Urteil des BPatG vom 12.04.2000

BPatG: beschreibende angabe, unterscheidungskraft, wortmarke, rom, mitbewerber, beschaffenheitsangabe, patent, wörterbuch, nebellicht, depot

BUNDESPATENTGERICHT
32 W (pat) 497/99
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(Aktenzeichen)
B E S C H L U S S
In der Beschwerdesache
betreffend die Markenanmeldung 399 16 769.2
hat der 32. Senat (Marken-Beschwerdesenat) des Bundespatentgerichts in der
Sitzung vom 12. April 2000 unter Mitwirkung der Vorsitzenden Richterin Forst so-
wie des Richters Dr. Fuchs-Wissemann und der Richterin Klante
beschlossen:
Die Beschwerde wird zurückgewiesen.
BPatG 152
6.70
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G r ü n d e
I.
Beim Deutschen Patentamt ist die Bezeichnung
"Vario Xenon"
für die Waren
"Kraftfahrzeug-Beleuchtungseinrichtungen, nämlich Scheinwerfer,
Leuchten und deren Schaltgeräte"
zur Eintragung als Wortmarke angemeldet worden.
Die Markenstelle für Klasse 11 des Deutschen Patent- und Markenamtes hat nach
vorangegangener Beanstandung in zwei Beschlüssen, von denen einer im Erin-
nerungsverfahren ergangen ist, die Anmeldung mangels Unterscheidungskraft und
wegen eines bestehenden Freihaltungsbedürfnisses zurückgewiesen. Nach ihrer
Ansicht handelt es sich bei der angemeldeten Marke im Bezug auf die bean-
spruchten Waren um eine unmittelbar beschreibende Angabe, da "Xenon" im Zu-
sammenhang mit "Lampen" eine Beschaffenheitsangabe darstelle, unabhängig
davon, welche technische Rolle Xenon bei den betroffenen Waren spiele. "Vario"
stamme aus dem Italienischen und sei ein gebräuchliches Bestimmungswort für
"verschiedenartig, unterschiedlich, abwechselungsreich". "Vario Xenon" weise
darauf hin, daß diese Lampen variabel einsetzbar seien, indem sie ihren Lichtke-
gel automatisch in die Breite variieren, wofür auf Unterlagen aus der Fachpresse
verwiesen wurde. Als ohne weiteres verständliche, unmittelbar beschreibende An-
gabe sei das Markenwort nicht geeignet, die beanspruchten Waren hinsichtlich der
Herkunft aus einem bestimmten Geschäftsbetrieb zu unterscheiden. An einer
solch ohne weiteres verständlichen beschreibenden Angabe bestehe auch ein
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Freihaltungsbedürfnis der Mitbewerber zur Verwendung im inländischen Ge-
schäftsverkehr.
Hiergegen richtet sich die Beschwerde der Anmelderin, die sie nicht weiter be-
gründet hat.
Die Anmelderin beantragt sinngemäß,
die angefochtenen Beschlüsse aufzuheben.
Wegen der Einzelheiten wird auf den Inhalt der Gerichtsakte sowie der Amtsakte
399 16 769.2 Bezug genommen.
II.
Die form- und fristgerecht eingelegte statthafte Beschwerde (§ 66 Abs 1, 2 und 5
MarkenG) ist auch im übrigen zulässig.
Sie ist jedoch nicht begründet, da der Eintragung der angemeldeten Marke die
Eintragungshindernisse nach § 8 Abs 2 Nr 1 und 2 MarkenG entgegenstehen.
Der angemeldeten Wortmarke fehlt jegliche Unterscheidungskraft im Sinne von
§ 8 Abs 2 Nr 1 MarkenG. Unterscheidungskraft in diesem Sinne ist die einer Mar-
ke innewohnende Eignung, vom Verkehr als Unterscheidungsmittel für Waren ei-
nes Unternehmens gegenüber solchen anderer Unternehmen aufgefaßt zu wer-
den (vgl BGH BlPMZ 1995, 193 "PROTECH"). Kann einer Wortmarke ein für die in
Frage stehenden Waren im Vordergrund stehender beschreibender Begriffsinhalt
zugeordnet werden und handelt es sich auch sonst um ein gebräuchliches Wort
der deutschen oder einer bekannten Fremdsprache, das vom Verkehr - etwa auch
wegen einer entsprechenden Verwendung in der Werbung - stets nur als solches
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und nicht als Unterscheidungsmittel verstanden wird, so muß ihr jegliche Unter-
scheidungskraft abgesprochen werden (vgl BGH MarkenR 1999, 349 ff "YES").
Dies ist vorliegend der Fall.
Zutreffend hat das Deutsche Patent- und Markenamt darauf hingewiesen, daß die
Worte "Vario" und "Xenon" gebräuchliche Worte der deutschen Sprache seien.
"Vario", ein Wort aus der lateinischen Sprache (vgl Duden, Das große Wörterbuch
der deutschen Sprache, 1999, S 4168 "varia" plural lat.), ist in die deutsche Spra-
che eingegangen und bedeutet "verschieden, veränderlich, abwandelbar" (vgl
PAVIS CD-ROM BPatG 28 W (pat) 272/97). "Xenon" ist ein zur Füllung von Glüh-
lampen verwendetes farb- und geruchloses Edelgas (vgl Duden, Das große Wör-
terbuch der deutschen Sprache, 1999, Bd 10, S 4575). In Verbindung mit Schein-
werfern und Lampen stellt "Xenon" eine reine Beschaffenheitsangabe dar, was die
Markenstelle in ihrem Beschluß vom 26.4.1999 auch mit Nachweisen belegt hat.
"Vario Xenon" beschreibt in seiner Gesamtheit Scheinwerfer, die vielfach verstell-
bar sind oder die Glühdrähte für mehrfache Zwecke beinhalten (Fernlicht, Ab-
blendlicht, Nebellicht). Mithin ist die angemeldete Wortmarke glatt beschreibend,
was vertiefter Ausführungen nicht bedarf, folglich fehlt ihr jegliche Unterschei-
dungskraft gemäß § 8 Abs 2 Nr 1 MarkenG (vgl eben PAVIS CD-ROM BPatG
30 W(pat) 059/98 "Vario Modul").
Auch Mitbewerber der Anmelderin müssen in der Lage sein, ungehindert durch
Zeichenrechte Dritter darauf hinzuweisen, daß sie variable Xenon-Scheinwerfer
herstellen oder vertreiben. Deshalb besteht an der angemeldeten Bezeichnung
zudem ein Freihaltungsbedürfnis gemäß § 8 Abs 2 Nr 2 MarkenG (vgl BGH
GRUR 1999, 410 "FOR YOU"). Da der angemeldeten Wortkombination gerade in
ihrer Gesamtheit die Bedeutung einer warenbeschreibenden Sachaussage zu-
kommt, beruht die Bejahung des Freihaltungsbedürfnisses nicht auf einer analy-
sierenden Zergliederung und steht somit der "THE HOME DEPOT"-Entscheidung
des BGH (GRUR 1996, 771) nicht entgegen.
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Nach alledem war die Beschwerde zurückzuweisen.
Forst Dr.
Fuchs-Wissemann
Klante
Mü/Hu