Rechtsanwältin Franziska Richardt

Kanzlei Momen
52070, Aachen
Rechtsgebiete
Strafrecht Verkehrsrecht Familienrecht
10.10.2012

Spezielle Blitze für Motorräder in Aachen

Der eine oder andere mag sich eventuell die Frage gestellt haben, ob Motorradfahrer überhaupt geblitzt werden können, da sie doch nur ein Kennzeichen hinten besitzen. Natürlich geht das. Stationäre Blitzer können sowohl von vorne als auch von hinten blitzen. Eine spezielle Blitze für Motorräder war bisher kein Thema.

Das soll sich demnächst jedoch in der Städteregion Aachen ändern. Die Stadt will nämlich den Rasern auf zwei Rädern den Kampf ansagen. Damit wäre die Blitze für Motorräder die erste ihrer Art in der Region. Ab November wird die neue Blitzanlage in Alsdorf-Mariadorf erstmalig getestet.

Die neue Anlage besitzt zwei Kameras, die kurze Zeit nacheinander ausgelöst werden, so dass zuerst Fahrer und Motorrad und danach das Kennzeichen hinten abfotografiert werden. Das Gerät arbeitet mit der neuesten digitalen Technik. Dadurch kann nach einer Geschwindigkeitsübertretung nun auch der Halter eines Zweirades ermittelt werden. Bei älteren Messgeräten, die nur von vorne fotografieren, ist das nicht möglich.

Insgesamt wurden nach Angaben der Städteregion im vorigen Jahr über 200.000 zu schnelle Fahrer von fest installierten Messanlagen geblitzt. Über 15.000 davon waren Motorradfahrer. Damit ist jeder 13. Raser einer Bestrafung entkommen. Eine extreme Quote: Im Kreis Düren waren nach Angaben der dortigen Polizeibehörde nur knapp 900 von insgesamt etwa 21.500 Erwischten auf zwei Rädern unterwegs, also fast jeder 25. Doch den Vogel schießt die Anlage in Simmerath-Rollesbroich ab: Jeder Fünfte zu schnelle Fahrer an dieser Stelle war ein Motorradfahrer; 2050 von knapp 10.000 Rasern. Kein Wunder: Ein bekannter Biker-Treffpunkt liegt nur wenige hundert Meter entfernt.

Auch deswegen hat die Städteregion sich für die Aufrüstung genau dieser Anlage mit der zweiten Kamera auch für rückwärtige Kennzeichen entschieden. Die Unfallzahlen mit Zweirädern sind in der Städteregion Aachen und im Kreis Düren 2011 erstmals wieder gestiegen. Im Raum Aachen von 123 verunglückten 2010 auf 161 im Folgejahr (+ 31 Prozent), im Raum Düren von 76 auf 88 (+ 15,8 Prozent).

Doch genügt das Foto der Anlage, um einen Motorradfahrer unterm Helm zu erkennen? Die Behörden in der Region verweisen auf ihre Erfahrungen, die sie mit der neuen Technik bereits gemacht haben – in mobiler Form, die für einzelne Messungen auf- und wieder abgebaut wird. Das Ordnungsamt der Städteregion arbeitet seit Frühjahr 2011 bereits mit der mobilen Messeinheit «ESO», die Kreispolizeibehörde Heinsberg seit einem halben Jahr und die Dürener Kollegen haben «ESO» seit zwei Wochen im Einsatz.

Übereinstimmend berichten alle von der hohen Qualität der Aufnahmen. «Das sind gestochen scharfe Bilder, auf denen auch durch das Visier eines Motorradhelms der Fahrer zu erkennen ist», sagt Melanie Mallmann, Sprecherin der Dürener Kreispolizei. Michael Okuhn, stellvertretender Leiter der Kreispolizeibehörde Heinsberg weiß von einzelnen Besuchen der Bußgeldstelle bei widerspruchswilligen Haltern mit dem Bild in der Hand – danach sei gezahlt worden. Doch ein juristisches Verfahren um die Rechtssicherheit der Bilder gibt es selbst in der Städteregion noch nicht. Dazu ist die Technik noch zu neu.

Verkehrsrechtler Osama Momen aus Aachen empfiehlt, nicht alle Vorwürfe gleich hinzunehmen, sondern bei Zweifel stets einen Rechtsanwalt zu konsultieren. Er konnte schon so viele Punkte und Geldbußen abwenden.

Bildquelle: 123rf.com (yuri2011)