Eva Engelken

Unternehmenskommunikation & Legal PR
41061, Mönchengladbach
18.10.2019

Rechtsabteilung – Sie sind toll, aber wissen das auch die andern?

Menschen, die in Rechtsabteilungen arbeiten, haben es nicht leicht. Sie sollen alles beantworten, was man ihnen hinwirft, sie dürfen keine Vorhaben blockieren, und alles muss gestern fertig sein. Und als wäre das nicht genug, missbrauchen Manche die Rechtsabteilung, um ihre Interessen durchzusetzen. Was hilft, ist eine Kommunikationsstrategie in eigener Sache.

Will Mitarbeiterin X aus Abteilung Y ein Vorhaben verhindern, aber nicht selbst die Buhfrau sein, sagt sie stumpf: „Die Rechtsabteilung hat’s nicht freigegeben.“

Der Rechtsabteilung den schwarzen Peter zuzuschieben, geht ganz einfach. Man muss den Juristinnen einfach nur alle Unterlagen, die sie brauchen, erst in letzter Minute zuschicken. Dann können sie nämlich gar nicht mehr prüfen und müssen die Freigabe verweigern.

Sowas ist gemein. Denn sie würden ja gerne prüfen, wenn man sie ließe.

Zumal sie viel mehr können als nur prüfen. Sie können nicht nur besser lesen und schreiben als ein Großteil der Belegschaft. Sie denken analytisch und können Projekten von vornherein den richtigen Dreh geben. Könnten, wenn sie rechtzeitig dabei wären.

Zuweilen klappt das.

„Frau Meier, Sie haben das hervorragend strukturiert”,

heißt es dann. Aber oft hapert’s . Und die Rechtsabteilung fragt sich: Was kann ich tun, damit die andern mich schneller und besser einbeziehen und mir vertrauen?

Sie könnte einen Leitfaden schreiben. Im schönsten Juristendeutsch.

„Um eine verzögerungsfreie Durchführung der Auftragsbearbeitung zu ermöglichen, sind die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der unternehmensinternen Abteilungen gehalten, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen jeweils zu einem frühen Zeitpunkt zu informieren und mit den zur Durchführung notwendigen Informationen auszustatten, ….

Dieser Leitfaden würde vermutlich das Schicksal aller 83 anderen, von der Rechtsabteilung verfassten Leitfäden teilen und in der digitalen Ablage P landen. Drohen kann sie nicht, aber sie kann besser kommunizieren. Mit einer Kommunikationsstrategie in eigener Sache.

  • Ihre erste Herausforderung dabei: Sie müssen sich klarmachen, was sie zu bieten haben.
  • Ihre zweite Herausforderung: Sie müssen vermitteln, dass es nützt, mit ihr zusammenzuarbeiten.

Challenge eins: Sind Rechtsabteilungen toll?

Fragt man jemanden in der Rechtsabteilung, ob er toll sei, kann es sein, dass er sagt: „na klar, wir liefern gute Qualität”. Dabei schwingt womöglich etwas Trotz mit, weil man etwas kann, das die Außenwelt aber nicht so wertschätzt, wie sie sollte. Und weil das schon immer so war.

Erst bimst man sich im Studium die ganzen Paragrafen drauf und wird schier närrisch davon. Man lernt Gutachtenstil und Urteilsstil und begreift unter anderem, dass Juristinnen mit grundsätzlich keinen ehernen Grundsatz meinen, sondern nur, dass halt gerade keine Ausnahme greift.

Im Referendariat oder spätestens im Arbeitsleben kommt der Clash mit der Realität: Man begegnet Menschen ohne Jurastudium und begreift, dass andere es komisch finden, erst mal drei Seiten Text lesen zu müssen, ehe sie erfahren, dass sie einen Widerruf einlegen sollen.

Und aus der Marketingabteilung oder dem Vertrieb heißt es: “naja, ein bisschen weniger Compliance würde doch auch reichen” oder: “Oh Gott, schon wieder diese Juristinnen”.

Sowas lässt bei einigen einen richtigen Frustknoten im Hirn entstehen. Andere finden sich damit ab, dass man sie nervig findet. Aber niemanden lässt kalt, wenn man ihn seine Arbeit nicht machen lässt.

Dann kommt der Versuch, beide Welten, die Jurawelt und die andere Welt, miteinander zu versöhnen. Man setzt sich die berühmte Mandantenbrille auf und stellt fest: Wir Juristinnen bilden Schachtelsätze und benutzen komische Fremdwörter. Wir kacken Korinthen und unsere Gutachten sind schnell 5, mal 10 oder 100 Seiten lang. Für Mandantinnen sind wir oft zu unverständlich. Dabei tun wir eigentlich doch Nützliches, aber halt auf Juristenart.

Die Lösung heißt: Erkenne, was deine Stärken sind

Die Lösung des Dilemmas heißt: Erkenne deine Stärken. Der Clou am Juristinnendeutsch und an der ganzen juristischen Arbeit ist nämlich der: Auf der Kehrseite all der endlosen Gutachten und detailüberfrachteten Memos stehen haufenweise positive Eigenschaften.

Für die Kommunikationsstrategie muss man sie nur herausfiltern. Das erreicht man, in dem man die Aussagen übersetzt. Dann wird aus “Ihr braucht immer so lange” ein “Wir gehen eben in die Tiefe“.

  • Aus „Sie sind so kompliziert“: „Wir erfassen komplexe Sachverhalte und wir denken weiter“
  • „Sie schreiben endlos lange Verträge“: „Im Ernstfall sind Sie froh über eine Klausel, die Ihren Fall regelt.“
  • „Sie sind so pingelig“: „Wir schützen Sie vor strafrechtlicher Verfolgung.“

Und so weiter.

Challenge zwei: Kommuniziere deinen Nutzen

Hat sich die Rechtsabteilung klargemacht, welchen Nutzen sie ihren Mandantinnen bzw. ihren Abteilungen bringt, muss sie ihn kommunizieren. Sie kann sich eine Werbestrategie in eigener Sache ausdenken, um die Abteilungen da draußen zu überzeugen, dass die Rechtsabteilung aus lauter netten und sehr vertrauenswürdigen Menschen besteht. Sie kann sich als interne Dienstleisterin positionieren.

Sie kann die Menschen da draußen zu einem Tässchen Kaffee einladen und sie kann auf ihre Intranetseite schreiben, dass es nicht schadet, die Rechtsabteilung frühzeitig zu beteiligen, und nicht erst in letzter Minute.

Im Idealfall realisieren die da draußen, dass sie mit der Rechtsabteilung eine Anwältin in eigener Sache im Haus haben, die ihnen jederzeit zur Seite steht.

Lernen, überzeugend zu schreiben

Das Gute daran ist: Man kann diese Botschaft „Ich bin deine Anwältin in eigener Sache“ im Idealfall mit jedem Schreiben, das die Abteilung verlässt, vermitteln.

„Im Idealfall“ heißt: Wenn man dieses Nutzen auch formulieren kann. Dazu muss man, siehe oben, ein bisschen an der eigenen Fähigkeit arbeiten, ohne Schachtelsätze zu formulieren. Und man sollte trainieren, besser zu argumentieren, lesbarer zu schreiben, nutzerfreundlicher und so weiter. Kurz, man sollte wirklich mit jedem Schreiben, das die Abteilung verlässt, Service bieten.

Gut ist es, wenn man sich bei dem, was man an Nutzen nach draußen kommuniziert, nicht allzusehr widerspricht. Anders gesagt, es hilft, wenn die Juristinnen, BWLer und anderen Professionen, die in einer Rechtsabteilung arbeiten, an einem Strang ziehen. Sind sie untereinander zerstritten oder kennen sich einfach noch nicht gut genug, hilft Teambuilding. Das kann man buchen.

Und – verhilft all die Anstrengung schließlich dazu, dass Mitarbeiterinnen anderer Abteilungen besser mit der Rechtsabteilung zusammenarbeiten und ihr ihr Vertrauen schenken? Anderen Menschen vorzuschreiben, was sie zu denken haben, ist bekanntlich unmöglich. Und anderen Abteilungen zu sagen, sie sollten der Rechtsabteilung bitte ab sofort ihr Vertrauen schenken, sie toll finden und ihr perfekt zuarbeiten, dürfte schwierig sein. Aber Anregungen geben, ist möglich.

Und was ist wahrscheinlicher? Dass die Rechtsabteilung mehr wertgeschätzt wird, wenn sie sich darum bemüht, als unentbehrliche Einheit im Unternehmen wahrgenommen zu werden. Oder dass ihr Image besser wird, wenn sie sich überhaupt nicht darum bemüht, dass es passiert. Wohl eher ersteres.

Und nachjustieren kann man ja immer noch.

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