Rechtsanwalt Dipl.-Ing. Jean-Claude Bisenius

75245, Neulingen
Rechtsgebiete
Insolvenzrecht Handelsrecht und Gesellschaftsrecht Internationales Wirtschaftsrecht
21.10.2015

Wie steigt ein Unternehmen vom Underperformer zum Outperformer auf?

Eine Geschichte von „Empty Suits“ und einer Lehmschicht, die keine ist

Anlässlich der diesjährigen Konferenz „Aktuelle Entwicklungen in der Restrukturierungs- und Sanierungspraxis“ der SRH Hochschule Heidelberg, in Kooperation mit dem IfUS, referierte Jean-Claude Bisenius von bisenius. manage-consult als Partner von SEViX®GROUP zusammen mit Rainer E. Ulrich zum Thema: „Wie steigt ein Unternehmen vom Underperformer zum Outperformer auf? Eine Transformation aus der Praxis“.

Zu Beginn des Projekts von SEViX®GROUP präsentierte sich der Underperformer wie folgt:

  • “Carve-out“ Unternehmen aus der Branche Energietechnik
  • Produktionsstandorte in Deutschland sowie im europäischen und südostasiatischen Ausland
  • Gruppenumsatz bei ca. 220 Mio. EUR
  • „Blutrotes“ EBITDA von -3,5%, bei einer Planung von +5,9%
  • Stadium der Unternehmenskrise zwischen Erfolgs- und Liquiditätskrise

Ein produzierendes Unternehmen zwischen Erfolgs- und Liquiditätskrise

Der Investor, der das Unternehmen zuvor für „’nen Appel und ’n Ei“ erworben hatte, zielte auf eine signifikante Eigenkapitalwertsteigerung durch Business Transformation Management ab.

SEViX®GROUP setzte zur Analyse und Ableitung von Restrukturierungmaßnahmen u.a. folgende bewährte Methoden ein:

  • SEViX® Corporate Scan zur Erfassung des IST-Zustands des Unternehmens, zur Ableitung von GuV-Maßnahmen und zur Entwicklung eines Planzustands
  • Wertschöpfungs-Personalkosten-Koeffizient (WPK) zur Einschätzung der Profitabilität des produzierenden Unternehmens im Branchenvergleich
  • SEViX® Lean Production System (LPS) mit seinen 6 Hauptprinzipien: Qualitätserfüllung, Prozessorientierung, Flexibilität, (Pull) – Prinzip, Beseitigung von Verschwendung, Erhöhung der Mitarbeiterverantwortung und seinen 2 unterstützende Prinzipien: Transparenz und Standardisierung

 

Weder eine Top-Down- noch einen Bottom-Up-Strategie, sondern eine Center-Out-Strategie sollte den Erfolg bringen: Die Talente des mittleren Managements wurden zunächst befähigt. Von der mittleren Führungsebene ging danach mit Unterstützung von SEViX® GROUP die Initiative aus, die nach oben und nach unten wirkte und somit die Transformation beschleunigte. Damit wurde auch die von Ex-Siemens-Chef Peter Löscher während einer Hauptversammlung seines Konzerns geäußerte Ansicht widerlegt, das mittlere Management sei eine „Lehmschicht“, die es abzutragen gelte!

„Empty Suits“ als Garanten des Misserfolgs

„Empty Suits“ hingegen wurden schnell als Garanten des Misserfolgs erkannt – und entfernt! Dies sind Zeitgenossen, die

  • aus egozentrischen Antrieb handeln,
  • sich nur ihrem Machterhalt und Selbstbild verpflichtet fühlen,
  • nicht der Wahrheit, dem Unternehmen und seinen Stakeholdern dienen,
  • durch Intrigen an die Macht gekommen sind,
  • nicht tun, was sie sagen, und nicht sagen, was sie tun,
  • den Stakeholdern mehr versprechen, als sie halten,
  • Leitsätze pflegen, die nicht gelten,
  • Forderungen stellen, die sich ausschließen.

Center-Out-Strategie mit Fokus auf dem mittleren Management

Manager mit transformationellem Führungsstil hingegen wurden gefördert. Sie binden alle Stakeholder, wie Kollegen, Mitarbeiter, Lieferanten, Kunden, Institutionen geschickt in den Transformationsprozess ein und sind in der Lage, Motivation und Fähigkeiten der Mitarbeiter entscheidend zu steigern, u.a. durch folgende Schritte:

  • Herausfordern und Sinn vermitteln
  • Kreativität und „best-practice-Lösungsmentalität“ anregen
  • Persönliches Wachstum fördern
  • Erwartungen definieren und Ziele vereinbaren
  • Auf Einhaltung von Normen und „Spielregeln“ achten
  • Leistung anerkennen und Verhalten loben

 

Überwältigender Erfolg

Zusammen mit der Belegschaft wurden 121 Maßnahmen definiert und regelmäßig überwacht. Nach 4 Jahren lag das Unternehmen deutlich über den Planwerten und war zum Market Outperformer aufgestiegen. War ursprünglich ein bereits ambitioniertes EBITDA von +8,3% geplant worden, erreichte man nach 4 Jahren einen Wert von +15,0%. In diesem Zeitraum war das Unternehmen auch kräftig im Umsatz gewachsen und übertraf die ursprünglich Planung von 250 Mio. EUR p.a. um mehr als das Doppelte: ganze 513 Mio. EUR betrug nämlich der Jahresumsatz zum Ende des Mandats.

Die Folien zum Vortrag der SEViX®GROUP finden Sie hier auf der Website der SRH Hochschule. Der Link zur SRH-Sanierungskonferenz mit allen Vorträgen lautet: http://www.ifus-institut.de/netzwerkplattform/sanierungskonferenz.html