Urteil des BPatG vom 13.03.2017

BPatG (stand der technik, probe, fachmann, fig, treffen, patent, nachweis, licht, lehre, abstimmung)

BPatG 154
08.05
BUNDESPATENTGERICHT
17 W (pat) 347/05
_______________
(Aktenzeichen)
Verkündet am
27. Oktober 2009
B E S C H L U S S
In der Einspruchssache
betreffend das Patent 103 40 020
- 2 -
hat der 17. Senat (Technischer Beschwerdesenat) des Bundespatentgerichts auf
die mündliche Verhandlung vom 27. Oktober 2009 unter Mitwirkung des
Vorsitzenden Richters Dipl.-Phys. Dr. Fritsch sowie der Richterin Eder, des
Richters Dipl.-Ing. Baumgardt und der Richterin Dipl.-Phys. Dr. Thum-Rung
beschlossen:
Das deutsche Patent 103 40 020 wird widerrufen.
G r ü n d e
I.
Auf die am 28. August 2003 beim Deutschen Patent- und Markenamt eingegan-
gene Anmeldung 103 40 020.6-42 wurde am 21. März 2005 durch Beschluss der
Prüfungsstelle für Klasse G02B das Patent unter der Bezeichnung
„Vorrichtung zum selektiven Nachweis bestimmter Wellenlängen-
anteile eines Lichtstrahls“
erteilt. Veröffentlichungstag der Patenterteilung ist der 11. August 2005.
Gegen das Patent ist am 11. November 2005 Einspruch erhoben worden.
Die Einsprechende macht hinsichtlich des Gegenstands des Streitpatents man-
gelnde Patentfähigkeit (§§ 1 bis 5 PatG i. V. m. § 21 Abs. 1 Nr. 1 PatG) geltend;
hierzu verweist sie auf öffentliche Druckschriften sowie auf Unterlagen, die eine
- 3 -
offenkundige Vorbenutzung belegen sollen. Außerdem offenbare das Streitpatent
die Erfindung nicht so deutlich und vollständig, dass ein Fachmann sie ausführen
kann (§ 21 Abs. 1 Nr. 2 PatG).
Die Patentinhaberin widerspricht diesem Vorbringen. Nach ihrer Ansicht offenbart
das Streitpatent eine deutliche und vollständige, für den Fachmann nacharbeitbare
Lehre. Außerdem seien die Gegenstände des Patents in den verteidigten Fassun-
gen gegenüber dem vorveröffentlichten Stand der Technik neu und beruhten auch
auf erfinderischer Tätigkeit.
Die Einsprechende stellt den Antrag,
das Patent vollständig zu widerrufen.
Die Patentinhaberin stellt den Antrag,
das Patent aufrecht zu erhalten
gemäß Hauptantrag im erteilten Umfang,
gemäß Hilfsantrag in beschränktem Umfang mit
Patentansprüchen 1 bis 9, überreicht in der mündlichen Verhand-
lung, noch anzupassender Beschreibung und Zeichnungen mit
Figuren wie erteilt.
Innerhalb der Einspruchsfrist wurden von der Einsprechenden folgende Druck-
schriften und Unterlagen genannt und eingereicht:
D1:
DE 101 02 033 A1
D2:
EP 0 320 530 A1
- 4 -
D3.1: Pressemitteilung über Einführung des LSM 510 META
D3.2: Lieferschein eines LSM 510 META an Kansas State University
D3.3: Lieferschein eines LSM 510 META an Deutsches Krebsforschungs-
zentrum
D3.4: Lieferschein zur Auslieferung eines LSM 510 META an National
Institutes of Health
D3.5: Technische Zeichnung des Detektionsmoduls zu LSM 510 META
D3.6: Technische Zeichnung des Detektionsmoduls zu LSM 510 META
D3.7: Technische Zeichnung des Detektionsmoduls zu LSM 510 META
D4:
DE 100 16 361 A1
D5:
DE 100 38 528 A1.
Nach Ablauf der Einspruchsfrist hat die Einsprechende zusätzlich auf die Druck-
schrift
D6:
DE 198 35 072 A1
hingewiesen.
Der Patentanspruch 1 nach Hauptantrag (erteilter Anspruch 1) lautet:
„1.
Vorrichtung zum selektiven Nachweis bestimmter Wellenlängenan-
teile eines Lichtstrahls (1), umfassend ein Element zum spektralen Auffä-
chern des Lichtstrahls (1) und ein dem Element nachgeschaltetes Detek-
torarray (4),
d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t ,
dass das Element und das Detektorarray (4) derart aufeinander abge-
stimmt sind, dass bestimmte vorgebbare Wellenlängenanteile des Licht-
strahls (1) auf lichtunempfindliche und die übrigen Wellenlängenanteile
des Lichtstrahls (1) auf lichtempfindliche Bereiche (6, 5) des Detektor-
arrays (4) treffen.“
- 5 -
Der nebengeordnete Patentanspruch 8 nach Hauptantrag (erteilter Anspruch 8)
lautet:
„8.
Verfahren zur Unterdrückung von Anregungslinien (7) im Detektions-
lichtstrahl (14) eines Mikroskops, insbesondere zur Anwendung in einem
Fluoreszenzmikroskop, bei dem im Strahlengang des Detektionslicht-
strahls (14) ein Element zum spektralen Auffächern des Detektionslicht-
strahls (14) und ein dem Element nachgeschaltetes Detektorarray (4)
angeordnet wird,
d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t ,
dass das Element und das Detektorarray (4) derart aufeinander abge-
stimmt werden, dass die Anregungslinien (7) zumindest teilweise auf licht-
unempfindliche und die übrigen Wellenlängenanteile des Detektionslicht-
strahls (14) auf lichtempfindliche Bereiche (6, 5) des Detektorarrays (4)
treffen.“
Der Patentanspruch 1 nach Hilfsantrag lautet:
„1.
Vorrichtung zum selektiven Nachweis bestimmter Wellenlängenan-
teile in einem Detektionslichtstrahl (14) zum Einsatz in einem Fluores-
zenzmikroskop mit einem Anregungslichtstrahl (11) einer Beleuchtungs-
lichtquelle, einer Mikroskopoptik zur Führung des Anregungslichtstrah-
les (11) auf eine Probe (13), und einem von der Probe (13) ausgehenden
Detektionslichtstrahl (14), umfassend ein Element (2) zum spektralen Auf-
fächern des Detektionslichtstrahles und ein diesem Element (2) nachge-
schaltetes Detektorarray (4),
d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t ,
dass das Element (2) und das Detektorarray (4) so aufeinander abge-
stimmt sind, dass das im Detektionslichtstrahl (14) enthaltene Anregungs-
licht zumindest teilweise auf lichtunempfindliche Bereiche (6) des Detek-
torarrays (4) und das in der Probe (13) entstandene Fluoreszenzlicht auf
- 6 -
lichtempfindliche Bereiche (5) des Detektorarrays (4) trifft, wobei die
Abstimmung mittels einer Maske (17) erfolgt, die zwischen dem Ele-
ment (2) und der Detektoroberfläche angeordnet und relativ zu dieser ver-
schiebbar ist.“
Der nebengeordnete Patentanspruch 7 nach Hilfsantrag lautet:
„7.
Verfahren zum Unterdrücken von Anregungslinien (7) im Detektions-
lichtstrahl (14) eines Fluoreszenzmikroskops, bei dem im Strahlengang
des Detektionslichtstrahles (14) ein Element zum spektralen Auffächern
des Detektionslichtstrahles (14) und ein dem Element nachgeschaltetes
Detektorarray (4) angeordnet wird,
d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t ,
dass das Element und das Detektorarray (4) derart aufeinander abge-
stimmt werden, dass die Anregungslinien (7) zumindest teilweise auf licht-
unempfindliche Bereiche (6) und das in der Probe entstandene Fluores-
zenzlicht auf lichtempfindliche Bereiche (5) des Detektorarrays trifft, wobei
die Abstimmung dadurch vorgenommen wird, dass mindestens eine
Maske (17) in dem aufgefächerten Detektionslichtstrahl parallel zur Ober-
fläche des Detektorarrays (4) bewegt wird.“
Dem Patentgegenstand soll gemäß Patentschrift Seite 2 Abs. [0006] die Aufgabe
zugrunde liegen, eine Vorrichtung zum selektiven Nachweis bestimmter Wellen-
längenanteile eines Lichtstrahls sowie ein Verfahren zur Unterdrückung von Anre-
gungslinien im Detektionslichtstrahl eines Mikroskops derart auszugestalten und
weiterzubilden, dass bei einfachem und flexiblem Aufbau die Detektion uner-
wünschter Wellenlängenanteile eines zu detektierenden Lichtstrahls möglichst
vollständig unterdrückt ist.
Zu den Einzelheiten wird auf den Akteninhalt verwiesen.
- 7 -
II.
Der rechtzeitig eingegangene Einspruch ist auch im Übrigen zulässig. Er führt zum
Widerruf des Patents.
1.
Gegenstand des Streitpatents
Das Streitpatent betrifft eine Vorrichtung zum selektiven Nachweis bestimmter
Wellenlängenanteile eines Lichtstrahls sowie ein Verfahren zur Unterdrückung von
Anregungslinien im Detektionslichtstrahl eines Mikroskops, die insbesondere in
der Fluoreszenzmikroskopie einsetzbar sind.
In Fluoreszenzmikroskopen wird durch Anregungslicht eine Probe bestrahlt, die
daraufhin Fluoreszenzlicht aussendet, welches andere Wellenlängen aufweist als
das Anregungslicht. Im nachfolgenden Detektionsstrahlengang wird das Licht
spektral aufgefächert und in einem Detektorarray vermessen. Ein Problem ergibt
sich dadurch, dass das zu vermessende Licht außer dem eigentlich interessieren-
den, schwachen Fluoreszenzlicht auch Anteile des relativ intensiven Anregungs-
lichts enthalten kann, was zu Verfälschungen in den Messwerten für das Fluores-
zenzlicht führt. Um solche Verfälschungen zu vermeiden, sollen gemäß der Lehre
des Streitpatents die Wellenlängen des Anregungslichts auf lichtunempfindliche
Bereiche des Detektorarrays treffen und somit die Detektion möglichst nicht beein-
flussen.
Der Anspruch 1 nach Hauptantrag betrifft eine Vorrichtung mit folgenden Merkma-
len (Bezugszeichen wurden weggelassen):
1.
Vorrichtung zum selektiven Nachweis bestimmter Wellenlängenanteile
eines Lichtstrahls,
2.
umfassend ein Element zum spektralen Auffächern des Lichtstrahls
und ein dem Element nachgeschaltetes Detektorarray,
- 8 -
d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t ,
3. dass das Element und das Detektorarray derart aufeinander abge-
stimmt sind,
3.1
dass bestimmte vorgebbare Wellenlängenanteile des Lichtstrahls
auf lichtunempfindliche [Bereiche des Detektorarrays treffen] und
3.2
die übrigen Wellenlängenanteile des Lichtstrahls auf lichtempfindli-
che Bereiche des Detektorarrays treffen.
Der nebengeordnete Anspruch 8 nach Hauptantrag betrifft ein Verfahren mit fol-
genden Merkmalen (Bezugszeichen wurden weggelassen):
I.
Verfahren zur Unterdrückung von Anregungslinien im Detektionslicht-
strahl eines Mikroskops, insbesondere zur Anwendung in einem Fluores-
zenzmikroskop,
II.
bei dem im Strahlengang des Detektionslichtstrahls ein Element zum
spektralen Auffächern des Detektionslichtstrahls und ein dem Element
nachgeschaltetes Detektorarray angeordnet wird,
d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t ,
III. dass das Element und das Detektorarray derart aufeinander abge-
stimmt werden, dass
III.1 die Anregungslinien zumindest teilweise auf lichtunempfindliche
[Bereiche des Detektorarrays treffen] und
III.2 die übrigen Wellenlängenanteile des Detektionslichtstrahls auf
lichtempfindliche Bereiche des Detektorarrays treffen.
Wie der Patentschrift zu entnehmen ist, können die lichtunempfindlichen Bereiche
des Detektorarrays unterschiedlicher Art sein: Herstellungsbedingt existieren licht-
unempfindliche Zwischenräume (Stege) zwischen den Arrayzellen, vgl. Fig. 1, 2
und 4 mit Beschreibung; zusätzlich können mittels dem Detektorarray vorgeschal-
teter Elemente wie Masken lichtunempfindliche bzw. photoinaktive Bereiche in
dem Detektorarray künstlich erzeugt werden, vgl. S. 3 Abs. [0010] sowie Fig. 6
- 9 -
i. V. m. S. 4 Abs. [0025] und S. 5 Abs. [0033] und [0034]. Um zu erreichen, dass
unerwünschte Wellenlängenanteile auf die lichtunempfindlichen Stege zwischen
den Arrayzellen fallen, kann die Abstimmung zwischen dem spektral auffächern-
den Element und dem Detektorarray durch geeignete Positionierung des Detek-
torarrays gegenüber dem spektral auffächernden Element erfolgen, vgl. S. 5
li. Sp., zweite Hälfte des ersten Absatzes. Bei Verwendung der künstlich erzeug-
ten Bereiche kann die Abstimmung durch die dem Detektorarray vorgeschalteten,
verschiebbaren Elemente wie Masken bewerkstelligt werden, welche die uner-
wünschten Wellenlängenanteile von den lichtempfindlichen Bereichen des Detek-
torarrays fernhalten, vgl. S. 5 Abs. [0034]. Die Ansprüche gemäß Hilfsantrag sind
auf die letztere Möglichkeit konkretisiert.
Demgemäß soll durch den Anspruch 1 nach Hilfsantrag eine Vorrichtung mit fol-
genden Merkmalen unter Schutz gestellt werden (Bezugszeichen wurden wegge-
lassen):
1*.
Vorrichtung zum selektiven Nachweis bestimmter Wellenlängenan-
teile in einem Detektionslichtstrahl
1.1
zum Einsatz in einem Fluoreszenzmikroskop mit einem Anregungs-
lichtstrahl einer Beleuchtungslichtquelle, einer Mikroskopoptik zur Führung
des Anregungslichtstrahles auf eine Probe, und einem von der Probe aus-
gehenden Detektionslichtstrahl,
2*.
umfassend ein Element zum spektralen Auffächern des Detektions-
lichtstrahles und ein diesem Element nachgeschaltetes Detektorarray,
d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t ,
3.
dass das Element und das Detektorarray so aufeinander abgestimmt
sind,
3.1* dass das im Detektionslichtstrahl enthaltene Anregungslicht zumin-
dest teilweise auf lichtunempfindliche Bereiche des Detektorarrays [trifft]
und
- 10 -
3.2* das in der Probe entstandene Fluoreszenzlicht auf lichtempfindliche
Bereiche des Detektorarrays trifft,
4.
wobei die Abstimmung mittels einer Maske erfolgt, die zwischen dem
Element und der Detektoroberfläche angeordnet und relativ zu dieser ver-
schiebbar ist.
Entsprechend soll durch den nebengeordneten Anspruch 7 nach Hilfsantrag ein
Verfahren mit folgenden Merkmalen unter Schutz gestellt werden (Bezugszeichen
wurden weggelassen):
I.*
Verfahren zur Unterdrückung von Anregungslinien im Detektionslicht-
strahl eines Fluoreszenzmikroskops,
II.
bei dem im Strahlengang des Detektionslichtstrahles ein Element
zum spektralen Auffächern des Detektionslichtstrahles und ein dem Ele-
ment nachgeschaltetes Detektorarray angeordnet wird,
d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t ,
III.
dass das Element und das Detektorarray derart aufeinander abge-
stimmt werden,
III.1 dass die Anregungslinien zumindest teilweise auf lichtunempfindliche
Bereiche [des Detektorarrays treffen] und
III.2* das in der Probe entstandene Fluoreszenzlicht auf lichtempfindliche
Bereiche des Detektorarrays trifft,
IV.
wobei die Abstimmung dadurch vorgenommen wird, dass mindes-
tens eine Maske in dem aufgefächerten Detektionslichtstrahl parallel zur
Oberfläche des Detektorarrays bewegt wird.
Als zuständigen Fachmann sieht der Senat im vorliegenden Fall einen Diplomphy-
siker mit guten Kenntnissen in der Optik an, der mehrjährige Erfahrung in der Ent-
wicklung von Fluoreszenzmikroskopen besitzt.
- 11 -
2.
Stand der Technik
Als besonders relevant sieht der Senat die Druckschriften D1 und D4 an.
Die Druckschrift D1 betrifft eine Vorrichtung und ein Scanmikroskop zur gleichzeiti-
gen Detektion mehrerer Spektralbereiche eines Lichtstrahls und damit auch ein
entsprechendes Verfahren. Fig. 1 zeigt allgemein ein Scanmikroskop mit von
einem Laser 1 als Beleuchtungslichtquelle ausgehendem Anregungslicht 15, das
über eine Mikroskopoptik 37 auf eine Probe 39 geführt wird. Von der Probe ausge-
hendes Licht passiert einen Strahlteiler 5 und wird in einem Einzeldetektor 3
gemessen. Im Detektionsstrahlengang kann ein Mittel 40 zur Reduktion von Antei-
len des Anregungslichts vorgesehen sein, etwa ein Bandpassfilter, vgl. Sp. 2 Z. 38
bis 44. Als Stand der Technik zur Detektion mehrerer Spektralbereiche ist in Fig. 2
ein Scanmikroskop dargestellt, in dem das von der Probe kommende Licht über
ein Prisma 22 spektral aufgefächert und über eine reflektierende Blende 44 in zwei
Spektralbereiche aufgeteilt wird, die getrennt, evtl. durch eine weitere Blende 42
begrenzt, in je einem Detektor vermessen werden. Dagegen wird gemäß der in D1
als Erfindung beschriebenen Lehre das von der bestrahlten Probe kommende,
spektral aufgefächerte Licht in einem Detektorarray (Mehrkanalphotomultiplier 28)
in mehreren Spektralbereichen gleichzeitig vermessen, vgl. die Zusammenfassung
sowie Fig. 3 mit Beschreibung. Der Mehrkanalphotomultiplier ist relativ zum spek-
tral aufgefächerten Lichtstrahl verschiebbar, wodurch einzelne spektrale Ab-
schnitte des aufgefächerten Lichtstrahls auf einzelne Photomultiplier des Mehrka-
nalphotomultipliers richtbar sind, vgl. Sp. 1 Z. 65 bis Sp. 2 Z. 2 sowie die Ansprü-
che 6 und 12. Gemäß Sp. 3 Z. 27 bis 30 und Sp. 1 Z. 56 bis 58 sind hier vorteilhaft
keinerlei mechanische Mittel erforderlich, um für die Untersuchung bestimmte
Spektralbereiche auszuwählen. Lichtunempfindliche Bereiche des Mehrkanalpho-
tomultipliers und deren Nutzung sind nicht angesprochen.
Die Druckschrift D4 zeigt eine optische Anordnung zum Abschwächen spektraler
Anteile eines Lichtbündels. Als Anwendung ist die Auswahl einzelner Spektralli-
- 12 -
nien im Beleuchtungsstrahlengang eines konfokalen Rastermikroskops genannt,
vgl. Sp. 1 Abs. [0003]. Das Licht wird z. B. über ein Prisma 2 spektral aufgefä-
chert, einzelne Spektralanteile werden ganz oder teilweise abgeschwächt, vgl.
Sp. 1 Abs. [0007], etwa über im Strahlengang drehbare Blenden 9, vgl. Sp. 2
Abs. [0015] sowie Fig. 2 und 4. Gemäß Sp. 4 Abs. [0032] ist es nach der Auffä-
cherung und Abschwächung des oder der Lichtbündel meist erforderlich, das oder
die verbleibenden Lichtbündel wieder zu vereinigen, um einen einzelnen Licht-
strahl oder ein einzelnes Lichtbündel bereitzustellen.
3.
Patentfähigkeit
Es kann dahinstehen, ob das Streitpatent die Erfindung so deutlich und vollständig
offenbart, dass ein Fachmann sie ausführen kann. Im Übrigen hat der Senat hie-
ran angesichts der Fachkenntnisse des hier zuständigen Fachmanns und ange-
sichts der insgesamt recht deutlichen Hinweise in der Patentschrift kaum Zweifel.
Es kann ebenfalls dahinstehen, ob die Ansprüche 1 und 7 nach Hilfsantrag in den
ursprünglichen Unterlagen und in der Patentschrift offenbart sind und ihre Gegen-
stände innerhalb des Schutzbereichs der erteilten Ansprüche liegen.
Jedenfalls beruhen die Gegenstände des Anspruchs 1 gemäß Haupt- und Hilfsan-
trag und ebenso die Gegenstände der jeweiligen nebengeordneten Ansprüche
gemäß Haupt- und Hilfsantrag nicht auf erfinderischer Tätigkeit.
Wie oben ausgeführt, ist aus D1 Fig. 3 mit Beschreibung ein Scanmikroskop mit
Beleuchtungslichtquelle und Mikroskopoptik und damit ein entsprechendes Ver-
fahren bekannt, mit spektraler Auffächerung des von einer bestrahlten Probe kom-
menden Detektionslichtstrahls und mit selektiver Vermessung einzelner spektraler
Anteile in einem Detektorarray, wobei im Detektionsstrahlengang ein Mittel zur
zusätzlichen Reduktion von Reflexions- und/oder Streulichtanteilen des Anre-
gungslichts vorgesehen sein kann, vgl. D1 Sp. 2 Z. 38 bis 44; aufgrund dieser
Ausbildung liegt für den Fachmann die Anwendung in einem Fluoreszenzmikros-
kop auf der Hand - . Als Beispiele für Mittel zur
- 13 -
Reduktion von Anteilen des Anregungslichts sind unter Anderem verschiedene
Farbfilter (Bandpassfilter, Notchfilter, Kantenfilter) angegeben. Der Fachmann,
dem die Probleme bekannt sind, die der Einsatz von Farbfiltern mit sich bringen
kann (Herstellungsaufwand, möglicherweise unvollständige Auslöschung uner-
wünschter und Abschwächung erwünschter Spektralbereiche), zieht auch ihm
bekannte Alternativen zur Unterdrückung von spektralen Anteilen eines Licht-
strahls in Betracht. Eine solche Möglichkeit ist das in D4 beschriebene spektrale
Auffächern des Lichtstrahls und Unterdrücken ausgewählter spektraler Anteile
über Blenden bzw. Masken. Für den Fachmann liegt die Verwendung dieser Alter-
native im Mikroskop gemäß D1 besonders nahe, da dort der Detektionslichtstrahl
bereits spektral aufgefächert ist und somit lediglich eine relativ einfach zu bewerk-
stelligende Einfügung von Blenden in den spektral aufgefächerten Strahl erforder-
lich ist. Um definiert Licht ausgewählter Wellenlängen (Anregungslinien) abzu-
schwächen, ordnet der Fachmann solche Blenden möglichst nahe vor dem Detek-
torarray an, auf welches das Spektrum fokussiert ist. Durch die Blenden werden
dann lichtunempfindliche Bereiche des Detektorarrays künstlich erzeugt, wobei die
Anregungslinien im Sinne des Streitpatents auf diese lichtunempfindlichen Berei-
che des Detektorarrays treffen (d. h. auf die vorgeschalteten Blenden, welche das
Anregungslicht von den entsprechenden Bereichen des Detektorarrays fernhalten)
und die übrigen Wellenlängenanteile des Detektionslichtstrahls, also das in der
Probe entstandene Fluoreszenzlicht, auf lichtempfindliche Bereiche des Detektor-
arrays treffen, somit das spektral auffächernde Element und das Detektorarray im
Sinne des Streitpatents aufeinander abgestimmt sind -
.
Durch diese Überlegungen konnte der Fachmann ausgehend von D1 unter
Berücksichtigung des aus D4 Bekannten zum Gegenstand des Anspruchs 1 nach
Hauptantrag gelangen, ohne erfinderisch tätig werden zu müssen. Ein über die zu
erwartende Wirkung der einzelnen Maßnahmen hinausgehender, synergistischer
Effekt ist nicht erkennbar.
- 14 -
Entsprechendes gilt für das Verfahren gemäß dem nebengeordneten Anspruch 8
nach Hauptantrag.
Um in der durch D1 i. V. m. D4 nahegelegten Vorrichtung die Blenden gezielt auf
die jeweiligen Anregungslinien ausrichten zu können, bietet es sich zudem für den
Fachmann an, die Blenden so vor dem Detektorarray anzubringen, dass sie relativ
zur Detektoroberfläche verschiebbar sind, vgl. die bewegbaren Blenden in D4
Fig. 2 und 4 - .
Durch diese zusätzliche Maßnahme konnte der Fachmann ohne eigene erfinderi-
sche Leistung zum Gegenstand des Anspruchs 1 nach Hilfsantrag gelangen. Auch
hier ist ein über die zu erwartende Wirkung der einzelnen Maßnahmen hinausge-
hender, synergistischer Effekt nicht erkennbar.
Entsprechendes gilt für das Verfahren gemäß dem nebengeordneten Anspruch 7
nach Hilfsantrag.
Nach Ansicht der Patentinhaberin führt dagegen die in D1 Sp. 3 Z. 27 bis 30 und
Sp. 1 Z. 56 bis 58 gelehrte Abkehr von einer mechanischen Blendenlösung den
Fachmann weg von der patentgemäßen, Marken verwendenden Lehre. Auch sei
in D1 Fig. 3 das Filter 40 zur Ausblendung des Anregungslichts bereits vor der
spektralen Auffächerung und damit an anderer Stelle als im Streitpatent ange-
bracht. Zudem sollten gemäß D4 aus einem Mehrfarbenstrahl bestimmte Wellen-
längenanteile ausgeblendet und danach die Strahlenbündel wieder vereinigt wer-
den, so dass sich eine geänderte Farbmischung im Gesamtstrahlenbündel erge-
be; dies habe mit der streitpatentgemäßen Aufgabenstellung nichts zu tun.
Dieses Vorbringen vermag die Überzeugung des Senats hinsichtlich des Fehlens
erfinderischer Tätigkeit nicht zu ändern.
Die gemäß D1 zu vermeidenden mechanischen Mittel dienen der Auswahl der zu
vermessenden Spektralbereiche, vgl. Fig. 2, und werden durch die Lehre von D1,
- 15 -
ein Detektorarray zu verwenden, überflüssig, vgl. Fig. 3; eine Verwendung von
Blenden zu anderen Zwecken, etwa zur Ausblendung von Anregungslinien, ist
davon nicht berührt. D4 beschreibt allgemein die Möglichkeit, aus einem Licht-
strahl durch spektrale Auffächerung und Vorsehen von Blenden Wellenlängenan-
teile gezielt zu entfernen, was bereits aus der Zusammenfassung ersichtlich ist;
dass eine nachfolgende Zusammenführung der Lichtbündel zwar meist, aber eben
nicht immer erforderlich ist, ergibt sich auch aus Sp. 4 Abs. [0032]. Der hier
zuständige Fachmann, der ein abgeschlossenes Hochschulstudium und mehrjäh-
rige Berufserfahrung mitbringt, sieht die in D4 zur Lösung der Aufgabe „Abschwä-
chung von spektralen Lichtanteilen“ gegebene Lehre nicht als auf den dort konkret
beschriebenen Anwendungsfall beschränkt an (Beleuchtungsstrahlengang eines
konfokalen Rastermikroskops, vgl. D4 Sp. 1 Abs. [0003]), sondern setzt sie auch
anderweitig in der Mikroskopie ein, etwa im Detektionsstrahlengang eines Scan-
mikroskops wie dem in D1 beschriebenen. Der Ort der Anbringung der Blenden
ergibt sich dann für den Fachmann aus deren beabsichtigter Wirkung.
4.
Der jeweilige Anspruch 1 nach Hauptantrag und nach Hilfsantrag sowie der
jeweilige nebengeordnete Anspruch nach Hauptantrag und nach Hilfsantrag
haben somit keinen Bestand.
Mit den Ansprüchen 1 und 8 nach Hauptantrag sowie 1 und 7 nach Hilfsantrag fal-
len auch die jeweiligen, auf diese Ansprüche rückbezogenen Unteransprüche.
Bei dieser Sachlage war das Patent zu widerrufen.
- 16 -
Da das Patent angesichts vorveröffentlichter Druckschriften keinen Bestand hat,
erübrigt es sich, den geltend gemachten Benutzungshandlungen weiter nachzuge-
hen.
Dr. Fritsch
Eder
Baumgardt
Dr. Thum-Rung
Fa