Urteil des BGH vom 15.11.2006

Leitsatzentscheidung

BUNDESGERICHTSHOF
IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL
XII ZR 120/04 Verkündet
am:
15. November 2006
Breskic,
Justizangestellte
als
Urkundsbeamtin
der
Geschäftsstelle
in dem Rechtsstreit
Nachschlagewerk: ja
BGHZ: nein
BGHR: ja
BGB § 535
Zur Rechtsnatur der Softwareüberlassung im Rahmen eines ASP-Vertrages.
BGH, Urteil vom 15. November 2006 - XII ZR 120/04 - LG Mühlhausen
AG
Nordhausen
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Der XII. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat auf die mündliche Verhandlung
vom 15. November 2006 durch die Richter Sprick, Fuchs, Dr. Ahlt, die Richterin
Dr. Vézina und den Richter Dose
für Recht erkannt:
Auf die Revision der Klägerin wird das Urteil der 1. Zivilkammer
des Landgerichts Mühlhausen vom 6. Mai 2004 aufgehoben.
Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch
über die Kosten des Revisionsverfahrens, an das Berufungsge-
richt zurückverwiesen.
Von Rechts wegen
Tatbestand:
Die Klägerin verlangt von der Beklagten Entgelt aus einem Vertrag über
die Nutzung von Software und Zahlung restlicher Schulungskosten.
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Die Klägerin, die ihren Kunden auf einem zentralen Server installierte
Buchhaltungs- und Warenwirtschaftssoftware zur Nutzung über das Internet zur
Verfügung stellt, schloss mit der Beklagten am 19. Dezember 2000 einen Ver-
trag über einen so genannten "ASP-Service". Dieser umfasste die "Miete der
Software incl. Programmpflege, kostenlose Programmupdates, Nutzung bis zu
500 MB Datenvolumen/User, tägliche Datensicherung, Hotlineservice" zu einem
monatlichen Nutzungsentgelt von ursprünglich 900 DM netto. Gleichzeitig ver-
einbarten die Parteien die Einweisung durch die Klägerin zu einem Festpreis
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von 3.100 DM. Der auf unbestimmte Zeit abgeschlossene Vertrag war mit einer
Frist von 14 Tagen jeweils zum Monatsende kündbar.
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Ab Mitte März 2001 nutzte die Beklagte die Software, die nach ihrer Be-
hauptung schon bei Übergabe mangelhaft und unbrauchbar war. Nachdem die
Beklagte mit Schreiben vom 24. und 28. Juni 2001 verschiedene von der Kläge-
rin bestrittene Mängel der Software gerügt hatte, kündigte sie mit Schreiben
vom 12. September 2001, das der Klägerin am 14. September 2001 zugegan-
gen ist, den Vertrag außerordentlich, hilfsweise ordentlich. Gleichzeitig ließ sie
die für die Zeit von März 2001 bis August 2001 von der Klägerin im Wege des
Bankeinzuges von dem Konto der Beklagten abgebuchten Nutzungsentgelte in
Höhe von insgesamt 7.563,21 DM zurückbuchen. Für die Einweisung hat die
Beklagte an die Klägerin 2.250 DM bezahlt.
Das Amtsgericht hat der auf Zahlung von 4.912,24 € gerichteten Klage in
Höhe von 3.458,21 € stattgegeben und sie im Übrigen abgewiesen. Auf die Be-
rufung der Beklagten hat das Landgericht die Klage abgewiesen; die auf Zah-
lung weiterer 1.323,05 € gerichtete Anschlussberufung der Klägerin hat es zu-
rückgewiesen.
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Mit der vom Landgericht zugelassenen Revision verfolgt die Klägerin ih-
ren Klageantrag in Höhe von 4.781,26 € weiter
.
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Entscheidungsgründe:
Die Revision führt zur Aufhebung der angefochtenen Entscheidung und
zur Zurückverweisung der Sache an das Berufungsgericht.
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1. Das Berufungsgericht hat ausgeführt:
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Der zwischen den Parteien abgeschlossene ASP-Vertrag sei ein Vertrag
eigener Art, auf den im Wesentlichen Mietvertragsrecht anzuwenden sei. Bei
ASP-Verträgen sei die Software auf dem Server des Anbieters gespeichert, so
dass sie als Sache im Sinne von § 90 BGB anzusehen sei. Die Software werde
vom Anbieter dem Kunden auch im Sinne von § 535 Abs. 1 Satz 2 BGB über-
lassen, indem er sie ihm über das Internet zur Nutzung zur Verfügung stelle.
Im vorliegenden Fall habe die Klägerin nicht bewiesen, dass sie ihre ver-
tragliche Pflicht, der Beklagten die Software in einem zum vertragsgemäßen
Gebrauch geeigneten Zustand zu überlassen, erfüllt habe. Die Beweislast für
den vertragsgemäßen Zustand der Software bei deren Überlassung trage die
Klägerin als Vermieterin. Diesen Beweis könne sie nach ihrer eigenen Darstel-
lung nicht führen, da bei ihr weder die streitgegenständliche Software noch die
Dateneingaben der Beklagten vorhanden seien, obwohl die Klägerin nach dem
Vertrag zur Datensicherung verpflichtet gewesen sei und noch in der Klage-
schrift vorgetragen habe, die Daten seien noch vorhanden. Die Klägerin habe
somit keinen Anspruch auf Zahlung von Nutzungsentgelt. Schulungsgebühren
könne sie schon deshalb nicht verlangen, weil die Einweisung in eine nicht ver-
tragsgemäß funktionierende Software für die Beklagte ohne Nutzen sei.
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Das Landgericht hat die Revision nach § 543 Abs. 2 Nr. 2 ZPO zur Fort-
bildung des Rechts zugelassen, weil die Fragen, wie ein ASP-Vertrag rechtlich
einzuordnen sei und wann ein Anbieter vertragsgemäß erfüllt habe, in der
Rechtsprechung noch nicht geklärt seien.
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2. Zu Recht hat das Berufungsgericht auf den zwischen den Parteien ab-
geschlossenen so genannten ASP-Vertrag, soweit er auf die entgeltliche Über-
lassung von Standardsoftware gerichtet ist, Mietvertragsrecht angewandt.
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a) Bei dem ASP (Application Service Providing/Bereitstellung von Soft-
wareanwendungen und damit verbundener Dienstleistungen)-Vertrag in der hier
abgeschlossenen Variante stellt der Anbieter auf seinem Server Software bereit
und gestattet dem Kunden, diese Software für eine begrenzte Zeit über das In-
ternet oder andere elektronische Netze zu nutzen. Die Software verbleibt wäh-
rend der gesamten Nutzungsdauer auf dem Rechner des Anbieters. Dem Kun-
den werden die jeweils benötigten Funktionen der Anwendungen lediglich über
Datenleitungen auf seinem Bildschirm zur Verfügung gestellt. Als zusätzliche
Leistung übernimmt der Anbieter in der Regel - wie auch hier - die Software-
pflege, Updates und Datensicherung und stellt für die Nutzung Speicherplatz
zur Verfügung.
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Als typische Leistung steht beim ASP-Vertrag danach die Gewährung
der Onlinenutzung von Software für eine begrenzte Zeit im Mittelpunkt der ver-
traglichen Pflichten. Es liegt deshalb nahe, mit der überwiegenden Meinung im
Schrifttum, als Rechtsgrundlage für diese vertraglichen Ansprüche, einen Miet-
vertrag, der die entgeltliche Gebrauchsüberlassung einer beweglichen oder un-
beweglichen Sache zum Gegenstand hat, anzunehmen (Koch ITRB 2001, 39,
40; Bettinger/Scheffelt CR 2001, 729, 731; Röhrborn/Sinhart CR 2001, 69, 70 f.;
Sedlmeier/Kolk MMR 2002, 75, 78; von Westerholt/Berger CR 2002, 81, 84;
Junker NJW 2003, 2792, 2797; Marly Softwareüberlassungsverträge 4. Aufl.
Rdn. 563, 567).
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b) Entgegen der Ansicht der Revision scheidet eine Anwendung des
Mietrechts nicht deshalb aus, weil es sich bei der Software nicht um eine Sache
im Sinne des § 90 BGB handele.
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Der Bundesgerichtshof hat wiederholt entschieden, dass eine auf einem
Datenträger verkörperte Standardsoftware als bewegliche Sache anzusehen ist,
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auf die je nach der vereinbarten Überlassungsform Miet- oder Kaufrecht an-
wendbar ist (BGHZ 143, 307, 309; 109, 97, 100 f.; 102, 135, 144; BGH Urteile
vom 4. März 1997 - X ZR 141/95 - MDR 1997, 913
;
vom 14. Juli 1993 - VIII ZR
147/92 - NJW 1993, 2436, 2437 f.; vom 7. März 1990 - VIII ZR 56/89 -
NJW 1990, 3011; vom 6. Juni 1984 - VIII ZR 83/83 - ZIP 1984, 962, 963; Be-
schluss vom 2. Mai 1985 - I ZB 8/84 - NJW-RR 1986, 219; vgl. auch Schweize-
risches Bundesgericht BGE 124 III 456, 459). Diese Auffassung hat im Schrift-
tum weitgehend Zustimmung erfahren (Ermann/Michalski 11. Aufl. § 90 Rdn. 3;
Soergel/Marly 13. Aufl. § 90 BGB Rdn. 3; Palandt/Heinrichs 65. Aufl. § 90 BGB
Rdn. 2; König NJW 1993, 3121 ff.; Marly BB 1991, 432; Koch aaO 40 f.; Henss-
ler MDR 1993, 489, 490; Sedlmeier/Kolk aaO 77; a.A. Müller-Hengstenberg
CR 2004, 161, 164; Redeker NJW 1992, 1739; Diedrich CR 2002, 473, 475;
zum Streitstand: Marly aaO Rdn. 69 ff.).
Die beim ASP-Vertrag geschuldeten Softwareprogramme sind auch auf
einem Datenträger verkörpert. Denn die der Steuerung des Computers dienen-
den Programme müssen, um ihre Funktion erfüllen zu können, d.h. um über-
haupt nutzbar zu sein, in verkörperter Form vorhanden sein, sei es auf einem
Wechselspeichermedium (z.B. auf Diskette, CD, USB-Stick), oder auf einer
Festplatte oder auch nur auf einem flüchtigen (stromabhängigen) Speicherme-
dium (vgl. hierzu Marly aaO Rdn. 102 m.w.N., 119). Gegenstand des
ASP-Vertrages ist somit stets die verkörperte geistige Leistung. Dabei ist es
ohne Bedeutung, auf welchem Informationsträger das Computerprogramm ver-
körpert ist. Entscheidend ist nur, dass es verkörpert und damit nutzbar ist. Ver-
gleichbar mit dem elektronischen Datenträger ist das Buch. Auch das Buch,
dessen Sachqualität nicht angezweifelt wird, ist Ergebnis einer schöpferischen
Geistestätigkeit und wird ausschließlich wegen seines geistigen Inhalts und
nicht wegen seines Informationsträgers, des Papiers, erworben. Dadurch ver-
liert es jedoch nicht seine Sachqualität (Marly aaO Rdn. 98 m.w.N.).
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Von der dem Anwender zur Nutzung des Computerprogramms überlas-
senen Werkverkörperung ist das urheberrechtlich geschützte Werk zu trennen
(König aaO 3122). Letzteres spielt für die Rechtsnatur des Softwareüberlas-
sungsvertrages keine Rolle. Denn der mit dem Softwareüberlassungsvertrag
verfolgte Zweck geht dahin, dem Anwender die Nutzung eines Computerpro-
gramms zu ermöglichen, sei es urheberrechtlich geschützt oder ungeschützt.
Für ein geschütztes Programm bedarf es freilich zusätzlich der urheberrechtlich
erforderlichen vertraglichen Vereinbarungen, wie der Erlaubnis zur Vervielfälti-
gung, Übersetzung, Verbreitung gemäß § 69 c UrhG. Im Übrigen muss sich die
Gewährleistung wegen Funktionsmängeln von Computersoftware bei urheber-
rechtlich geschützter und urheberrechtlich ungeschützter Software nach identi-
schen Regeln richten, weil diese Frage mit dem Urheberrecht nicht im Zusam-
menhang steht (BGHZ 102, 135, 142).
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c) Der Anwendbarkeit von Mietrecht steht auch nicht entgegen, dass die
Beklagte keinen Besitz an den verkörperten Computerprogrammen erlangt,
sondern diese ihr nur über das Internet zugänglich sind.
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Der Mietvertrag setzt keine Besitzverschaffung, sondern lediglich eine
Gebrauchsüberlassung voraus. Art und Umfang der Gebrauchsüberlassung
richten sich nach den vertraglichen Vereinbarungen. Nur wenn hiernach der
Gebrauch der Mietsache notwendig deren Besitz voraussetzt, gehört zur
Gebrauchsgewährung auch die Verschaffung des Besitzes (Senatsurteil
vom 17. Juli 2002 - XII ZR 86/01 - NJW 2002, 3322, 3323; BGH, Urteil vom
1. Februar 1989 - VIII ZR 126/88 - NJW-RR 1989, 589). Ist daher eine Besitz-
verschaffung für den vertragsgemäßen Gebrauch nicht erforderlich, wie hier bei
der Onlinenutzung von Software, so genügt es für die Gebrauchsgewährung,
wenn dem Mieter der Zugang zur Mietsache verschafft wird, der auch online
erfolgen kann (Senatsbeschluss vom 28.
Oktober 1992 -
XII
ZR 92/91
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NJW-RR 1993, 178 zur Qualifizierung der Nutzung eines Rechners, dessen
Rechnerkapazität der Beklagten u. a. durch Fernzugang mittels DATEX-T ein-
geräumt wurde, als Mietvertrag).
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d) Ebenso wie die zeitlich begrenzte Softwareüberlassung durch Online-
zugriff auf den Server der Klägerin ist auch die hier weiter vereinbarte Zurverfü-
gungstellung von Speicherkapazitäten auf dem Server der Klägerin zur Spei-
cherung der von der Beklagten im Rahmen der Softwarenutzung eingegebenen
Daten mietvertraglich zu qualifizieren (Senatsbeschluss vom 28. Oktober 1992
aaO).
e) Der Anwendung von Mietvertragsrecht auf die Softwareüberlassung
steht auch nicht entgegen, dass in dem ASP-Vertrag weitere Leistungen wie
Programmpflege, Programmupdates, Datensicherung, Hotlineservice und Ein-
weisung in die Software vereinbart worden sind, die anderen Vertragstypen
(Dienst- oder Werkvertrag) zugeordnet werden können. Insoweit handelt es sich
bei dem ASP-Vertrag um einen zusammengesetzten Vertrag, bei dem jeder
Vertragsteil nach dem Recht des auf ihn zutreffenden Vertragstypus zu beurtei-
len ist (BGHZ 63, 306, 309 ff.), soweit dies nicht im Widerspruch zum Gesamt-
vertrag steht (Senatsurteil vom 19. Dezember 2001 - XII ZR 233/99 - NJW
2002, 1336, 1337).
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3. Die Annahme des Berufungsgerichts, die Klägerin sei für den mangel-
freien Zustand der Software bei deren Überlassung an die Beklagte beweisbe-
lastet, wird jedoch von seinen Feststellungen nicht getragen.
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a) Nach allgemeinen Beweislastgrundsätzen muss der Vermieter bewei-
sen, dass er seine vertragliche Pflicht, dem Mieter die Mietsache in vertrags-
gemäßem Zustand zu überlassen, erfüllt hat (Schmidt-Futterer/Eisenschmid
Mietrecht 8. Aufl. § 535 Rdn. 47; Palandt/Weidenkaff 65. Aufl. § 535 Rdn. 33).
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Nach Überlassung der Mietsache obliegt demgegenüber dem Mieter die
Beweislast dafür, dass die Mietsache zum Zeitpunkt der Übergabe mangelhaft
war, wenn er die ihm überlassene Sache als Erfüllung angenommen hat (BGH
Urteil vom 13. Februar 1985 - VIII ZR 154/84 - NJW 1985, 2328, 2329; Wolf/
Eckert/Ball Handbuch des gewerblichen Miet-, Pacht- und Leasingrechts
9. Aufl. Rdn. 246; Kraemer in Bub/Treier Handbuch der Geschäfts- und Wohn-
raummiete 3. Aufl. Kap. III B Rdn. 1368; Marly aaO Rdn. 872; für Leasing und
Kauf nach Entgegennahme der Sache: BGH Urteil vom 5. Juli 1989 - VIII ZR
334/88 - NJW 1989, 3222, 3224; BGHZ 159, 215, 217 f.). Dies ergibt sich aus
§ 363 BGB, der die Beweislast dem Gläubiger auferlegt, wenn er die Leistung
des Schuldners als Erfüllung angenommen hat. Für die Frage, wer die Beweis-
last trägt, kommt es somit darauf an, ob die Mietsache überlassen und vom
Mieter angenommen worden ist.
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Überlassen ist die Mietsache, wenn der Mieter in die Lage versetzt wird,
die Mietsache vertragsgemäß zu nutzen. Wann das der Fall ist, beurteilt sich
nach dem Umfang der vereinbarten Leistungen. Eine Annahme als Erfüllung,
die anders als die Abnahme gemäß § 640 BGB kein Rechtsgeschäft, sondern
eine tatsächliche Handlung ist (MünchKomm/Wenzel 4. Aufl. § 363 BGB
Rdn. 3), liegt vor, wenn der Mieter durch sein Verhalten zum Ausdruck bringt,
dass er die Mietsache als im Wesentlichen vertragsgemäße Leistung ansieht.
Ein allgemeiner Vorbehalt, dass die Vertragsmäßigkeit der Leistung nicht aner-
kannt werde, schließt die Annahme als Erfüllung nicht aus (RGZ 71, 23).
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b) Das Berufungsgericht hat festgestellt, dass die Beklagte die Software
ab Mitte März 2001 genutzt und mit Schreiben vom 24. Juni und 28. Juni 2001
verschiedene Mängel gerügt hat. Auf der Grundlage dieser Feststellungen durf-
te das Berufungsgericht nicht davon ausgehen, dass die Klägerin die Beweis-
last für die Mangelfreiheit der Software trägt. Denn durch die Nutzung der Soft-
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ware über mehrere Monate ohne Mängelrüge hat die Beklagte zum Ausdruck
gebracht, dass sie die Software als im Wesentlichen vertragsgemäße Leistung
ansieht. Dann trifft aber nach den oben dargestellten Grundsätzen die Beklagte
die Beweislast für den von ihr behaupteten mangelhaften Zustand der Mietsa-
che.
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4. Eine vertragsgemäße Überlassung der Mietsache läge allerdings dann
nicht vor, wenn die Klägerin durch die bloße Überlassung der Software die ver-
traglich geschuldete Leistung nicht vollständig erbracht hätte. Davon wäre aus-
zugehen, wenn die Klägerin die zusätzlich vertraglich vereinbarte Einweisung
nicht durchgeführt hätte (vgl. für den Kauf von Software: BGHZ 143, 307, 313).
Denn erst nach erfolgter Einweisung wäre die Beklagte in der Lage gewesen,
die Mietsache vertragsgemäß zu nutzen.
Das Berufungsgericht hat keine Feststellungen dazu getroffen, ob die
Klägerin die von ihr vertraglich geschuldete Einweisung vorgenommen hat. Es
hat die Einweisung in eine mangelhafte Software von vorneherein für wertlos
angesehen und demgemäss die vom Amtsgericht hierzu erhobenen Beweise
nicht gewürdigt.
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Die Sache war an das Landgericht zurückzuverweisen, damit es diese
Feststellungen nachholen kann.
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Sprick
Fuchs Ahlt
Vézina Dose
Vorinstanzen:
AG Nordhausen, Entscheidung vom 30.10.2003 - 26 C 1094/01 -
LG Mühlhausen, Entscheidung vom 06.05.2004 - 1 S 351/03 -