Urteil des EuG vom 27.02.2015

Muster Und Modelle, Verordnung, Marke, Grundsatz der Gleichbehandlung

URTEIL DES GERICHTS (Zweite Kammer)
27. Februar 2015
)
„Gemeinschaftsmarke – Anmeldung der Gemeinschaftswortmarke Greenworld –
Absolutes Eintragungshindernis – Beschreibender Charakter – Art. 7 Abs. 1 Buchst. c
der Verordnung (EG) Nr. 207/2009“
In der Rechtssache T‑106/14
Universal Utility International GmbH & Co. KG
Prozessbevollmächtigter: Rechtsanwalt J. Mietzel,
Klägerin,
gegen
Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt (Marken, Muster und Modelle) (HABM),
vertreten durch M. Fischer als Bevollmächtigten,
Beklagter,
wegen einer Klage gegen die Entscheidung der Vierten Beschwerdekammer des HABM
vom 13. Dezember 2013 (Sache R 1658/2013‑4) betreffend die Eintragung des
Wortzeichens Greenworld als Gemeinschaftsmarke
erlässt
DAS GERICHT (Zweite Kammer)
unter Mitwirkung der Präsidentin M. E. Martins Ribeiro (Berichterstatterin) sowie der
Richter S. Gervasoni und L. Madise,
Kanzler: E. Coulon,
aufgrund der am 14. Februar 2014 bei der Kanzlei des Gerichts eingegangenen
Klageschrift,
aufgrund der am 5. Mai 2014 bei der Kanzlei des Gerichts eingegangenen
Klagebeantwortung,
aufgrund des Umstands, dass keine der Parteien binnen der Frist von einem Monat nach
der Mitteilung, dass das schriftliche Verfahren abgeschlossen ist, die Anberaumung einer
mündlichen Verhandlung beantragt hat, und des daher auf Bericht der Berichterstatterin
gemäß Art. 135a der Verfahrensordnung des Gerichts ergangenen Beschlusses, ohne
mündliche Verhandlung zu entscheiden,
folgendes
Urteil
Vorgeschichte des Rechtsstreits
1
Am 28. Februar 2013 meldete die Klägerin, die Universal Utility International GmbH &
Co. KG, nach der Verordnung (EG) Nr. 207/2009 des Rates vom 26. Februar 2009 über
die Gemeinschaftsmarke (ABl. L 78, S. 1) beim Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt
(Marken, Muster und Modelle) (HABM) eine Gemeinschaftsmarke an.
2
Die angemeldete Marke ist das Wortzeichen Greenworld.
3
Die Eintragung wurde für folgende Waren und Dienstleistungen der Klassen 4, 35 und
39 des Abkommens von Nizza über die internationale Klassifikation von Waren und
Dienstleistungen für die Eintragung von Marken vom 15. Juni 1957 in revidierter und
geänderter Fassung beantragt:
– Klasse 4: „Brenngas; Brennstoffe; elektrische Energie; Leuchtgas“;
– Klasse 35: „Dienstleistungen des Einzelhandels über das Internet in den
Bereichen Brennstoffe und Treibstoffe; Einzelhandelsdienstleistungen in den
Bereichen Brennstoffe und Treibstoffe; Vermittlung von Verträgen mit
Stromlieferanten“;
– Klasse 39: „Durchleitung und Transport von elektrischem Strom, Heizwärme, Gas
oder Wasser; Versorgung von Verbrauchern durch Anlieferung von elektrischem
Strom, Heizwärme, Gas oder Wasser; Verteilung von Elektrizität; Verteilung von
Energie; Verteilung von Gas“.
4
Mit einer Mitteilung vom 15. März 2013 informierte die Prüferin die Klägerin darüber,
dass die angemeldete Marke ihrer Ansicht nach gemäß Art. 7 Abs. 1 Buchst. b und c und
Abs. 2 der Verordnung Nr. 207/2009 für keine der von der Anmeldung erfassten Waren
und Dienstleistungen eintragungsfähig sei. Sie war der Ansicht, das Zeichen Greenworld
weise die englischsprachigen Verbraucher darauf hin, dass es sich um
umweltfreundliche Waren und Dienstleistungen handele. Der Ausdruck „greenworld“
enthalte offensichtliche und direkte Informationen zur Art und Beschaffenheit der
beanspruchten Waren und Dienstleistungen und sei beschreibend, und aus den
gleichen Gründen fehle ihm auch die Unterscheidungskraft.
5
Mit Schreiben vom 14. Mai 2013 nahm die Klägerin zu den Einwänden der Prüferin
Stellung.
6
Mit Entscheidung vom 25. Juni 2013 wies die Prüferin die Anmeldung zurück, da der
beanspruchten Marke die Eintragungshindernisse in Art. 7 Abs. 1 Buchst. b und c und
Abs. 2 der Verordnung Nr. 207/2009 entgegenstünden.
7
Am 22. August 2013 legte die Klägerin beim HABM nach den Art. 58 bis 64 der
7
Am 22. August 2013 legte die Klägerin beim HABM nach den Art. 58 bis 64 der
Verordnung Nr. 207/2009 gegen diese Entscheidung Beschwerde ein.
8
Mit Entscheidung vom 13. Dezember 2013 (im Folgenden: angefochtene Entscheidung)
wies die Vierte Beschwerdekammer die Beschwerde zurück. Sie vertrat insbesondere in
den Rn. 10 bis 12 der angefochtenen Entscheidung die Ansicht, dass die angemeldete
Marke aus zwei aneinandergereihten englischen Wörtern bestehe, wobei das eine,
„green“, nicht nur „grün“ bedeute, sondern sich auch auf die Umweltfreundlichkeit
beziehen könne, und das andere, „world“, „Welt“ bedeute, und dass die so erhaltene
Kombination, die grammatikalisch korrekt sei, nicht über die Bedeutung der beiden
Wörter hinausgehe. In den Rn. 13 und 14 der angefochtenen Entscheidung vertrat die
Beschwerdekammer die Auffassung, dass die angemeldete Marke eine klare
beschreibende Bedeutung habe und nur die Tatsache beschreibe, dass die Waren und
Dienstleistungen allgemein zum Umweltschutz beitrügen. Die Beschwerdekammer kam
in Rn. 21 der angefochtenen Entscheidung zu dem Ergebnis, dass die angemeldete
Marke beschreibenden Charakter im Sinne von Art. 7 Abs. 1 Buchst. c der Verordnung
Nr. 207/2009 habe, so dass ihr auch keine Unterscheidungskraft im Sinne von Art. 7
Abs. 1 Buchst. b dieser Verordnung zukomme.
Anträge der Parteien
9
Die Klägerin beantragt,
– die angefochtene Entscheidung aufzuheben;
– hilfsweise, die angefochtene Entscheidung insoweit aufzuheben, als sie die
Zurückweisung der Anmeldung für die in die Klassen 35 und 39 angemeldeten
Dienstleistungen bestätigt hat;
– äußerst hilfsweise, die angefochtene Entscheidung insoweit aufzuheben, als sie
die Zurückweisung der Anmeldung für die in Klasse 35 angemeldeten
Dienstleistungen bestätigt hat;
– dem HABM die Kosten des Verfahrens einschließlich der im Laufe des
Beschwerdeverfahrens angefallenen Kosten aufzuerlegen.
10
Das HABM beantragt,
– die Klage abzuweisen;
– der Klägerin die Kosten aufzuerlegen.
Rechtliche Würdigung
11
Die Klägerin stützt ihren Antrag auf Nichtigerklärung der angefochtenen Entscheidung
auf zwei Klagegründe. Der erste Klagegrund betrifft einen Verstoß gegen Art. 7 Abs. 1
Buchst. c der Verordnung Nr. 207/2009 und der zweite einen Verstoß gegen Art. 7 Abs. 1
Buchst. b dieser Verordnung.
12
Was den ersten Klagegrund anbelangt, rügt die Klägerin im Wesentlichen, dass die
12
Was den ersten Klagegrund anbelangt, rügt die Klägerin im Wesentlichen, dass die
Beschwerdekammer zu Unrecht festgestellt habe, dass das Wortzeichen Greenworld in
Bezug auf die von der Anmeldung erfassten Waren und Dienstleistungen
beschreibenden Charakter habe.
13
Nach Art. 7 Abs. 1 Buchst. c der Verordnung Nr. 207/2009 sind von der Eintragung
„Marken [ausgeschlossen], die ausschließlich aus Zeichen oder Angaben bestehen, die
im Verkehr zur Bezeichnung der Art, der Beschaffenheit, der Menge, der Bestimmung,
des Wertes, der geografischen Herkunft oder der Zeit der Herstellung der Ware oder der
Erbringung der Dienstleistung oder zur Bezeichnung sonstiger Merkmale der Ware oder
Dienstleistung dienen können“. Außerdem bestimmt Art. 7 Abs. 2 der Verordnung
Nr. 207/2009, dass „[d]ie Vorschriften des Absatzes 1 … auch dann Anwendung [finden],
wenn die Eintragungshindernisse nur in einem Teil der Gemeinschaft vorliegen“.
14
Nach der Rechtsprechung verhindert Art. 7 Abs. 1 Buchst. c der Verordnung
Nr. 207/2009, dass die in dieser Bestimmung genannten Zeichen oder Angaben
aufgrund ihrer Eintragung als Marke einem einzigen Unternehmen vorbehalten werden.
Diese Vorschrift verfolgt somit das im Allgemeininteresse liegende Ziel, dass solche
Zeichen oder Angaben von allen frei verwendet werden können (Urteile vom 23. Oktober
2003, HABM/Wrigley, C‑191/01 P, Slg, EU:C:2003:579, Rn. 31, vom 27. Februar 2002,
Ellos/HABM [ELLOS], T‑219/00, Slg, EU:T:2002:44, Rn. 27, und vom 7. Juli 2011,
Cree/HABM [TRUEWHITE], T‑208/10, EU:T:2011:340, Rn. 12).
15
Außerdem werden Zeichen oder Angaben, die im Verkehr zur Bezeichnung von
Merkmalen der Ware oder Dienstleistung dienen können, für die die Eintragung
beantragt wird, gemäß Art. 7 Abs. 1 Buchst. c der Verordnung Nr. 207/2009 als
ungeeignet angesehen, die wesentliche Funktion der Marke zu erfüllen, die darin
besteht, die betriebliche Herkunft der Ware oder Dienstleistung zu identifizieren, um es
dem Verbraucher, der die mit der Marke gekennzeichnete Ware oder Dienstleistung
erwirbt, damit zu ermöglichen, bei einem weiteren Erwerb seine Entscheidung davon
abhängig zu machen, ob er gute oder schlechte Erfahrungen gemacht hat (Urteile
HABM/Wrigley, oben in Rn. 14 angeführt, EU:C:2003:579, Rn. 30, und TRUEWHITE,
oben in Rn. 14 angeführt, EU:T:2011:340, Rn. 13).
16
Folglich fällt ein Zeichen nur dann unter das in dieser Bestimmung aufgestellte Verbot,
wenn es zu den fraglichen Waren oder Dienstleistungen einen hinreichend direkten und
konkreten Bezug aufweist, der es den betroffenen Verkehrskreisen ermöglicht,
unmittelbar und ohne weitere Überlegung eine Beschreibung der in Rede stehenden
Waren oder Dienstleistungen oder eines ihrer Merkmale zu erkennen (vgl. Urteil
TRUEWHITE, oben in Rn. 14 angeführt, EU:T:2011:340, Rn. 14 und die dort angeführte
Rechtsprechung).
17
Um eine Marke, die aus einer sprachlichen Neuschöpfung oder einem Wort mit
mehreren Bestandteilen besteht, als beschreibend im Sinne von Art. 7 Abs. 1 Buchst. c
der Verordnung Nr. 207/2009 ansehen zu können, genügt es nicht, dass für jeden dieser
Bestandteile gegebenenfalls ein beschreibender Charakter festgestellt wird. Ein solcher
Charakter muss auch für die Neuschöpfung oder das Wort selbst festgestellt werden
(Urteile vom 12. Januar 2005, Wieland-Werke/HABM [SnTEM], T‑367/02 bis T‑369/02,
Slg, EU:T:2005:3, Rn. 31, und TRUEWHITE, oben in Rn. 14 angeführt, EU:T:2011:340,
Slg, EU:T:2005:3, Rn. 31, und TRUEWHITE, oben in Rn. 14 angeführt, EU:T:2011:340,
Rn. 15; vgl. auch entsprechend Urteile vom 12. Februar 2004, Koninklijke KPN
Nederland, C‑363/99, Slg, EU:C:2004:86, Rn. 96, und Campina Melkunie, C‑265/00,
Slg, EU:C:2004:87, Rn. 37).
18
Eine Marke, die aus einer sprachlichen Neuschöpfung oder einem Wort mit mehreren
Bestandteilen besteht, von denen jeder Merkmale der Waren oder Dienstleistungen
beschreibt, für die die Eintragung beantragt wird, ist selbst für die Merkmale dieser
Waren oder Dienstleistungen im Sinne von Art. 7 Abs. 1 Buchst. c der Verordnung Nr.
207/2009 beschreibend, es sei denn, dass ein merklicher Unterschied zwischen der
Neuschöpfung oder dem Wort und der bloßen Summe ihrer Bestandteile besteht. Dies
setzt voraus, dass die Neuschöpfung oder das Wort infolge der Ungewöhnlichkeit der
Kombination in Bezug auf die genannten Waren oder Dienstleistungen einen Eindruck
erweckt, der hinreichend weit von dem entfernt ist, der bei bloßer Zusammenfügung der
ihren Bestandteilen zu entnehmenden Angaben entsteht, und somit über die Summe
dieser Bestandteile hinausgeht. Insoweit ist auch die Analyse des fraglichen Ausdrucks
anhand der maßgeblichen lexikalischen und grammatikalischen Regeln von Bedeutung
(vgl. Urteil TRUEWHITE, oben in Rn. 14 angeführt, EU:T:2011:340, Rn. 16 und die dort
angeführte Rechtsprechung).
19
Ob ein Zeichen beschreibend ist, kann ferner nur im Hinblick auf seine Wahrnehmung
durch die maßgeblichen Verkehrskreise und in Bezug auf die betroffenen Waren und
Dienstleistungen beurteilt werden (Urteile vom 27. Februar 2002, Eurocool
Logistik/HABM [EUROCOOL], T‑34/00, Slg, EU:T:2002:41, Rn. 38, und TRUEWHITE,
oben in Rn. 14 angeführt, EU:T:2011:340, Rn. 17).
20
Was die maßgebenden Verkehrskreise anbelangt, ist festzustellen, wie zutreffend aus
Rn. 13 der angefochtenen Entscheidung hervorgeht und von der Klägerin nicht
beanstandet wurde, dass sich die von der angemeldeten Marke erfassten Waren und
Dienstleistungen nicht nur an Gewerbetreibende und Unternehmer der betreffenden
Wirtschaftszweige richten, sondern auch an den normal informierten, aufmerksamen und
verständigen Durchschnittsverbraucher.
21
Ebenso war, da die Anmeldemarke aus Bestandteilen der englischen Sprache
zusammengesetzt ist, das Vorliegen von absoluten Eintragungshindernissen, um die es
im
vorliegenden
Fall
geht,
in
Bezug
auf
den
englischsprachigen
Durchschnittsverbraucher der Union zu beurteilen.
22
Demzufolge ist gemäß Art. 7 Abs. 2 der Verordnung Nr. 207/2009 das Publikum, auf das
für die Beurteilung des absoluten Eintragungshindernisses abzustellen ist, ein
englischsprachiges Publikum, da sich das fragliche Wortzeichen aus Bestandteilen
zusammensetzt, die aus dem Englischen kommen (vgl. Urteil TRUEWHITE, oben in
Rn. 14 angeführt, EU:T:2011:340, Rn. 18 und die dort angeführte Rechtsprechung).
23
Daher ist für die Anwendung von Art. 7 Abs. 1 Buchst. c der Verordnung Nr. 207/2009
auf der Grundlage einer bestimmten Bedeutung des fraglichen Wortzeichens zu prüfen,
ob aus der Sicht der angesprochenen Verkehrskreise ein hinreichend direkter und
konkreter Zusammenhang zwischen dem Zeichen Greenworld und den Waren und
Dienstleistungen besteht, für die die Eintragung beantragt wird (vgl. in diesem Sinne
Dienstleistungen besteht, für die die Eintragung beantragt wird (vgl. in diesem Sinne
Urteile vom 26. November 2003, HERON Robotunits/HABM [ROBOTUNITS], T‑222/02,
Slg, EU:T:2003:315, Rn. 38, und TRUEWHITE, oben in Rn. 14 angeführt,
EU:T:2011:340, Rn. 19 und die dort angeführte Rechtsprechung).
24
Erstens wurde bereits festgestellt, wie die Beschwerdekammer in Rn. 16 der
angefochtenen Entscheidung ausgeführt hat, dass sich das Wort „green“ nicht nur, wie
aus Rn. 10 der angefochtenen Entscheidung hervorgeht, auf die Farbe grün bezieht,
sondern auch eine Bedeutung im Sinne von „umweltfreundlich“ hat, die sehr geläufig ist.
Eine Ware oder eine Dienstleistung, die als grün beschrieben wird, wird üblicherweise
wie eine Ware oder Dienstleistung aufgefasst, die umweltfreundlich oder zumindest
weniger umweltschädlich ist.
25
Zweitens ist der Begriff „world“ ein englisches Wort, das „Welt“ bedeutet, und, wie die
Beschwerdekammer in Rn. 12 der angefochtenen Entscheidung festgestellt hat, ist die
Frage, ob dieser Begriff wörtlich oder im übertragenen Sinne zu verstehen ist, irrelevant.
26
Angesichts dessen sind die maßgebenden Verkehrskreise in der Lage, die Bedeutung
jedes der Wörter „green“ und „world“, jedes für sich genommen, zu verstehen (vgl. in
diesem Sinne Urteil vom 22. Juni 2005, Metso Paper Automation/HABM [PAPERLAB],
T‑19/04, Slg, EU:T:2005:247, Rn. 30).
27
Drittens hat das Wort „greenworld“ in seiner Gesamtheit betrachtet in Bezug auf die
erfassten Waren, die insbesondere aus Brennstoffen und elektrischer Energie bestehen,
und die fraglichen Dienstleistungen, die die Anlieferung und die Verteilung von
Brennstoffen, elektrischer Energie, Gas, Heizwärme und Wasser betreffen, wie aus den
Rn. 13 bis 15 der angefochtenen Entscheidung hervorgeht, eine klare und
unzweideutige Bedeutung, d. h. Waren oder Dienstleistungen, die allgemein zum
Umweltschutz beitragen.
28
Nach der in Rn. 18 des vorliegenden Urteils angeführten Rechtsprechung ist eine
Marke, die aus einer sprachlichen Neuschöpfung oder einem Wort mit mehreren
Bestandteilen besteht, von denen jeder Merkmale der Waren beschreibt, für die die
Eintragung beantragt wird, selbst für die Merkmale dieser Waren im Sinne von Art. 7
Abs. 1 Buchst. c der Verordnung Nr. 207/2009 beschreibend, es sei denn, dass ein
merklicher Unterschied zwischen der Neuschöpfung oder dem Wort und der bloßen
Summe ihrer Bestandteile besteht. Dies setzt voraus, dass die Neuschöpfung oder das
Wort infolge der Ungewöhnlichkeit der Kombination in Bezug auf die genannten Waren
einen Eindruck erweckt, der hinreichend weit von dem entfernt ist, der bei bloßer
Zusammenfügung der ihren Bestandteilen zu entnehmenden Angaben entsteht, und
somit über die Summe dieser Bestandteile hinausgeht.
29
Im vorliegenden Fall ist festzustellen, dass die einfache Kombination der Wörter „green“
und „world“, von denen jedes jeweils eine Eigenschaft der erfassten Waren und
Dienstleistungen beschreibt, ebenfalls selbst eine Eigenschaft dieser Waren und
Dienstleistungen beschreibt.
30
Außerdem entspricht eine solche Kombination von Wörtern den Syntax- und
Grammatikregeln der englischen Sprache und ist in der Struktur dieser Sprache nicht
Grammatikregeln der englischen Sprache und ist in der Struktur dieser Sprache nicht
ungewöhnlich.
31
Hierzu ist darauf hinzuweisen, dass das Gericht in Rn. 26 seines Urteils vom 12. Januar
2000, DKV/HABM (COMPANYLINE) (T‑19/99, Slg, EU:T:2000:4), entschieden hat, dass
die Verbindung der Begriffe „company“ und „line“ ohne jede grafische oder inhaltliche
Änderung keinerlei zusätzliches Merkmal aufweist, das das Zeichen in seiner
Gesamtheit geeignet erscheinen ließe, die Dienstleistungen der Klägerin von denen
anderer Unternehmen zu unterscheiden, und zum anderen, dass der Umstand, dass das
Zeichen COMPANYLINE – zusammen oder getrennt geschrieben – nicht in
Wörterbüchern aufgeführt ist, an dieser Beurteilung nichts ändert (bestätigt in Rn. 23 des
Urteils vom 19. September 2002, DKV/HABM, C‑104/00 P, Slg, EU:C:2002:506).
32
Das Argument der Klägerin, wonach das Adjektiv „green“ neben der Bedeutung
umweltfreundlich auch andere Bedeutungen haben könne, und zwar „jung“,
„leichtgläubig“, „noch nicht fertig bearbeitet/verarbeitet“, „krankes/ungesundes
Aussehen/Erscheinungsbild“ oder „neidisch/eifersüchtig“, ist irrelevant, da aus einer
ständigen Rechtsprechung hervorgeht, dass ein Wortzeichen nach dieser Bestimmung
von der Eintragung auszuschließen ist, wenn es zumindest in einer seiner möglichen
Bedeutungen ein Merkmal der in Frage stehenden Waren oder Dienstleistungen
bezeichnet (Urteile HABM/Wrigley, oben in Rn. 14 angeführt, EU:C:2003:579, Rn. 32,
und Koninklijke KPN Nederland, oben in Rn. 17 angeführt, EU:C:2004:86, Rn. 97).
33
Außerdem ist das Kriterium, wonach das betreffende Zeichen beschreibend ist,
entgegen dem Vorbringen der Klägerin nicht, dass das betreffende Publikum einen
direkten und konkreten Bezug zwischen dem betreffenden Zeichen und einer speziellen
Ware oder Dienstleistung herstellt, sondern dass dieses Zeichen in Anbetracht der in der
Anmeldung bezeichneten Waren und Dienstleistungen in der Wahrnehmung des
maßgebenden Publikums eine oder mehrere Eigenschaften dieser Waren oder
Dienstleistungen bezeichnet (Urteil HABM/Wrigley, oben in Rn. 14 angeführt,
EU:C:2003:579, Rn. 30).
34
Wie jedoch die Beschwerdekammer in Rn. 13 der angefochtenen Entscheidung
zutreffend festgestellt hat, kann das Zeichen Greenworld, angewendet auf verschiedene
Gase und Brennstoffe sowie auf elektrische Energie, vom maßgebenden Publikum so
verstanden werden, dass es sich auf Waren oder Dienstleistungen umweltfreundlicher
Art bezieht, wobei dieser Gesichtspunkt im Übrigen entgegen dem Vorbringen der
Klägerin in Anbetracht der neuen Anforderungen an den Umweltschutz von noch
entscheidenderer Bedeutung geworden ist. Selbst bei fossilen Brennstoffen kann das
maßgebende Publikum dazu verleitet werden, zu glauben, dass die Waren oder
Dienstleistungen dieser Marke Teil eines umweltfreundlichen Erzeugungs- oder
Verteilungsvorgangs sind – eine Erwägung, die für das maßgebende Publikum nicht, wie
von der Klägerin suggeriert, zweitrangig sein kann.
35
Was das Argument der Klägerin betrifft, wonach sich die Anmeldemarke nicht als
beschreibende Nutzung in einer Internetrecherche oder der Informationsdatenbank
Wikipedia befinde, genügt die Feststellung, dass das HABM im Rahmen der von ihm
vorgenommenen Prüfung im Einzelfall unter der Kontrolle des Gerichts verifizieren muss,
ob die Anmeldemarke in Anbetracht der angemeldeten Waren oder Dienstleistungen
ob die Anmeldemarke in Anbetracht der angemeldeten Waren oder Dienstleistungen
u. a. beschreibend ist, so dass diese Prüfung nicht vom Ergebnis einer Internetrecherche
abhängen kann (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 10. Mai 2012, Amador López/HABM
[AUTOCOACHING], T‑325/11, EU:T:2012:230, Rn. 26).
36
Was schließlich das Vorbringen der Klägerin betrifft, wonach das HABM in einer
anderen Sache das Zeichen GREEN WORLD für Waren und Dienstleistungen der
Klassen 7, 37, 39 und 42 eingetragen habe, ist zum einen darauf hinzuweisen, dass
nach ständiger Rechtsprechung die Entscheidungen, die die Beschwerdekammern nach
der Verordnung Nr. 207/2009 über die Eintragung eines Zeichens als
Gemeinschaftsmarke zu erlassen haben, gebundene Entscheidungen und keine
Ermessensentscheidungen sind. Die Frage, ob ein Zeichen als Gemeinschaftsmarke
eingetragen werden kann, ist daher ausschließlich auf der Grundlage dieser Verordnung
in der Auslegung durch den Gemeinschaftsrichter zu beantworten und nicht auf der
Grundlage einer früheren Praxis der Beschwerdekammern (Urteil vom 15. September
2005, BioID/HABM, C‑37/03 P, Slg, EU:C:2005:547, Rn. 47; vgl. Urteil
AUTOCOACHING, oben in Rn. 35 angeführt, EU:T:2012:230, Rn. 41 und die dort
angeführte Rechtsprechung).
37
Zum anderen ist darauf hinzuweisen, dass, selbst wenn die Situationen identisch
wären, was nicht der Fall ist, das HABM im Rahmen der Prüfung einer
Gemeinschaftsmarkenanmeldung die bereits zu ähnlichen Anmeldungen ergangenen
Entscheidungen berücksichtigen und besonderes Augenmerk auf die Frage richten
muss, ob im gleichen Sinne zu entscheiden ist oder nicht. Allerdings müssen der
Grundsatz der Gleichbehandlung und der Grundsatz der ordnungsgemäßen Verwaltung
mit dem Gebot rechtmäßigen Handelns in Einklang gebracht werden. Somit kann sich
derjenige, der ein Zeichen als Marke anmeldet, nicht auf eine fehlerhafte
Rechtsanwendung zugunsten eines anderen berufen, um eine identische Entscheidung
zu erlangen. Im Übrigen muss aus Gründen der Rechtssicherheit und gerade auch der
ordnungsgemäßen Verwaltung die Prüfung jeder Anmeldung streng und umfassend
sein, um eine ungerechtfertigte Eintragung von Marken zu verhindern. Diese Prüfung
muss in jedem Einzelfall erfolgen. Die Eintragung eines Zeichens als Marke hängt
nämlich von besonderen, im Rahmen der tatsächlichen Umstände des Einzelfalls
anwendbaren Kriterien ab, anhand deren ermittelt werden soll, ob das fragliche Zeichen
nicht unter ein Eintragungshindernis fällt (Urteil vom 13. Juni 2014, K-Swiss/HABM –
Künzli SwissSchuh [Parallele Streifen auf einem Schuh], T‑85/13, EU:T:2014:509,
Rn. 46; vgl. auch in diesem Sinne Urteil vom 10. März 2011, Agencja Wydawnicza
Technopol/HABM, C‑51/10 P, Slg, EU:C:2011:139, Rn. 74 bis 77).
38
Im vorliegenden Fall hat sich ergeben, dass der Anmeldung unter Berücksichtigung der
erfassten Waren und Dienstleistungen und der Wahrnehmung durch die beteiligten
Verkehrskreise das in Art. 7 Abs. 1 Buchst. c der Verordnung Nr. 207/2009 aufgeführte
Eintragungshindernis entgegenstand. Folglich kann sich die Klägerin nicht mit Erfolg auf
die früheren Entscheidungen des HABM berufen, um das Ergebnis in Frage zu stellen,
zu dem die Beschwerdekammer in der angefochtenen Entscheidung gelangt ist (vgl. in
diesem Sinne Urteil Agencja Wydawnicza Technopol/HABM, oben in Rn. 37 angeführt,
EU:C:2011:139, Rn. 78 und 79).
39
Nach alledem ist der erste Klagegrund, mit dem ein Verstoß gegen Art. 7 Abs. 1
Buchst. c der Verordnung Nr. 207/2009 geltend gemacht wird, zurückzuweisen, wobei zu
bemerken ist, dass sich der beschreibende Charakter der angemeldeten Marke auf
sämtliche Waren und Dienstleistungen, die von dieser Marke erfasst werden, erstreckt.
40
Bezüglich des zweiten Klagegrundes, mit dem ein Verstoß gegen Art. 7 Abs. 1
Buchst. b der Verordnung Nr. 207/2009 geltend gemacht wird, da das Wortzeichen
Greenworld Unterscheidungskraft besitze, ist darauf hinzuweisen, dass ein Zeichen
bereits dann von der Eintragung als Gemeinschaftsmarke ausgeschlossen ist, wenn nur
eines der dort genannten Eintragungshindernisse vorliegt (vgl. Beschluss vom 13.
Februar 2008, Indorata-Serviços e Gestão/HABM, C‑212/07 P, EU:C:2008:83, Rn. 27
und die dort angeführte Rechtsprechung).
41
Daher erübrigt sich eine Entscheidung über den zweiten Klagegrund, mit dem ein
Verstoß gegen Art. 7 Abs. 1 Buchst. b der Verordnung Nr. 207/2009 geltend gemacht
wird.
42
Nach alledem ist die Klage abzuweisen.
Kosten
43
Gemäß Art. 87 Abs. 2 der Verfahrensordnung des Gerichtshofs ist die unterliegende
Partei auf Antrag zur Tragung der Kosten zu verurteilen. Da die Klägerin unterlegen ist,
sind ihr gemäß dem Antrag des HABM die Kosten aufzuerlegen.
Aus diesen Gründen hat
DAS GERICHT (Zweite Kammer)
für Recht erkannt und entschieden:
1. Die Klage wird abgewiesen.
2. Die Universal Utility International GmbH & Co. KG trägt die Kosten.
Martins Ribeiro
Gervasoni
Madise
Verkündet in öffentlicher Sitzung in Luxemburg am 27. Februar 2015.
Unterschriften
Verfahrenssprache: Deutsch.