Urteil des BPatG vom 22.04.2010

BPatG: stand der technik, wand, form, werkzeug, fig, patentanspruch, einspruch, neuheit, vorbenutzung, montage

BPatG 154
08.05
BUNDESPATENTGERICHT
15 W (pat) 311/05
_______________
(Aktenzeichen)
Verkündet am
22. April 2010
B E S C H L U S S
In der Einspruchssache
betreffend das Patent 101 53 721
- 2 -
hat der 15. Senat (Technischer Beschwerdesenat) des Bundespatentgerichts auf
die mündliche Verhandlung vom 22. April 2010 unter Mitwirkung des Vorsitzenden
Richters Dr. Feuerlein, der Richterinnen Schwarz-Angele und Zettler, sowie des
Richters Dr. Lange
beschlossen:
Das Patent wird beschränkt aufrecht erhalten
auf Grundlage der Patentansprüche 1 bis 3, überreicht in der
mündlichen Verhandlung, geänderte Beschreibung, überreicht in
der mündlichen Verhandlung,
Zeichnungen wie Patentschrift.
G r ü n d e
I
Auf die am 31. Oktober 2001 beim Deutschen Patent- und Markenamt einge-
reichte Patentanmeldung ist das Patent 101 53 721 mit der Bezeichnung
“Gießwerkzeug zur Herstellung eines Zylinderkurbelgehäuses“
erteilt
worden.
Veröffentlichungstag
der
Patenterteilung
in
Form
der
DE 101 53 721 B4 ist der 9. September 2004.
- 3 -
Hauptanspruch 1 und nebengeordneter Anspruch 6 der erteilten Patentansprüche
lauten:
- 4 -
Gegen das Patent DE 101 53 721 hat die H… GmbH
in K…, Einspruch eingelegt.
Die Einsprechende stützt sich dabei auf folgenden druckschriftlichen Stand der
Technik:
D1
DE 198 53 803 C1
D1a Ausschnittsweise vergrößerte Darstellung der Fig. 1 von D1
D2
DE 35 39 674 A1.
Die Einsprechende führt dazu aus, dass die durch das Streitpatent geschützte
Lehre nicht neu sei und nicht auf einer erfinderischer Tätigkeit beruhe, sofern die
Neuheit gegeben sei. Zusätzlich macht sie noch offenkundige Vorbenutzung aus
den Jahren 1997 und 1999 geltend.
Die Einsprechende hat schriftsätzlich beantragt, das Patent im vollen Umfang zu
widerrufen, hilfsweise eine mündliche Verhandlung anzuberaumen.
Mit Schriftsatz vom 31. März 2010 teilt die Einsprechende mit, dass sie nicht an
der mündlichen Verhandlung teilnehmen werde. Sollte diese dennoch stattfinden,
werde weder die Einsprechende selbst noch ihr Vertreter zu dieser Verhandlung
erscheinen. Eine weitere Äußerung der Einsprechenden erfolge nicht.
Die Patentinhaberin verteidigt das Streitpatent mit den in der mündlichen Ver-
handlung vom 22. April 2010 überreichten Patentansprüchen 1 bis 3 gemäß
Hauptantrag gegenüber dem vorgebrachten Stand der Technik.
Die Patentansprüche 1 bis 3 gemäß Hauptantrag lauten:
- 5 -
- 6 -
Die Patentinhaberin beantragt, das Patent beschränkt aufrecht zu erhalten, auf
Grundlage der Patentansprüche 1 bis 3, überreicht in der mündlichen Verhand-
lung, geänderte Beschreibung, überreicht in der mündlichen Verhandlung,
Zeichnungen wie Patentschrift.
Wegen weiterer Einzelheiten wird auf den Akteninhalt Bezug genommen.
II
1
Das Bundespatentgericht bleibt auch nach Wegfall des § 147 Abs. 3 PatG für
die Entscheidung über die Einsprüche zuständig, die in der Zeit vom
1. Januar 2002 bis zum 30. Juni 2006 eingelegt worden sind (BGH, GRUR 2007,
859 - Informationsübermittlungsverfahren I und BGH, GRUR 2007, 862 - Infor-
mationsübermittlungsverfahren II, BGH, GRUR 2009, 184 - Ventilsteuerung).
2
Der rechtzeitig und formgerecht eingelegte Einspruch ist zulässig, denn es
sind im Hinblick auf den druckschriftlich belegten Stand der Technik innerhalb der
Einspruchsfrist die den Widerrufsgrund der mangelnden Patentfähigkeit nach § 21
Abs. 1 PatG rechtfertigenden Tatsachen im Einzelnen dargelegt worden, so dass
die Patentinhaberin und der Senat daraus abschließende Folgerungen für das
Vorliegen oder Nichtvorliegen der geltend gemachten Widerrufsgründe ohne ei-
gene Ermittlungen ziehen können (§ 59 Abs. 1 PatG).
3
Der Gegenstand des angegriffenen Patents geht nicht über den Inhalt der
Anmeldung hinaus, in der sie beim Deutschen Patent- und Markenamt ursprüng-
lich eingereicht worden ist (§ 21 Abs. 1 Nr. 4 PatG). Der geltende Patentan-
spruch 1 findet seine Grundlage in den am Anmeldetag eingereichten Patentan-
sprüchen 1, 3, 5 und 9 i. V. m. S. 3 le. Abs. der ursprünglichen Beschreibung. Die
Unteransprüche 2 und 3 lassen sich aus den ursprünglichen Unteransprüchen 6
und 11 herleiten. Mit den in der mündlichen Verhandlung vorgelegten neuen Pa-
- 7 -
tentansprüchen 1 bis 3 ist der Schutzbereich des Patents nicht erweitert worden,
da die neuen Ansprüche ihre Grundlage in den erteilten Patentansprüchen 1, 2, 4,
5 und 7 finden.
4
Das Gießwerkzeug zur Herstellung eines Zylinderkurbelgehäuses einer
Brennkraftmaschine gemäß dem geltenden Patentanspruch 1 erweist sich als pa-
tentfähig (§§ 1 bis 5 PatG). Das Patent war deshalb beschränkt aufrecht zu erhal-
ten.
a
Das Streitpatent (im Folgenden das Patent) betrifft ein Gießwerkzeug zur
Herstellung eines Zylinderkurbelgehäuses einer Brennkraftmaschine mit min-
destens einer weitgehend zylindrischen Pinole, die jeweils mit einer Zylinderlauf-
buchse bestückt ist, wobei die Pinole die Zylinderbohrung des Zylinderkurbelge-
häuses ausspart und von einer zylinderkopfseitigen Wand des Werkzeugs zu ei-
ner kurbelwellenseitigen Wand des Gießwerkzeugs verläuft.
Zum Stand der Technik wird im Patent ausgeführt, dass Zylinderkurbelge-
häuse zur Gewichtsersparnis zunehmend aus Aluminiumlegierungen in verschie-
denen Gießverfahren, bevorzugt im Druckguss gefertigt würden. Da Aluminiumle-
gierungen, die gut gießbar sind, oft den tribologischen Anforderungen entlang der
Zylinderlaufflächen nicht entsprächen, würden in diesen Bereichen Maßnahmen
zur lokalen Verbesserungen der Werkstoffeigenschaften getroffen. Eine dieser
Maßnahmen sei das Eingießen von Zylinderlaufbuchsen. Unabhängig von der Art
der Buchse komme es immer wieder zu einer unzureichenden Anbindung zwi-
schen dem erstarrten Gießmetall (Umguss) und der Zylinderlaufbuchse. Hierdurch
träten Spalte auf, die den Wärmeübergang zwischen der Zylinderlaufbuchse und
dem Umguss behinderten. In vielen Fällen sei die Anbindung zwischen Buchse
und Umguss im unteren Bereich der Buchse seitens eines Kurbelwellenraums
besser als im oberen Bereich, in der Nähe des Zylinderkopfes. Gerade jedoch in
der Nähe des Zylinderkopfes seien die auftretenden thermischen und
mechanischen Belastungen auf die Zylinderlaufbuchse am höchsten. Bei
- 8 -
herkömmlichen Motoren bedeute die geringe Anbindung zwischen der
Zylinderlaufbuchse und dem Umguss keinen funktionellen Nachteil. Bei
hochaufgeladenen modernen Motoren mit sehr hohen Brennraumdrücken sei eine
verbesserte Anbindung zwischen Buchse und Umguss erforderlich. - vgl.
Abs. [0001] [0002] [0005] des Patents.
Dem Patent liegt dementsprechend das Problem zugrunde, die Anbindung
zwischen einer Zylinderlaufbuchse und dem Umguss in einem Zylinderkurbelge-
häuse insbesondere zylinderkopfseitig zu verbessern - vgl. Abs. [0006] des Pa-
tents.
Die Vorrichtung gemäß Patentanspruch 1 zur Lösung des Problems umfasst
- mit Gliederungspunkten versehen - folgende Merkmale:
1
Gießwerkzeug (2) zur Herstellung eines Zylinderkurbelgehäuses
einer Brennkraftmaschine
2
mit mindestens einer weitgehend zylindrischen Pinole (4),
2.1
wobei
die
Pinole (4)
die
Zylinderbohrung
des
Zylinderkurbelgehäuses ausspart
2.2
und von einer zylinderkopfseitigen Wand (5) des Werkzeugs (2) zu
einer kurbelwellenseitigen Wand des Gießwerkzeugs verläuft;
3
die Pinole (4) ist jeweils mit einer Zylinderlaufbuchse (6) bestückt;
3.1
die Zylinderlaufbuchse (6) endet mindestens 3 mm vor der
zylinderkopfseitigen Wand (5) des Gießwerkzeuges (2);
4
die Zylinderlaufbuchse (6) wird durch einen Abstandhalter bezüglich
der zylinderkopfseitigen Wand (5) des Gießwerkzeuges (2) auf
Abstand gehalten;
4.1
der Abstandshalter ist auf der Pinole angebracht und
4.1.1
die Zylinderlaufbuchse (6) wird durch einen Absatz (8, 9) in der
Pinole (4) auf Abstand gehalten, wobei
4.1.2
der Absatz (9) in der Pinole (4) ein- oder mehrfach unterbrochen ist,
- 9 -
oder
4.2
der Abstandshalter ist in Form eines Distanzrings ausgestaltet.
In Fig. 1 des Patents ist das Prinzip des Gießwerkzeugs dargestellt. So um-
fasst ein Ausschnitt aus einer Ausgestaltungsform des Gießwerkzeugs 2 eine Pi-
nole 4, die von einer zylinderkopfseitigen Wand 5 des Gießwerkzeugs 2 zu einer
nicht dargestellten kurbelgehäuseseitigen Wand des Gießwerkzeugs 2 verläuft.
Auf die Pinole 4 ist eine Zylinderlaufbuchse 6 aufgesetzt, die durch einen Ab-
standhalter in Form eines umlau-
fenden Absatzes 8 von der Werk-
zeugwand 5 auf Distanz gehalten
wird. Üblicherweise weist ein Zy-
linderkurbelgehäuse mehrere Zy-
linderbohrungen und somit das
Gießwerkzeug mehrere Pinolen mit
jeweils einer Zylinderlaufbuchse
auf (vgl. Abs. [0026]. Der Schmel-
zenstrom 10 des Gießmetalls ver-
läuft derart, dass er über eine
obere Kante 11 der Zylinderlaufbuchse 6 hinausfließt. Die Geschwindigkeit des
Schmelzenstromes 10 ist im Bereich 11 so hoch, dass es zu einem Aufbrechen
einer Oxidhaut kommt. Die Oberfläche der Zylinderlaufbuchse schmilzt durch den
Einfluss der Schmelze an, so dass beim Erstarren der Schmelze eine stoff-
schlüssige Verbindung zwischen der Zylinderlaufbuchse 6 und dem Umguss ent-
steht - vgl. Abs. [0027] des Patents.
b
Der zuständige Fachmann ist hier ein Diplomingenieur der Metallurgie bzw.
Werkstofftechnik, der eine langjährige Tätigkeit und große Erfahrung auf dem Ge-
biet der Gießereitechnik aufweist und der mit der Entwicklung von Gießwerkzeu-
gen zur Herstellung von Zylinderkurbelgehäusen von Brennkraftmaschinen beauf-
tragt ist.
- 10 -
c
Die Neuheit des beanspruchten Gießwerkzeugs zur Herstellung eines
Zylinderkurbelgehäuses einer Brennkraftmaschine ist anzuerkennen, da keine der
im Einspruch aufgegriffenen Druckschriften DE 198 53 803 C1 (D1) und
DE 35 39 674 A1 (D2) eine Vorrichtung mit sämtlichen Merkmalen des Patentan-
spruchs 1 offenbart, wie sich im Einzelnen auch aus den nachfolgenden Ausfüh-
rungen zur erfinderischen Tätigkeit ergibt.
Auch die von der Einsprechenden geltend gemachte offenkundige Vorbenutzung
kann hier nicht weiterführen, da sie nicht belegt wurde. In der mündlichen Ver-
handlung vom 22. April 2010 wurde sie auch nicht weiter verfolgt.
d
Der Gegenstand des Patentanspruchs 1 beruht auf einer erfinderischen
Tätigkeit.
Die Druckschrift DE 198 53 803 C1 (D1) betrifft eine Vorrichtung für die Herstel-
lung eines Motorblocks, mit zum Verbund mit Gussmaterial in eine Gießform ein-
bezogenen, jeweils an einem Sitz gehalterten Zylinderlaufbüchsen (im Folgenden
Zylinderlaufbuchsen), wobei der Sitz an den Büchsenenden angreifende Sitzflä-
chen aufweist - vgl. D1 Sp. 1 Abs. 1. Dabei soll eine neue Gießform geschaffen
werden, welche die Herstellung von Motorblöcken mit gegenüber dem Stand der
Technik höherer Präzision ermöglicht - vgl. Sp. 1 Abs. 4 in D1.
- 11 -
Die Gießform gemäß D1 ist in einem Ausführungsbeispiel näher erläutert - vgl.
dort Sp. 2 Z. 39 bis Sp. 3 Z. 17. Fig. 1 der D1 zeigt eine Teilschnittansicht eines
Ausführungsbeispiels der Gießform, Fig. 2 ein Detail der Teilschnittansicht von
Fig. 1. In den Figuren sind mit den Bezugszeichen 1 bis 4 zusammenfügbare
Teile einer Gießform zur Herstellung eines meh-
rere Zylinder aufweisenden Motorblocks bezeich-
net. Die Gießformen bestehen aus Sand, dem ein
Kunstharzbindemittel zugesetzt ist. In den Schnitt-
darstellungen von Fig. 1 und 2 ist ein Teil einer
Zylinderlaufbuchse 5 für einen der Zylinder sicht-
bar. Die aus Grauguss bestehende Zylinderlauf-
buchse 5 bildet ein weiteres Teil der Gießform.
Entsprechend grenzt sie mit ihrer Außenfläche an
einen auszugießenden Formhohlraum 6 an, wel-
cher ansonsten durch die genannten Gießform-
teile 1 bis 4 begrenzt ist. Der Formhohlraum 6
umfasst die in Fig. 1 und 2 am engsten schraffier-
ten Bereiche. In dem Formhohlraum 6 erstrecken
sich ausbrennbare Dorne 7, 8 und 9, wobei ein an
den Dorn 9 angrenzender, doppelt schraffierter Be-
reich zum Abtragen des Gussmaterials im Rahmen
einer Nachbearbeitung vorgesehen ist. Das Gieß-
formteil 2 umfasst einen leicht konischen Dorn 12,
auf welchem die Zylinderlaufbuchse 5 aufsitzt. Der
Dorn 12 weist eine der Büchseninnenseite zuge-
wandte Mantelfläche 11 auf. Sitzflächen 13 und 14 bilden einen Sitz für die Zylin-
derlaufbuchse 5, wobei die konische Sitzfläche 14 an dem Gießformteil 1 und die
konische Sitzfläche 13 an dem Gießformteil 2 geformt ist. Der Dorn 12 des Gieß-
formteils 2 erstreckt sich in eine zu der Zylinderlaufbuchse 5 koaxiale Ausneh-
mung 15. Mit dem Bezugszeichen 16 ist ein in dem Formhohlraum 6 angeordne-
ter Kern für die Bildung eines Kühlmittelhohlraums bezeichnet. Das Bezugszei-
- 12 -
chen 17 weist auf einen Bereich hin, welcher wie der Bereich 10 zum Abtragen
von Gussmaterial durch spanabhebende Nachbearbeitung vorgesehen ist. Auch
ein dem Dorn 12 zugewandter Teil der Zylinderlaufbuchsen 5 wird später abge-
tragen.
Der Fachmann entnimmt der D1 die Lehre, dass eine Gießform für Zylinder eines
Motorblocks (Merkmal 1) mindestens einen leicht konischen Dorn 12 umfasst, auf
dem die Zylinderlaufbuchse 5 aufsitzt. Den Dorn 12 wird er von der Funktion her
ohne Weiteres als Pinole verstehen (Merkmal 2), wobei aus Figur 1 und der dazu
gehörenden Beschreibung ersichtlich ist, dass die Pinole die Zylinderbohrung des
Zylinderkurbelgehäuses ausspart (Merkmal 2.1) und von einer zylinderkopfseitigen
Wand des Werkzeugs (oberer Bereich des Gießformteils 2) zu dessen kurbelwel-
lenseitigen Wand (Gießformteil 1) verläuft (Merkmal 2.2). Da die Gießform zur
Herstellung eines mehrere Zylinder aufweisenden Motorblocks dient, sind die Pi-
nolen jeweils mit einer Zylinderlaufbuchse bestückt (Merkmal 3). Aus Figur 1 ist
auch ersichtlich, dass am oberen Ende der Zylinderlaufbuchse 5 ein Abstandhalter
vorgesehen ist, mit dem diese zur zylinderkopfseitigen Wand auf Abstand gehal-
ten wird (Merkmal 4).
Nicht offenbart sind in D1 die Merkmale, dass die Zylinderlaufbuchse mindestens
3 mm vor der zylinderkopfseitigen Wand des Gießwerkzeugs endet (Merkmal 3.1),
wobei die Zylinderlaufbuchse durch einen Absatz in der Pinole auf Abstand
gehalten wird und der Absatz in der Pinole ein oder mehrfach unterbrochen ist
(Merkmal 4.1.2) oder der Abstandshalter in Form eines Distanzrings ausgestaltet
ist (Merkmal 4.2).
In D1 wird zwar auch das Thema der Herstellung einer festen Verbindung zwi-
schen Gussmaterial und Zylinderlaufbuchse erwähnt - dazu soll eine Abstufung 18
an den Enden der Laufbüchse 5 beitragen - vgl. Sp. 3 Zn. 18 bis 24. Daraus ent-
nimmt der Fachmann jedoch noch nicht, dass dies auch durch einen Absatz in der
Pinole erreicht werden kann. Der Hinweis auf die mögliche Bildung von ringförmi-
- 13 -
gen, durch Gussmaterial ausfüllbaren Hinterschneidungen bezüglich der Lauf-
buchse in Sp. 3 Zn. 24 bis 27 der D1 lässt offen, ob dies auch zur besseren Ver-
bindung von Gussmaterial und Zylinderlaufbuchse dient. Selbst unter der An-
nahme, dass der Fachmann dies aus der Offenbarung in D1 herauslesen konnte,
gab es für ihn keine Anregung, die Zylinderlaufbuchse mindestens 3 mm vor der
zylinderkopfseitigen Wand des Gießwerkzeugs enden zu lassen. Die Lehre der D1
gibt dem Fachmann auch nicht die entscheidende Richtung zur Lösung des Prob-
lems des Patents an, nämlich den Absatz in der Pinole zu unterbrechen, um eine
nochmalige Verbesserung der Anbindung zwischen Zylinderlaufbuchse und Um-
guss zu realisieren. Auch das Merkmal, den Abstandshalter in Form eines
Distanzrings auszugestalten, der dessen Montage ohne Änderung des Gießwerk-
zeugs ermöglicht, ist in D1 nirgends offenbart oder auch nur angedeutet.
Die DE 35 39 674 A1 (D2) betrifft einen Doppel- bzw. Zwillings-Zylinderblockroh-
ling sowie eine Vorrichtung zum Gießen des betreffenden Zylinderblockrohlings
- vgl. D2 S. 5 Abs. 1. Dabei soll ua eine Vorrichtung zum Gießen eines Zylinder-
blockrohlings bereitgestellt werden, bei dem der Wert bzw. Betrag der jeweiligen
thermischen Zylinderausdehnung gleich-
mäßig um den Umfang des betreffenden
Zylinders während des Betriebs des Mo-
tors ist - vgl. S. 8 Abs. 4 in D2.
Die D2 beschreibt u. a. ein Gießwerkzeug
zur Herstellung eines Zylinderkurbelge-
häuses - vgl. den Ausschnitt aus Fig. 7 -
mit einem ersten Hohlraum C
1
, der aus
einem
Zwillings-Zylinderlaufbüchsen-
Formhohlraum C
a
, der zwischen einem
Wasserkühlungs-Formungssandkern 59
und einer Ausdehnungshülse 46 festgelegt ist, sowie aus einem Außenwand-For-
mungshohlraum C
b
, der zwischen dem Sandkern 59 und den beiden Seitenformen
- 14 -
im geklemmten Zustand festgelegt ist, besteht - vgl. D2 S. 14 Abs. 1. Ausdeh-
nungshülse 46 hält einen Zylinder bzw. Büchse 3 - vgl. D2 S. 12 Zn. 24 bis 35.
Hohlraum C
1
ist mit einem zweiten Formhohlraum C
2
für das Kurbelgehäuse ver-
bunden - vgl. D2 S. 14 Zn. 22 bis 29.
Damit offenbart die D2 dem Fachmann ein Gießwerkzeug zur Herstellung eines
Zylinderkurbelgehäuses einer Brennkraftmaschine (Merkmal 1) mit einer zylindri-
schen Ausdehnungshülse, d. h. Pinole (Merkmal 2), die die Zylinderbohrung des
Zylinderkurbelgehäuses ausspart (Merkmal 2.1) und von einer zylinderkopfseitigen
Wand des Werkzeugs zu dessen kurbelwellenseitigen Wand verläuft (Merk-
mal 2.2). Da der Zylinderblockkörper aus einer Vielzahl von beispielsweise vier
Zylinderlaufbüchsen bestehen kann - vgl. S. 12 Zn. 30 bis 34 - sind die Pinolen
jeweils mit einer Büchse bestückt (Merkmal 3).
Das Problem der besseren Anbindung zwischen einer Zylinderlaufbuchse und
Umguss in einem Zylinderkurbelgehäuse, um erhöhte thermische und mechani-
sche Belastungen in der Nähe des Zylinderkopfes auszugleichen, wird in D2 nicht
angesprochen. Hinweise, zur patentgemäßen Lösung dieses Problems, nämlich
einen Abstandshalter zwischen der zylinderkopfseitigen Wand und der Zylinder-
laufbuchse vorzusehen, sind aus D2 nicht zu entnehmen.
Damit hatte der Fachmann auch aus der Zusammenschau von D1 mit D2 keinerlei
Anregung oder Anlass, den Absatz in der Pinole ein- oder mehrfach zu unterbre-
chen oder den Abstandshalter in Form eines Distanzrings auszugestalten, auch
nicht die Zylinderlaufbuchse mindestens 3 mm vor der zylinderkopfseitigen Wand
des Gießwerkzeugs enden zu lassen.
Die andern, im Prüfungsverfahren neben der D1 und D2 herangezogenen Druck-
schriften liegen vom Gegenstand des Patents weiter weg und geben keine Anre-
gung zur Lösung des patentgemäßen Problems.
- 15 -
Die erfindungsgemäße Lösung des Problems, ein Gießwerkzeug zur Herstellung
eines Zylinderkurbelgehäuses einer Brennkraftmaschine mit den Merkmalen 1 bis
4.2 bereitzustellen, insbesondere mit einer Zylinderlaufbuchse, die mindestens
3 mm vor der zylinderkopfseitigen Wand des Gießwerkzeugs endet (Merkmal 3.1),
wobei die Zylinderlaufbuchse durch einen Absatz in der Pinole auf Abstand
gehalten wird und der Absatz in der Pinole ein- oder mehrfach unterbrochen ist
(Merkmal 4.1.2) oder der Abstandshalter in Form eines Distanzrings ausgestaltet
ist (Merkmal 4.2), hat weder aus den in Betracht zu ziehenden Entgegenhaltungen
noch deren Zusammenschau nahe gelegen. Vielmehr begründet gerade die in der
Rückschau einfache Art der Lösung die erfinderische Tätigkeit bezüglich des Ge-
genstandes des Anspruchs 1.
e
In Verbindung mit Patentanspruch 1 haben auch die darauf rückbezogenen
Patentansprüche 2 und 3 Bestand, da sie vorteilhafte und nicht selbstverständli-
che Ausführungsformen der im Anspruch 1 angegebenen Vorrichtung beschrei-
ben.
Feuerlein
Schwarz-Angele
Dipl.-Chem. Zettler
ist im Urlaub und
deshalb an der
Unterschrift gehin-
dert.
Feuerlein
Lange
Bb