Rechtsanwalt John Miehler

Miehler & Müller Rechtsanwälte GbR
80333, München
Rechtsgebiete
Insolvenzrecht Strafrecht Zivilrecht
07.11.2012

Schulden und Scham – wie Angst eine effektive Schuldenbereinigung blockiert

“Ich habe mir das Gespräch mit Ihnen nicht so angenehm vorgestellt” sagte neulich ein Mandant nach der Erstberatung. Weil es so erleichtert klang, habe ich gefragt, was er denn erwartet habe. “Mir graust es seit Monaten davor, mit jemanden über meine Schulden zu sprechen, ich habe erwartet, wegen den Schulden abgewertet zu werden”.

Die Angst vor Abwertung ist weit verbreitet

Heute wird Eigenverantwortung groß geschrieben. Schulden werden mit sozialem Versagen gleichgestellt:

“Geld ist in einer materialistischen Welt Teil der Identität jener Person, die es besitzt und drückt vor allem Sicherheit, Macht und Freiheit zu konsumieren aus, Geld bietet Möglichkeiten zu handeln. Nachdem die Identität einer Person an dem gemessen wird, was sie tut und was sie hat, wird das Selbst auch über das verfügbare Geld definiert.”
Quelle : Kirchler, E. (2003). Wirtschaftspsychologie. Grundlagen und Anwendungsfelder der Ökonomischen Psychologie. Göttingen: Hogrefe, Verlag für Psychologie

Dabei ist Auslöser der Überschuldung meist ein Schicksalsschlag wie Arbeitslosigkeit, Trennung oder Krankheit, Umstände also, die außerhalb des Einflussbereichs des Betroffenen liegen. Ich habe vor einiger Zeit von einer Studie in den USA gelesen, wonach die Studienteilnehmer größere Angst vor einer Bloßstellung in der Öffentlichkeit hatten als vor dem eigenen Tod (leider finde ich die Quelle nicht mehr).

Obdachlos um Zahlungsprobleme nicht offenbaren zu müssen

Ich hatte einen Mandanten, der lieber über zwei Jahre auf der Strasse lebte, als seiner Hausbank zu offenbaren, dass er seinen Job verloren hatte und die Raten nicht mehr zahlen konnte. Ohne Wohnung blieb trotz Arbeitslosigkeit genug Geld für die Raten übrig. Der Mann überlebte die Winter, weil er eine Jahreskarte für den MVV (Münchner Verkehrs Betrieb) hatte. Damit konnte er den ganzen Tag mit den beheizten S-Bahnen fahren. Trotzdem hat das Leben auf der Strasse seinen Preis gekostet. Der Mann hatte nur noch eine Lungenfunktion von 20% und war kaum in der Lage, längere Strecken zu gehen. Seine Hausbank hat hiervon nichts mitbekommen. Die Raten wurden vertragsgemäß monatlich bezahlt.

Mein Mandant hat die Härte eines Lebens auf der Strasse mitsamt der damit verbundenen Gesundheitsbeeinträchtigung einer befürchteten “Bloßstellung” gegenüber einem mehr oder minder anonymen Bankmitarbeiter vorgezogen. Hätte sich der Bankmitarbeiter am Abend überhaupt noch an den Fall erinnert ?

Scham steht effektiver Hilfe im Weg

Tatsächlich blockiert die Angst vor einer gedachten Bloßstellung eine effektive Schuldenregulierung.

Die Angst vor Bloßstellung ist weitgehend unbegründet. Für die Gläubiger sind Sie lediglich Verwaltungsaufwand, der Gerichtsvollzieher hat ohnehin schon alles gesehen, der Treuhänder interessiert sich nicht für Sie, weder das Schuldnerverzeichnis noch die SCHUFA werden von Ihren Nachbarn abgefragt.

Professionelle Schuldnerberater werden sich kein Urteil über Sie anmaßen und wissen, dass Schulden nicht einem persönlichen Versagen gleichgestellt werden können. Stehen Sie sich daher nicht selbst im Weg, sondern suchen Sie einen Kontakt zur Schuldnerberatung.Sie werden feststellen, dass Ihre Befürchtungen nicht berechtigt waren.

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