seien nämlich in die Funktionsgruppe Assistenz (AST) eingestuft: Frau Clarke in die
Besoldungsgruppe AST 8, Frau Dickmanns und Frau Papathanasiou in die Besoldungsgruppe
AST 9. Diese Degradierung hätte nicht nur Einbußen hinsichtlich der Vergütung, sondern auch
hinsichtlich ihrer Rentenansprüche zur Folge. Ferner stellte eine Ernennung zum Beamten in
der Besoldungsgruppe AST 3 oder AD 6 eine „immense immaterielle Degradierung“ dar, da
eine solche Verbeamtung ihnen den Zugang zu einer ihrer Berufserfahrung und ihren
Verdiensten angemessenen Beamtenstelle verwehre.
66
Schließlich verstießen die angefochtenen Entscheidungen gegen den Grundsatz des
Vertrauensschutzes auch insofern, als die Klägerinnen darauf hätten vertrauen dürfen, dass das
HABM die Auflösungsklausel nicht auf sie anwenden würde, und zwar aus drei Gründen:
erstens aufgrund ihres Dienstalters im Amt und im Hinblick auf die Bestimmungen des
Kommissionsbeschlusses vom 28. April 2004; zweitens unter Berücksichtigung der „Vorgaben
der … Kommission, das Personal um mindestens 5 % zu reduzieren“, was das HABM hätte
veranlassen müssen, keine Auswahlverfahren mehr durchzuführen; drittens, weil sie bei ihrer
Wiedereinstellung nicht darauf hingewiesen worden seien, dass ein die Anwendung der
Auflösungsklausel auslösendes Auswahlverfahren durchgeführt werden könnte, das im Übrigen
in den Wiedereinstellungsprotokollen nicht vorgesehen sei.
67
Nach Auffassung des HABM ist der zweite Aufhebungsgrund zurückzuweisen.
68
Das HABM trägt zunächst vor, die Klägerinnen wollten mit ihrem zweiten Aufhebungsgrund in
Wirklichkeit nicht die Rechtmäßigkeit der angefochtenen Entscheidungen, sondern die der
streitigen Ausschreibungsbekanntmachung, gegen die die vorliegenden Klagen nicht gerichtet
seien, bestreiten. Infolgedessen hätten die Klägerinnen kein Interesse an der Geltendmachung
dieses Aufhebungsgrundes.
dieses Aufhebungsgrundes.
69
Sodann habe das HABM den Klägerinnen zu keiner Zeit eine Zusicherung gegeben, dass ein
die Anwendung der Auflösungsklausel auslösendes Auswahlverfahren binnen weniger Jahre
nach der Unterzeichnung des Nachtrags am 1. Juni 2005 stattfinden würde. Im Wortlaut der
Auflösungsklausel, in dem vom „nächsten Auswahlverfahren“ die Rede sei, werde kein
bestimmter Zeitpunkt genannt. Im Übrigen sei der Umstand, dass ein solches Auswahlverfahren
erst 2013 – also neun Jahre nach der Unterzeichnung dieser Verträge – habe stattfinden
können, auf die Klagen zurückzuführen, die zum einen Frau Clarke und Frau Papathanasiou,
Klägerinnen in der Rechtssache F‑82/08, und zum anderen Frau Dickmanns, Klägerin in der
Rechtssache F‑102/09, erhoben hätten.
70
Jedenfalls, so das HABM in der mündlichen Verhandlung, hätten die Klägerinnen nach ihren
Klagen in den Rechtssachen F‑82/08 und F‑102/09 damit rechnen müssen, dass die
Auflösungsklausel, die im Grundsatz nicht für ungültig erklärt worden sei, beibehalten und
innerhalb einer angemessenen Frist nach Verkündung der Urteile in den genannten
Rechtssachen ein neues Auswahlverfahren durchgeführt werde.
71
Außerdem seien den Klägerinnen zu keinem Zeitpunkt spezifische Zusicherungen gemacht
worden, dass ihre Ernennung zum Beamten für sie keinerlei Nachteile haben würde. Insoweit
räumten nach der Rechtsprechung die Vorschriften des Statuts einem Bediensteten auf Zeit,
der zum Beamten ernannt werde, nicht das Recht ein, seine bisherige Besoldungsgruppe zu
behalten, wenn sie höher sei als die im Auswahlverfahren genannte, an dem er mit Erfolg
teilgenommen habe.
Würdigung durch das Gericht
72
Vorab ist festzustellen, dass, anders als das HABM meint, der Aufhebungsgrund einer
Verletzung der Fürsorgepflicht und eines Verstoßes gegen den Grundsatz des
Vertrauensschutzes zulässig ist, weil er nicht gegen die streitige
Ausschreibungsbekanntmachung gerichtet ist, die tatsächlich nicht als solche angegriffen
worden ist, sondern allein gegen die Entscheidungen, mit denen das HABM die in den
Verträgen der Klägerinnen enthaltene Auflösungsklausel auf die in der besagten
Bekanntmachung genannten Auswahlverfahren anzuwenden gedachte, nämlich die
angefochtenen Entscheidungen.
– Zur ersten Rüge: Verletzung der Fürsorgepflicht, weil die Auflösungsklausel fast neun
Jahre nach der Unterzeichnung der Verträge angewandt worden sei
73
Nach ständiger Rechtsprechung spiegelt die Fürsorgepflicht der Verwaltung gegenüber ihren
Bediensteten das Gleichgewicht zwischen den wechselseitigen Rechten und Pflichten wider, das
durch das Statut in den Beziehungen zwischen der Behörde und den öffentlichen Bediensteten
geschaffen wurde. Dieses Gleichgewicht erfordert insbesondere, dass die Behörde bei der
Entscheidung über die Stellung eines Beamten alle Gesichtspunkte berücksichtigt, die geeignet
sind, sie in ihrer Entscheidung zu leiten, und dabei nicht nur das dienstliche Interesse, sondern
auch dasjenige des betroffenen Beamten berücksichtigt (Urteil vom 28. Mai 1980,
Kuhner/Kommission, 33/79 und 75/79, EU:C:1980:139, Rn. 22, und Beschluss vom 16.
Dezember 2013, CL/AEE, F‑162/12, EU:F:2013:217, Rn. 45).
74
Hinsichtlich der vorliegenden Klagen ist für die Beurteilung, ob das HABM seine Fürsorgepflicht
gegenüber den Klägerinnen verletzt hat, über die Anwendung der Auflösungsklausel im
Rahmen der Wiedereinstellungsprotokolle zu befinden und nicht, wie die Klägerinnen geltend
machen, im Rahmen ihrer Zeitbedienstetenverträge ab dem Zeitpunkt ihrer Änderung, d. h. ab
dem 1. Juni 2005; letztere Beurteilung war Gegenstand der Urteile Clarke und Bennett. Daher
ist eine etwaige Verletzung der Fürsorgepflicht durch das HABM ab der tatsächlichen
Wiedereinstellung der Klägerinnen beim Amt zu prüfen, d. h. bei Frau Clarke und Frau
Dickmanns ab Dezember 2011 und bei Frau Papathanasiou ab Februar 2012.
75
Es ist festzustellen, dass dem HABM daraus, dass es weniger als zwei Jahre nach der
75
Es ist festzustellen, dass dem HABM daraus, dass es weniger als zwei Jahre nach der
tatsächlichen Wiedereinstellung der Klägerinnen Auswahlverfahren eröffnet hat, die unter die
Auflösungsklausel fallen konnten, keine Verletzung des Interesses der Klägerinnen an einer
endgültigen Regelung ihrer Rechtsstellung binnen einer angemessenen Frist vorgeworfen
werden kann. Dies gilt umso mehr, als das HABM erst nach der Verkündung der Urteile Clarke
und Bennett, die den Komplex der gerichtlichen Verfahren, die gegen das Amt von seinen
Zeitbediensteten mit einem ähnlichen Vertrag wie dem der Klägerinnen angestrengt worden
waren, abschlossen, in der Lage war, die Tragweite des Rechtsverstoßes, den es beim Umgang
mit der Vertragssituation der Klägerinnen begangen hatte, zu beurteilen und daraus alle
Konsequenzen insbesondere dadurch zu ziehen, dass es deren Wiedereinstellung vornahm
(vgl. in diesem Sinne entsprechend zur Beurteilung der Angemessenheit der Frist für einen
Antrag auf Schadensersatz, Urteil vom 19. Mai 2015, Brune/Kommission, F‑59/14,
EU:F:2015:50, Rn. 47).
76
Demnach ist die erste Rüge zurückzuweisen.
– Zur zweiten Rüge: Verletzung des Grundsatzes des Vertrauensschutzes, weil eine
Ernennung zum Beamten in den Besoldungsgruppen, für die die streitigen Auswahlverfahren
eröffnet worden waren, unter Berücksichtigung der Dauer der Berufserfahrung der Klägerinnen
zu einer Rückstufung führen würde
77
Hierzu weist das Gericht darauf hin, dass sich auf den Vertrauensschutz jeder berufen kann,
bei dem die Verwaltung durch konkrete, von zuständiger und zuverlässiger Seite gegebene
Zusicherungen in Form von präzisen, nicht an Bedingungen geknüpften und
übereinstimmenden Auskünften begründete Erwartungen geweckt hat (Urteil vom 13. März
2013, Mendes/Kommission, F‑125/11, EU:F:2013:35, Rn. 62).
78
Im vorliegenden Fall haben die angefochtenen Entscheidungen jedoch nicht die Ernennung der
Klägerinnen zum Beamten in den von den streitigen Auswahlverfahren betroffenen
Funktionsgruppen zur Folge, sondern nur die Anwendung der in Art. 5 ihrer Verträge
enthaltenen Auflösungsklausel, die lediglich zur Auflösung der Verträge führen kann. Nur bei
Aufnahme in die Reservelisten der streitigen Auswahlverfahren und unter der doppelten
Voraussetzung, dass freie Stellen vorhanden sind und die Klägerinnen sie annehmen, könnten
diese im Rahmen dieser Auswahlverfahren zum Beamten ernannt werden. Unterstellt, die
Klägerinnen könnten die genannte Rüge, die sie weder unmittelbar noch sofort betrifft,
zulässigerweise geltend machen, ergibt sich aus den Akten nicht, dass das HABM ihnen die
Zusicherung gegeben hat, dass ihnen durch die streitigen Auswahlverfahren im Fall des
Bestehens eine Ernennung zum Beamten in den Besoldungsgruppen und Dienstaltersstufen mit
der entsprechenden Vergütung garantiert wird, die sie im Rahmen ihrer
Zeitbedienstetenverträge erreicht hatten. Im Übrigen sehen weder das Statut noch die BSB eine
rechtliche Kontinuität für die Laufbahn eines Bediensteten auf Zeit, der Beamter geworden ist,
vor (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 9. Oktober 2007, Bellantone/Rechnungshof, F‑85/06,
EU:F:2007:171, Rn. 51, vom 5. März 2008, Toronjo Benitez/Kommission, F‑33/07, EU:F:2008:2,
Rn. 87, und Beschluss vom 28. September 2011, Prieto/Parlament, F‑42/07, EU:F:2011:159,
Rn. 61).
79
Folglich ist die zweite Rüge zurückzuweisen.
– Zur dritten Rüge: Verletzung berechtigten Vertrauens, da die Klägerinnen darauf hätten
vertrauen dürfen, dass das HABM die Auflösungsklausel nicht auf sie anwenden würde
80
Was zunächst den gerügten Verstoß gegen den Kommissionsbeschluss vom 28. April 2004
angeht, genügt die Feststellung, dass dieses Argument, das im Übrigen für eine etwaige
Beurteilung der Stichhaltigkeit nicht hinreichend präzisiert ist, gegenüber Entscheidungen des
HABM nicht verfängt. Der Beschluss, auf den sich die Klägerinnen berufen, wurde nämlich von
der Kommission für ihr Personal und nicht vom HABM erlassen. Außerdem geht aus den Akten
nicht hervor und wurde nicht einmal behauptet, dass das HABM diesen Beschluss auf sein
Personal entsprechend anwendet.
Personal entsprechend anwendet.
81
Sodann entbehrt das Vorbringen, die Klägerinnen seien durch eine angebliche Vorgabe der
Kommission, „das Personal um mindestens 5 % zu reduzieren“, zu der Annahme veranlasst
worden, dass das HABM kein Auswahlverfahren mehr durchführen werde, – unterstellt, dieses
Argument wäre schlüssig und zulässig – jeder Relevanz. Die Durchführung eines
Auswahlverfahrens, die wie im vorliegenden Fall in gewissem Umfang zur Entlassung von
Zeitbediensteten führen kann, während die Situation anderer bereits in den Dienststellen
beschäftigter Zeitbediensteter auf Dauer festgeschrieben wird, läuft nämlich, anders als die
Klägerinnen zu verstehen geben, nicht dem Ziel einer allgemeinen Reduzierung des Personals
der Organe und Einrichtungen der Union zuwider, sofern denn die Klägerinnen mit ihrem
Vorbringen tatsächlich eine solche angeblich von der Kommission aufgestellte Vorgabe gemeint
haben sollten, deren Beurteilung im Übrigen nicht nur auf ihre Auswirkungen auf das Personal
des HABM begrenzt werden dürfte.
82
Schließlich können die Klägerinnen nicht ernsthaft geltend machen, sie hätten bei ihrer
Wiedereinstellung keinerlei Grund gehabt, anzunehmen, dass das HABM ein Auswahlverfahren
durchführen könnte, das die Anwendung der in ihren Verträgen enthaltenen Auflösungsklausel
auslösen könnte, denn in den Wiedereinstellungsprotokollen war ausdrücklich angegeben, dass
ihre Wiedereinstellung im Rahmen der Verträge erfolgt, in denen eine solche Klausel
vorgesehen war, deren Wirksamkeit vom Gericht nicht in Frage gestellt worden war.
83
Demnach ist auch die dritte Rüge des zweiten Aufhebungsgrundes und damit der zweite
Aufhebungsgrund insgesamt zurückzuweisen.
Zum dritten Aufhebungsgrund: Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz
Vorbringen der Parteien
84
Die Klägerinnen tragen vor, die angefochtenen Entscheidungen verstießen gegen den u. a. in
Art. 20 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union niedergelegten
Gleichheitsgrundsatz.
85
Sie rügen zum einen, dass gegenüber zwei ihrer Kollegen, deren Zeitbedienstetenverträge
ebenfalls eine identische oder ähnliche Auflösungsklausel wie die in ihren Verträgen enthalten
hätten, keine ähnlichen Maßnahmen wie die angefochtenen Entscheidungen ergangen seien. In
ihren Erwiderungen haben die Klägerinnen angegeben, es handele sich um Frau F. und Herrn
Z. Diese beiden Zeitbediensteten hätten sich in einer vergleichbaren Situation befunden, wie
sich aus einem Rundschreiben des Präsidenten des HABM vom 3. Dezember 2013 sowie dem
Umstand ergebe, dass das HABM im Jahr 2007 davon ausgegangen sei, dass die in ihren
Verträgen enthaltene Auflösungsklausel auf die Auswahlverfahren OHIM/AD/02/07 und
OHIM/AST/02/07 anzuwenden sei, wie das HABM dies in Bezug auf die Klägerinnen
angenommen habe.
86
Zum anderen rügen die Klägerinnen, die unterschiedliche Behandlung durch das HABM nach
der in den letzten Jahren ausgeübten Tätigkeit sei unfair und gleichheitswidrig, weil sie nicht die
Wahlfreiheit für den Bereich ihrer Tätigkeit gehabt hätten.
87
Schließlich verstießen die angefochtenen Entscheidungen gegen den Gleichheitsgrundsatz,
weil sie dazu führten, dass die Klägerinnen im Fall des Bestehens der streitigen
Auswahlverfahren trotz ihrer Berufserfahrung von über 13 Jahren in der gleichen
Besoldungsgruppe wie Berufsanfänger zum Beamten ernannt würden, was darauf hinauslaufe,
dass Bedienstete, die sich in einer unterschiedlichen Lage befänden, gleich behandelt würden.
88
Das HABM beantragt, den dritten Aufhebungsgrund zurückzuweisen.
89
Es trägt im Wesentlichen vor, dem Aufhebungsgrund fehle die tatsächliche Grundlage. Die
Situation der Zeitbediensteten, auf die die Klägerinnen Bezug genommen hätten, sei nämlich
nicht mit der ihren vergleichbar, weil deren Tätigkeiten – die eines Bibliotheksassistenten und
nicht mit der ihren vergleichbar, weil deren Tätigkeiten – die eines Bibliotheksassistenten und
die eines Assistenten und Projektmanagers – keinerlei Bezug zum Bereich des geistigen
Eigentums aufgewiesen hätten. Außerdem habe der als Assistent und Projektmanager
beschäftigte Zeitbedienstete in der Zwischenzeit ein allgemeines Auswahlverfahren bestanden
und sei nach Annahme seines Antrags auf Zuweisung Beamter des HABM geworden. Unter
diesen Umständen stelle eine unterschiedliche Behandlung unterschiedlicher Sachverhalte
keinen Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz und das Diskriminierungsverbot dar.
90
Ebenso wenig könnten die Klägerinnen einen Verstoß gegen den Grundsatz der
Gleichbehandlung mit der Begründung rügen, sie wären bei Bestehen des unter die
Auflösungsklausel fallenden Auswahlverfahrens ohne Berücksichtigung ihrer langen
Berufserfahrung in einer Eingangsbesoldungsgruppe zum Beamten ernannt worden. Denn das
Statut sehe jedenfalls nicht vor, dass die Ernennung eines ehemaligen Zeitbediensteten zum
Beamten unter Beibehaltung seiner vorherigen Besoldungsgruppe erfolge.
Würdigung durch das Gericht
91
Vorab ist darauf hinzuweisen, dass nach ständiger Rechtsprechung ein Verstoß gegen den
Grundsatz der Gleichbehandlung vorliegt, wenn zwei Personengruppen, deren rechtliche und
tatsächliche Situation keine wesentlichen Unterschiede aufweist, unterschiedlich behandelt
werden oder wenn unterschiedliche Situationen gleich behandelt werden (Urteile vom 11.
Dezember 2003, Breton/Gerichtshof, T‑323/02, EU:T:2003:340, Rn. 99, und vom 16. Juli 2015,
EJ u. a./Kommission, F‑112/14, EU:F:2015:90, Rn. 65 und die dort angeführte
Rechtsprechung).
92
Im vorliegenden Fall ist festzustellen, dass der dritte Aufhebungsgrund jedenfalls in seiner
vorgetragenen Formulierung und ohne sachdienliche Klarstellungen nicht durchgreifen kann.
Die Klägerinnen tragen nichts vor, was belegen könnte, dass die Situation der beiden
Zeitbediensteten, auf die sie sich berufen, mit ihrer eigenen identisch oder vergleichbar war.
Das von den Klägerinnen angeführte Rundschreiben des Präsidenten des HABM vom 3.
Dezember 2013 über die Wiedereinstellungspolitik des HABM nach den Urteilen Clarke und
Bennett betreffend Zeitbedienstete, deren Verträge eine Auflösungsklausel enthalten, ist ein
allgemeines Rundschreiben, das sich auf keine individuelle Situation bezieht, so dass es die
Stichhaltigkeit der Behauptungen der Klägerinnen nicht belegen kann. Die Klägerinnen bringen
auch keinen Nachweis dafür bei, dass die beiden Zeitbediensteten, auf deren Situation sie sich
berufen, im Jahr 2007 an den allgemeinen Auswahlverfahren hätten teilnehmen müssen, an
denen die Klägerinnen aufgrund der in ihren Verträgen enthaltenen Auflösungsklausel
teilnehmen mussten. Schließlich bestreiten die Klägerinnen in ihren Erwiderungen nicht die
Behauptungen des HABM, dass es sich bei den beiden Zeitbediensteten um einen
Bibliotheksassistenten und einen Assistenten und Projektmanager gehandelt habe und dass
sich diese somit entgegen ihrem Vorbringen in einer anderen Situation als sie befunden hätten.
93
Zudem ist die Behauptung der Klägerinnen, die unterschiedliche Behandlung durch das HABM
nach der in den letzten Jahren ausgeübten Tätigkeit verstoße gegen den Grundsatz der
Gleichbehandlung, weil sie für ihre frühere Tätigkeit nicht die Wahlfreiheit gehabt hätten, weder
hinreichend genau noch hinreichend klar, um das Gericht in die Lage zu versetzen, ihre
Begründetheit zu beurteilen, und sie ist daher unzulässig.
94
Schließlich haben die angefochtenen Entscheidungen, wie in Rn. 78 des vorliegenden Urteils
ausgeführt, weder unmittelbar noch sofort zur Ernennung der Klägerinnen zum Beamten in den
Funktions- und Besoldungsgruppen geführt, für die die streitigen Auswahlverfahren eröffnet
worden waren. Die Klägerinnen können daher nicht mit Erfolg geltend machen, die
angefochtenen Entscheidungen verstießen gegen den Grundsatz der Gleichbehandlung, weil
sie trotz ihrer Berufserfahrung zu ihrer Ernennung zum Beamten in der
Eingangsbesoldungsgruppe führten. Jedenfalls liegt die Entscheidung, im Wege eines
Auswahlverfahrens oder im Wege eines Vertrags in den öffentlichen Dienst der Union
einzutreten, in der alleinigen Verantwortung des Betreffenden, und diese Entscheidung mag
Auswirkungen auf die Laufbahn haben, die ein ehemaliger Vertragsbediensteter als Beamter
beendet, ohne dass diese Auswirkungen der Anstellungsbehörde angelastet werden können. Es
beendet, ohne dass diese Auswirkungen der Anstellungsbehörde angelastet werden können. Es
darf nämlich nicht zugelassen werden, dass es wegen Unterschieden, die auf Umstände
zurückzuführen sind, die in der Person der einzelnen Bewerber liegen, zu einem Verstoß gegen
den Grundsatz der Gleichbehandlung der Bewerber bei einem Auswahlverfahren kommen kann
(vgl. in diesem Sinne Urteile vom 5. April 2005, Hendrickx/Rat, T‑376/03, EU:T:2005:116,
Rn. 33, und vom 17. Oktober 2013, Vasilev/Kommission, F‑77/12, EU:F:2013:150, Rn. 31).
95
Nach alledem ist der dritte Aufhebungsgrund zurückzuweisen.
Zum vierten Aufhebungsgrund: Ermessensfehlgebrauch
Vorbringen der Parteien
96
Die Klägerinnen sehen in den angefochtenen Entscheidungen einen Ermessensfehlgebrauch.
Sie tragen im Wesentlichen vor, der Umstand, dass Zeitbedienstete, die sich in derselben
Situation befänden wie sie, nicht zur Teilnahme an den streitigen Auswahlverfahren gezwungen
worden seien, zeige, dass das HABM so auch ihnen gegenüber hätte verfahren und von der
Anwendung der Auflösungsklausel hätte absehen können. Dies gelte umso mehr, als für das
HABM keine Notwendigkeit bestanden habe, sie durch ein Auswahlverfahren zu überprüfen, um
sie weiterzubeschäftigen, weil sie über 13 Jahre lang beurteilt worden seien.
97
Das HABM beantragt, den vierten Aufhebungsgrund zurückzuweisen. Es macht im
Wesentlichen geltend, dass es, anders als die Klägerinnen zu verstehen gäben, nicht befugt
gewesen sei, sie in eine Reserveliste aufzunehmen, ohne dass sie das in ihren Verträgen
genannte Auswahlverfahren bestanden hätten. Denn das HABM sei an die Bestimmungen des
Statuts gebunden und zur Durchführung der Urteile Clarke und Bennett verpflichtet, in denen
nicht die Auflösungsklausel, sondern nur die Entscheidung, die genannten Klauseln nach der
Nichtaufnahme der Klägerinnen in die Reservelisten der 2007 durchgeführten allgemeinen
Auswahlverfahren anzuwenden, aufgehoben worden sei.
Würdigung durch das Gericht
98
Nach ständiger Rechtsprechung ist eine Maßnahme nur dann ermessensmissbräuchlich, wenn
aufgrund objektiver, schlüssiger und übereinstimmender Indizien anzunehmen ist, dass sie
ausschließlich oder zumindest hauptsächlich zu anderen als den Zwecken, zu denen das
fragliche Ermessen eingeräumt wurde, oder mit dem Ziel erlassen wurde, ein Verfahren zu
umgehen, das die Verträge speziell vorsehen, um die konkrete Sachlage zu bewältigen (Urteile
vom 16. April 2013, Spanien/Rat, C‑274/11 und C‑295/11, EU:C:2013:240, Rn. 33 und die dort
angeführte Rechtsprechung, vom 5. Oktober 2009, de Brito Sequeira Carvalho und
Kommission/Kommission und de Brito Sequeira Carvalho, T‑40/07 P und T‑62/07 P,
EU:T:2009:382, Rn. 172, und vom 10. Juli 2014, CW/Parlament, F‑48/13, EU:F:2014:186,
Rn. 128).
99
Da im vorliegenden Fall jedenfalls die Prämisse, von der die Klägerinnen ausgehen, um den
behaupteten Ermessensmissbrauch darzutun, nämlich der Verstoß gegen den
Gleichheitsgrundsatz, nicht nachgewiesen worden ist, wie sich bei der Prüfung des dritten
Aufhebungsgrundes ergeben hat, kann dem vierten Aufhebungsgrund, so wie er vorgetragen
worden ist, nicht stattgegeben werden.
100
Demnach ist der vierte Aufhebungsgrund zurückzuweisen.
Zum fünften Aufhebungsgrund: Verstoß gegen Art. 8 Abs. 1 der BSB
Vorbringen der Parteien
101
Die Klägerinnen machen geltend, die angefochtenen Entscheidungen verstießen gegen Art. 8
Abs. 1 der BSB. Mit den Wiedereinstellungsprotokollen seien ihre ursprünglichen
Zeitbedienstetenverträge zum zweiten Mal verlängert worden, denn die erste Verlängerung sei,
wie das Gericht entschieden habe, am 1. Juni 2005 erfolgt. Folglich sei der Vertrag, in dessen
wie das Gericht entschieden habe, am 1. Juni 2005 erfolgt. Folglich sei der Vertrag, in dessen
Rahmen sie wieder eingestellt worden seien, gemäß Art. 8 Abs. 1 der BSB als unbefristeter
Vertrag einzustufen, der keine Auflösungsklausel enthalten dürfe. Daher sei die genannte
Klausel rechtswidrig, und die in deren Anwendung ergangenen angefochtenen Entscheidungen
seien infolgedessen ebenfalls rechtswidrig. In der mündlichen Verhandlung haben die
Klägerinnen zudem geltend gemacht, bei der Auslegung von Art. 8 Abs. 1 der BSB seien
jedenfalls die Ziele der Richtlinie 1999/70/EG des Rates vom 28. Juni 1999 zu der EGB-UNICE-
CEEP-Rahmenvereinbarung über befristete Arbeitsverträge (ABl. L 175, S. 43) zu
berücksichtigen, mit der die zwischen den allgemeinen branchenübergreifenden Organisationen
geschlossene Rahmenvereinbarung vom 18. März 1999 über befristete Arbeitsverträge (im
Folgenden: Rahmenvereinbarung) durchgeführt werden solle, die gerade darauf abziele, den
Missbrauch durch aufeinanderfolgende befristete Arbeitsverträge oder -verhältnisse
entsprechend Paragraf 5 Nr. 1 der Rahmenvereinbarung zu verhindern.
102
Das HABM beantragt, den fünften Aufhebungsgrund zurückzuweisen. Es macht im
Wesentlichen geltend, dass die Wiedereinstellung der Klägerinnen im Anschluss an die Urteile
Clarke und Bennett im Rahmen ihrer am 1. Juni 2005 geänderten Verträge erfolgt sei, die
diesen Urteilen zufolge nicht als unbefristete, sondern als befristete Verträge zu betrachten
seien. Ihre vertragliche Wiedereinstellung könne somit nicht als zweite Verlängerung ihrer
Zeitbedienstetenverträge angesehen werden, weil ihre Verträge in der am 1. Juni 2005
geänderten Fassung in Wirklichkeit niemals aufgelöst worden seien.
Würdigung durch das Gericht
103
Vorab ist darauf hinzuweisen, dass die Klägerinnen mit ihrer Argumentation geltend machen
möchten, dass ihre Wiedereinstellungsprotokolle insofern rechtswidrig seien, als darin keine
Auflösungsklausel hätte vorgesehen werden dürfen, weil sie auf unbestimmte Dauer hätten
geschlossen werden müssen.
104
In diesem Zusammenhang ist entschieden worden, dass ein Bediensteter, der an einen
prekären Vertrag mit einer Auflösungsklausel wie der hier in Rede stehenden gebunden ist,
nicht dazu verpflichtet sein kann, diese Klausel von der Vertragsunterzeichnung an anzufechten.
Da das Einfügen dieser Klausel unter den ganz besonderen Umständen des vorliegenden
Falles Teil eines komplexen Vorgangs ist, der aus einer Reihe individueller oder allgemeiner
Entscheidungen besteht, die aufgrund von Art. 5 der Zeitbedienstetenverträge der Klägerinnen
sehr eng miteinander verbunden sind, muss es den Klägerinnen gestattet sein, die
Rechtmäßigkeit dieser in ihren Wiedereinstellungsprotokollen enthaltenen Klausel, auch wenn
sie nur individuelle Tragweite hat, beim Erlass der angefochtenen Entscheidungen durch die
Verwaltung, der die Anwendung der genannten Klausel gegenüber den Klägerinnen auslöst,
inzident in Frage zu stellen (vgl. in diesem Sinne Urteil Bennett, Rn. 65 und 80).
105
Nach dieser Klarstellung ist der Fall von Frau Clarke und Frau Papathanasiou auf der einen
von dem von Frau Dickmanns auf der anderen Seite zu unterscheiden.
106
Im Fall von Frau Clarke und Frau Papathanasiou erfolgte die Wiedereinstellung in den Dienst
beim Amt auf der Grundlage von Art. 266 AEUV in Durchführung des Urteils Clarke, das den
Entscheidungen über die Auflösung ihrer Zeitbedienstetenverträge die Rechtsgrundlage
entzogen hatte, indem es die Entscheidung vom 19. Dezember 2007 aufhob, mit der das HABM
beschlossen hatte, im Fall eines Scheiterns bei den allgemeinen Auswahlverfahren
OHIM/AD/02/07 und OHIM/AST/02/07, die in Art. 5 ihrer am 1. Juni 2005 geänderten
Zeitbedienstetenverträge enthaltene Auflösungsklausel auf sie anzuwenden. Diese
Wiedereinstellung fand somit im Rahmen ihrer früheren, am 1. Juni 2005 geänderten
Zeitbedienstetenverträge statt, und nicht im Rahmen neuer Verträge. Sie bewirkte, dass Frau
Clarke und Frau Papathanasiou in den Rahmen der Durchführung dieser Verträge
zurückversetzt wurden, und zwar ab dem 15. Februar 2010, dem Tag des Wirksamwerdens der
Entscheidungen über die Auflösung. Frau Clarke und Frau Papathanasiou können daher
jedenfalls nicht geltend machen, die angefochtenen Entscheidungen verstießen gegen die
Bestimmungen des Art. 8 Abs. 1 der BSB, weil die Wiedereinstellungsprotokolle jeweils die
Bestimmungen des Art. 8 Abs. 1 der BSB, weil die Wiedereinstellungsprotokolle jeweils die
zweite Verlängerung ihrer Verträge mit dem Amt darstellten.
107
Im Fall von Frau Dickmanns ist zunächst festzustellen, dass ihre Wiedereinstellung in den
Dienst beim Amt nur im Rahmen eines neuen Vertrags erfolgen konnte, weil die Entscheidung
des HABM vom 12. März 2009, ihren Zeitbedienstetenvertrag aufzulösen, wie in Rn. 26 des
vorliegenden Urteils ausgeführt, nicht aufgehoben worden war und bestandskräftig wurde.
108
Sodann ist darauf hinzuweisen, dass nach der Rechtsprechung die Regel des Art. 8 Abs. 1 der
BSB, wonach „jede weitere Verlängerung“ nach einer ersten befristeten Verlängerung eines
Zeitbedienstetenvertrags im Sinne von Art. 2 Buchst. a der BSB „auf unbestimmte Dauer gilt“,
auf die Situation eines Zeitbediensteten im Sinne dieses Artikels abzielt, der, nachdem er zwei
aufeinanderfolgende Verträge auf bestimmte Dauer geschlossen hat, ohne Unterbrechung sein
Beschäftigungsverhältnis mit einem bestimmten Organ oder einer bestimmten Agentur fortsetzt
(Urteil Bennett, Rn. 112).
109
Folglich kann das Wiedereinstellungsprotokoll von Frau Dickmanns, das, wie in Rn. 28 des
vorliegenden Urteils ausgeführt, am 1. Dezember 2011 wirksam wurde, keine „weitere
Verlängerung“ im Sinne von Art. 8 Abs. 1 der BSB eines ersten Zeitbedienstetenvertrags im
Sinne von Art. 2 Buchst. a der BSB darstellen, da das Beschäftigungsverhältnis von Frau
Dickmanns mit dem HABM aufgrund der Auflösung ihres vorausgehenden Vertrags ab dem 28.
Februar 2010, d. h. während fast zwei Jahren vor der Unterzeichnung des genannten
Protokolls, unterbrochen war.
110
Ergänzend ist zur Auslegung von Art. 8 Abs. 1 der BSB im Hinblick auf die Ziele der
Verordnung Nr. 1999/70 darauf hinzuweisen, dass diese Bestimmung darauf abzielt, den
Rückgriff auf aufeinanderfolgende Zeitbedienstetenverträge zu begrenzen, und jedenfalls zu
den in Paragraf 5 Nr. 1 der Rahmenvereinbarung genannten Maßnahmen zur Verhinderung
des Missbrauchs durch aufeinanderfolgende befristete Arbeitsverträge oder ‑verhältnisse gehört
(Urteil Bennett, Rn. 105 und 106).
111
Demnach ist der fünfte Aufhebungsgrund zurückzuweisen.
Zum sechsten Aufhebungsgrund: Verstoß gegen den geänderten Kommissionsbeschluss vom
28. April 2004
Vorbringen der Parteien
112
Die Klägerinnen machen geltend, die angefochtenen Entscheidungen verstießen gegen den
geänderten Kommissionsbeschluss vom 28. April 2004, wonach Zeitbedienstete nicht länger als
sieben Jahre befristet beschäftigt werden dürften. Eine Anwendung der Auflösungsklausel durch
die angefochtenen Entscheidungen auf die streitigen Auswahlverfahren würde nämlich dazu
führen, dass die Klägerinnen über die in dem geänderten Kommissionsbeschluss vom 28. April
2004 vorgesehene Höchstdauer der Beschäftigung von sieben Jahren hinaus befristet
beschäftigt gewesen seien, und zwar im Fall von Frau Clarke und Frau Papathanasiou fast 14
Jahre lang und im Fall von Frau Dickmanns 18 Jahre lang.
113
Das HABM beantragt, den sechsten Aufhebungsgrund zurückzuweisen.
114
Es macht geltend, der Aufhebungsgrund sei unzulässig, weil ihn die Klägerinnen nicht jeweils
im Stadium des Beschwerdeverfahrens erhoben hätten.
115
Hilfsweise weist das HABM darauf hin, dass der geänderte Kommissionsbeschluss vom 28.
April 2004 für die Kommission und nicht für das Amt gelte und der sechste Aufhebungsgrund
damit ins Leere gehe. Zudem könne eine solche Kommissionsentscheidung nicht vom Statut
oder den BSB abweichen, die für die Dauer der befristeten Verträge von Zeitbediensteten wie
der Klägerin, die in einer Agentur auf einer auf Zeit eingerichteten, im Stellenplan dieser Agentur
aufgeführten Planstelle beschäftigt würden, keine Beschränkung vorsähen.
Würdigung durch das Gericht
116
Jedenfalls genügt der Hinweis, dass der geänderte Kommissionsbeschluss vom 28. April 2004
von der Kommission und nicht vom HABM erlassen wurde und aus den Akten nicht hervorgeht,
dass er vom HABM auf sein Personal entsprechend angewandt worden wäre. Hinzu kommt, wie
vom HABM geltend gemacht, dass der sechste Aufhebungsgrund nicht im
Beschwerdeverfahren vorgebracht wurde und damit unzulässig ist (vgl. in diesem Sinne Urteil
vom 4. Juli 2014, Kimman/Kommission, T‑644/11 P, EU:T:2014:613, Rn. 43).
117
Demnach ist der sechste und letzte Aufhebungsgrund zurückzuweisen.
118
Da alle Aufhebungsgründe zurückgewiesen worden sind, sind demnach die Anträge auf
Aufhebung zurückzuweisen.
3. Zu den Schadensersatzanträgen
Vorbringen der Parteien
119
Nach Ansicht der Klägerinnen ist dadurch, dass die angefochtenen Entscheidungen
rechtswidrig seien, im Zusammenhang mit der Unsicherheit, in die sie in Bezug auf ihr
zukünftiges Berufs- und Familienleben gestürzt worden seien, ein erheblicher immaterieller
Schaden entstanden. Angesichts des daraus seit dem Erlass der angefochtenen
Entscheidungen resultierenden Stress- und Unsicherheitsempfindens sei ihr Schaden nicht
durch eine bloße Aufhebung dieser Entscheidungen wiedergutzumachen.
120
Das HABM beantragt, die Schadensersatzanträge der Klägerinnen zurückzuweisen. Da das
Amt keinen Rechtsverstoß begangen habe, sei diesen Anträgen nicht stattzugeben. Zudem
könnten die Klägerinnen durch die angefochtenen Entscheidungen nicht in eine Unsicherheit
über ihre berufliche Zukunft gestürzt worden sein, da sie die Existenz der Auflösungsklausel und
deren etwaige Konsequenzen gekannt hätten. Ferner sei Unsicherheit jeder Teilnahme an
einem Auswahlverfahren sowie jedem Vertrag auf Zeit inhärent. Unter diesen Umständen
könnten die angefochtenen Entscheidungen die Unsicherheit, in der sich die Klägerinnen
angesichts ihrer Situation als Zeitbedienstete möglicherweise befunden hätten, weder
geschaffen noch verstärkt haben. Schließlich könne ihre Zukunftsplanung nicht durch die
Schreiben vom 28. November 2013, die bloße Informationsschreiben seien, beeinträchtigt
worden sein. Denn ihre Zukunftsplanung habe allein in ihrer Verantwortung gelegen und sei
allein von ihrer Teilnahme an den streitigen Auswahlverfahren abhängig gewesen.
Würdigung durch das Gericht
121
Nach ständiger Rechtsprechung sind Anträge auf Schadensersatz zurückzuweisen, soweit sie
mit Aufhebungsanträgen eng zusammenhängen, die ihrerseits als unzulässig oder unbegründet
zurückgewiesen wurden (Urteile vom 10. Juni 2004, Liakoura/Rat, T‑330/03, EU:T:2004:182,
Rn. 69, und vom 18. Mai 2015, Pohjanmäki/Rat, F‑44/14, EU:F:2015:46, Rn. 93, Rechtsmittel
beim Gericht der Europäischen Union anhängig, Rechtssache T‑410/15 P).
122
Im vorliegenden Fall ist der Schaden, für den die Klägerinnen Ersatz erhalten möchten,
unmittelbar darauf zurückzuführen, dass die angefochtenen Entscheidungen angeblich
rechtswidrig waren. Da die Aufhebungsanträge als unbegründet zurückgewiesen worden sind
und bei ihrer Prüfung kein Rechtsverstoß, der die Haftung des HABM auslösen könnte,
festgestellt worden ist, sind die Schadensersatzanträge somit zurückzuweisen.
123
Nach alledem sind die Klagen in vollem Umfang abzuweisen.
Kosten
124
Nach Art. 101 der Verfahrensordnung trägt vorbehaltlich der übrigen Bestimmungen des
achten Kapitels des zweiten Titels der Verfahrensordnung die unterliegende Partei ihre eigenen
achten Kapitels des zweiten Titels der Verfahrensordnung die unterliegende Partei ihre eigenen
Kosten und ist auf Antrag zur Tragung der Kosten der Gegenpartei zu verurteilen. Nach Art. 102
Abs. 1 der Verfahrensordnung kann das Gericht aus Gründen der Billigkeit entscheiden, dass
eine unterliegende Partei ihre eigenen Kosten trägt, aber nur zur Tragung eines Teils der
Kosten der Gegenpartei oder gar nicht zur Tragung dieser Kosten zu verurteilen ist.
125
Aus den Gründen des vorliegenden Urteils ergibt sich, dass die Klägerinnen mit ihren Klagen
unterlegen sind. Das HABM hat zudem ausdrücklich beantragt, die Klägerinnen zur Tragung der
Kosten zu verurteilen.
126
Es ist jedoch festzustellen, dass die Bezugnahme auf den Bereich des geistigen Eigentums
statt auf den des gewerblichen Eigentums in der streitigen Ausschreibungsbekanntmachung bei
den Klägerinnen berechtigte Zweifel an der Rechtmäßigkeit der angefochtenen Entscheidungen
wecken konnte, die sie bei vernünftiger Betrachtung dazu veranlassen konnten, die
vorliegenden Klagen zu erheben (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 22. September 2015,
Gioria/Kommission, F‑82/14, EU:F:2015:108, Rn. 82).
127
Daher erscheint es bei angemessener Berücksichtigung der Umstände des Falles in
Anbetracht von Art. 102 Abs. 2 der Verfahrensordnung geboten, zu entscheiden, dass die
Klägerinnen jeweils ihre eigenen Kosten tragen, aber nur zur Tragung der Hälfte der Kosten des
HABM verurteilt werden, das somit die Hälfte seiner eigenen Kosten trägt.
Aus diesen Gründen hat
DAS GERICHT FÜR DEN ÖFFENTLICHEN DIENST
(Dritte Kammer)
für Recht erkannt und entschieden:
1. Die Klagen werden abgewiesen.
2. Frau Clarke, Frau Papathanasiou und Frau Dickmanns tragen ihre eigenen Kosten
und werden zur Tragung der Hälfte der Kosten des Harmonisierungsamts für den
Binnenmarkt (Marken, Muster und Modelle) verurteilt.
3. Das Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt (Marken, Muster und Modelle) trägt
die Hälfte seiner eigenen Kosten.
Van Raepenbusch
Kreppel
Svenningsen
Verkündet in öffentlicher Sitzung in Luxemburg am 15. Dezember 2015.
Der Kanzler
Der Präsident
W. Hakenberg
S. Van Raepenbusch
Verfahrenssprache: Deutsch.