Urteil des BVerwG vom 19.05.2004

Umweltverträglichkeitsprüfung, Verfahrensmangel, Rüge

BUNDESVERWALTUNGSGERICHT
BESCHLUSS
BVerwG 4 BN 21.04
VGH 26 N 01.2907
VGH 26 N 01.2908
In der Normenkontrollsache
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hat der 4. Senat des Bundesverwaltungsgerichts
am 19. Mai 2004
durch den Vorsitzenden Richter am Bundesverwaltungsgericht Dr. P a e t o w
und die Richter am Bundesverwaltungsgericht Prof. Dr. R o j a h n und
Dr. J a n n a s c h
beschlossen:
Die Beschwerde der Antragsteller gegen die Nichtzulassung der
Revision in dem Urteil des Bayerischen Verwaltungs-
gerichtshofs vom 17. Dezember 2003 wird zurückgewiesen.
Die Antragsteller zu 1, 2, 3, 4, 5 und 6 tragen jeweils ein Sechs-
tel der Kosten des Beschwerdeverfahrens.
Der Wert des Streitgegenstandes wird für das Beschwerdever-
fahren auf 30 000 € festgesetzt.
G r ü n d e :
Die auf die Zulassungsgründe des § 132 Abs. 2 Nr. 1 und 3 VwGO gestützte Be-
schwerde gegen die Nichtzulassung der Revision bleibt ohne Erfolg.
1.1 Die Antragsteller wenden sich mit der Verfahrensrüge dagegen, dass der Verwal-
tungsgerichtshof ihren Normenkontrollantrag als unzulässig abgewiesen hat. Diese
Rüge bleibt erfolglos. Allerdings kann ein Verfahrensmangel im Sinne von § 132
Abs. 2 Nr. 3 VwGO darin begründet sein, dass das Tatsachengericht fehlerhaft das
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Vorliegen von Sachurteilsvoraussetzungen verneint hat (vgl. BVerwGE 13, 141; 13,
239; 30, 111 <113>). Ein derartiger Fall ist hier indes nicht gegeben.
Der Verwaltungsgerichtshof verneint eine Verletzung der Antragsteller in eigenen
Rechten. Er begründet dies damit, dass ihr Interesse im vorliegenden Fall keinen ab-
wägungserheblichen Belang darstellt. Denn die von ihnen befürchtete Zunahme des
Erschließungsverkehrs sei nicht zu befürchten. Zu dieser Schlussfolgerung gelangt
er einerseits nach Auslegung des Bebauungsplans (unter 1.), andererseits unter
Würdigung der tatsächlichen Gegebenheiten (unter 2.).
Im Rahmen des Verfahrens der Nichtzulassungsbeschwerde hat das Beschwerdege-
richt hinsichtlich des geltend gemachten Verfahrensfehlers nicht zu prüfen, ob die
materiellrechtliche Auffassung des Normenkontrollgerichts inhaltlich zu billigen ist
(vgl. BVerwG, Beschlüsse vom 21. Januar 1993 - BVerwG 4 B 206.92 - NVwZ 1993,
884 = Buchholz 310 § 42 VwGO Nr. 188 und vom 23. Januar 1996 - BVerwG 11 B
150.95 - Buchholz 424.5 GrdstVG Nr. 1). Auf der Grundlage der materiellrechtlichen
Auffassung des Verwaltungsgerichtshofs ist die Verneinung der Antragsbefugnis fol-
gerichtig und stellt keinen Verfahrensfehler dar. Von einer Überspannung der Anfor-
derungen kann keine Rede sein. Die Beschwerde trägt zwar erneut vor, dass die
Antragsteller sich auf einen abwägungserheblichen Belang berufen könnten. Mit den
eingehenden Ausführungen des Normenkontrollgerichts zur künftigen Verkehrsfüh-
rung und der Erschließung des Bebauungsplangebiets setzt sie sich dagegen nicht
auseinander.
1.2 Ferner rügen die Antragsteller eine Verletzung des rechtlichen Gehörs. Zur Be-
gründung wiederholen sie ihren Vortrag aus dem Normenkontrollverfahren (Schrift-
satz vom 21. August 2002, S. 18 ff. = VGH-AS 69 ff.) und bemängeln, dass der Ver-
waltungsgerichtshof auf ihre Argumente nicht eingegangen ist. Dies war indes schon
deswegen nicht erforderlich, da diese Argumente sich mit der Rechtswirksamkeit des
Bebauungsplans befassen. Hierauf brauchte das Normenkontrollgericht jedoch nicht
einzugehen, da es die Anträge bereits als unzulässig angesehen hat.
2. Das Vorbringen der Beschwerde ergibt auch nicht, dass die Revision wegen
grundsätzlicher Bedeutung zuzulassen wäre. Auf die von ihr aufgeworfene Frage, ob
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die Verpflichtung zur Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung bestand,
kommt es auf der Grundlage der, wie dargelegt, vom Beschwerdegericht nicht zu
beanstandenden Auffassung des Normenkontrollgerichts, die Anträge seien bereits
unzulässig, nicht an.
3. Von einer weiteren Begründung sieht der Senat nach § 133 Abs. 5 VwGO ab, da
sie nicht geeignet wäre, zur Klärung der Voraussetzungen beizutragen, unter denen
eine Revision zuzulassen ist.
Die Kostenentscheidung beruht auf § 154 Abs. 2 VwGO, § 159 Satz 1 VwGO i.V.m.
§ 100 Abs. 1 ZPO, die Streitwertfestsetzung auf § 14 Abs. 1 und 3, § 13 Abs. 1
Satz 1 GKG.
Dr. Paetow Prof. Dr. Rojahn Dr. Jannasch